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GTA 5 im Test: Nummer 5 siegt!

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Plötzlich stehen Sie mitten in einer fremden Stadt. Ein vorbeifahrender Pick-up hupt aggressiv, der Fahrer zeigt Ihnen aus dem offenen Fenster den Stinkefinger, brüllt: „Get off the road, idiot!“ Sie treten einen Schritt zurück, rempeln einen telefonierenden Fußgänger an, der seinen Kaffeebecher fallen lässt. „Excuse me“, murmeln Sie und ernten böse Blicke. „Fucking douche“, schimpft man Ihnen nach. Was jetzt?

Klar, erst mal muss ein Auto her. An der Kreuzung hält in diesem Moment ein schickes schwarzes Cabrio, Gangster-Rap dröhnt aus dem Radio. Sie schauen sich kurz um: keine Cops in Sicht. Sie nähern sich dem Auto, reißen die Tür auf und zerren den verängstigten Fahrer auf die Straße. „It’s just a car!“, rufen Sie ihm noch zu, als Sie mit durchdrehenden Reifen über die Kreuzung brettern. Willkommen in „GTA 5“!

Die Spielwelt: Los Santos

Rockstar hat nicht zu viel versprochen: Los Santos ist gewaltig. Wenn Sie die Stadt und das Umland vollständig erkunden wollen, sollten Sie sich schon mal ein paar Wochen Urlaub nehmen