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GTA 5 im Test: Mehr Ego fürs Chaos-Trio

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Es erscheint wie ein Déjà-vu-Erlebnis: Zunächst ziehen Sie im munteren Charakter-Wechselspiel einen Raubüberfall in der schneebedeckten US-Provinz durch. Alles scheint perfekt, die Kohle haben Sie im Sack. Doch der Rest läuft vollkommen aus dem Ruder. Cops halten Michael, Trevor und zwei andere Mitstreiter auf Trab, das Team wird getrennt – durch tödliche Kugeln oder anti-heroische Fahnenflucht. Fast zehn Jahre später findet sich jener Michael auf dem Psychiater-Sofa wieder.

Mit neuer Identität und einem neuen Leben in Saus und Braus: Luxus-Villa in bester Lage. Eine dem Yoga (und den Lehrern) verfallene Ehefrau. Dazu eine geltungssüchtige Tochter und einen faulen Videospiel-Nerd als Sohn – was kostet die Welt?

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Drei ist mindestens einer zu viel

Kein Wunder, dass ihn eine unfreiwillige Begegnung mit Hobby-Gangster Franklin wieder auf die schiefe Bahn bringt … Gemeinsam starten der von familiären Problemen geplagte frustrierte Ex-Verbrecher und der nach Wohlstand strebende Nachwuchs-Verbrecher aus einer idyllischen Hood ein kriminelles Ding nach dem anderen. Es sieht so aus, als könne nichts die beiden stoppen. Bis nach einem millionenschweren Juwelierraub ein alter Bekannter in den TV-Nachrichten davon Wind bekommt. Trevor. In der Not ein Landei geworden, „leicht“ reizbar, steht gleichermaßen auf Menschenfleisch sowie auf ältere Frauen. Kurzerhand stattet er seinem tot geglaubten Freund einen folgenschweren Besuch ab. Das Chaos, spätestens jetzt ist es perfekt.

„Grand Theft Auto“-Fans merken es schon: Wo „GTA 5“ draufsteht, sind immer noch Franklin, Michael und Trevor als chaotisches Gesamtpaket drin. Sie erleben die identische Story, spielen das Spiel aber trotzdem nicht auf die gleiche Art und Weise. Im Next-Gen-Durchlauf war das Test-Ziel eindeutig: Bloß nicht zu viel Geld sinnlos verprassen. Immerhin will der noch immer sündhaft teure Golfplatz im noblen Dorset Drive bezahlt sein, das Ding kostet ja nur schlappe 150 Millionen. Wenn da nicht die Schwäche für leichtbekleidete Damen und sündhaft teure Nobelschlitten wäre …

Wow, Homie!

Nachdem Entwicklerstudio Rockstar Games im vergangenen Jahr der vergangenen Konsolengeneration mit „GTA 5“ einen formidablen Ausklang spendierte, sind nun die Next-Gen-Systeme an der Reihe. Auf den neuen Konsolen kommt das Gangster-Epos standesgemäß in 1080p (zum Vergleich: auf Xbox 360 und PS3 waren es 720p) und 30 Bildern pro Sekunde. Die Geschichte bleibt wie gehabt, ist durch die neue Hardware-Power aber schöner denn je. Die getestete PlayStation-4-Version zaubert tolle Lichteffekte auf den Bildschirm: Sonne, Laternen und selbst Auto-Rückleuchten bieten Linsenreflexionen, die die Science-Fiction-Sparte Hollywoods vor Neid blass erstarren lässt. Dazu gesellen sich überall hochaufgelöste Texturen und die Charaktermodelle sehen noch authentischer aus – das eine Jahr auf dem Buckel und die alte Konsolenbasis merkt man dem Next-Gen-Auftritt kaum an.

Wenn man sich ein „GTA“ der Zukunft malen dürfte, es würde höchstwahrscheinlich ähnlich fantastisch aussehen. Aber auch nur ähnlich! Denn das Spiel krankt noch immer an Kantenflimmern, was besonders bei Ausfahrten mit dem Pkw auffällt. Das Flimmern ist zwar bei Weitem nicht mehr so extrem wie beim kleinen Bruder, aber nicht nur für Grafik-Enthusiasten immer noch allgegenwärtig. Auch die fast schon traditionellen Pop-ups begleiten Sie weitern durch Los Santos. Ob in kurzer Entfernung plötzlich aufploppende Brückenbalken, Sträucher oder Laternen – hier hat sich gefühlt nicht allzu viel getan. Bei satter Action auf dem Bildschirm – was auf der schier endlosen Jagd nach Polizei-Sternen nun mal oft vorkommt – kam sogar die PlayStation 4 als Testbasis gelegentlich überraschenderweise ins Stottern.

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Das sind bei einer derartig offenen Spielwelt ohne nennenswerte Ladezeiten Klagen auf allerhöchstem Niveau. Neben der ansonsten grandiosen Optik haben die Entwickler den ersten „GTA“-Auftritt auf den neuen Konsolen mit zahlreichen Extras ausgestattet. Flora und Fauna fallen deutlich üppiger aus, das Leben auf der Straße ist jetzt viel wirklichkeitsnäher. Ob in der mehr oder weniger gefährlichen Hood, dem noblen Vinewood oder in Paleto Bay hinter den Bergen – Opfer für den nächsten Überfall gibt es spätestens auf der PS4 und Xbox One mehr als genug.

Walkie-Talkies und Ego-Alarm

Rockstar Games nutzt den Controller als belebendes Element: Aus dem Lautsprecher des Dualshock 4 kamen völlig unerwartet Telefonanrufe. Wenn das erste Mal einer von Franklins Homies bei einem durchklingelt, lässt man vor Schreck fast das Gamepad fallen. In sämtlichen Gesprächen hören Sie Ihr Gegenüber über die eingebauten Mikrofone – eine tolle Idee und super umgesetzt. Nicht nur Gespräche, auch SMS- und Mail-Benachrichtigungen und den Polizeifunk erleben Sie so auf neue Art und Weise. Zumal sich die Aufnahmen allesamt unterscheiden: Plaudereien unter den Cops rauschen in bester Walkie-Talkie-Manier; dank iFruit verstehen Sie die Person am anderen Ende der Leitung glasklar. Ein sinnvolles Feature, da die vielen Geräuschquellen sich früher mitunter überschnitten haben, somit nicht immer leicht verständlich waren.

Mit dem neuartigen PS4-Touchpad wischen Sie sich das Leben einfacher: Per Gestensteuerung (hoch und runter) wechseln Sie die mit neuen Songs überarbeiteten Radiosender (mit Lady Gagas „Applause“ durch Vinewood cruisen, was gibt’s Schöneres?), mit Bewegungen nach links und rechts die Waffen. Ein Klick lässt Sie fröhlich durch bis zu vier Perspektiven schalten – dort finden Sie auch die größte Neuerung: die Ego-Ansicht. Die ist anfangs gewöhnungsbedürftig, wirkt fast wie ein Fremdkörper. Aber nach kurzer Zeit entwickelt sich die Shooter-Perspektive zu einem belebenden Element. Alles erscheint viel intensiver, Sie steigen verschärft ins harte Action-Geschehen ein.

Das Töten von Angesicht zu Angesicht macht das ohnehin schon brutale Gangsterleben noch blutiger. Auch im Inneren der vielen lässt sich der neue Anblick wählen. Sitzen Sie in einem Pseudo-Ferrari, haben Sie auch im detailliert modellierten Innenraum mitsamt Armaturenbrett das Gefühl, über 200.000 Scheine durch Los Santos zu kutschieren. Wer sich seines klassischen „GTA“-Genusses beraubt sieht, kann unbesorgt durchatmen – die neue Ansicht ist schließlich optional und frei kombinierbar. Bis auf wenige Ausnahmen (etwa als Hausmeister mit Wischmopp im Schlepptau) ist die Ego-Sicht immer anwählbar.

Fazit: GTA 5

Chapeau, Rockstar Games! So sieht eine gelungene Portierung aus. Auch in einem neuerlichen Durchgang macht das Abenteuer des berühmt-berüchtigten Chaos-Kommandos durch außergewöhnliche Erlebnisse in den vielfältigen Schauplätzen Spaß – trotz identischem Story-Inhalt. Rund 20 stets unterhaltsame Kampagnenstunden und zahlreiche Nebenmissionen fesseln passionierte Videospieler nach wie vor an die Flimmerkiste. Die neue Ego-Ansicht erweist sich als eine gelungene Option, die das Open-World-Spektakel aus einem anderen Blinkwinkel erstrahlen lässt. „GTA 5“ wirkt dadurch phasenweise wie ein anderes Spiel, wie eine wahr gewordene Vision für den Nachfolger. Auch optisch hat Rockstar Games den Sprung in die nächste Generation geschafft: Charaktermodelle, Wagen, Lichteffekte und hochauflösende Texturen – so muss ein „GTA“ heutzutage aussehen. Mit dem verringerten, aber noch existierenden Kantenflimmern, Pop-ups und Framerate-Problemen leistet sich das Spiel aber überraschende Technik-Defizite. Deshalb erhält die getestete PS4-Version von „GTA 5“ schlussendlich dieselbe Note wie in der Vorgängergeneration.

Erscheinungstermin „Grand Theft Auto 5“: 18. November 2014 für PS4 und Xbox One; 27. Januar 2015 für PC.

Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de

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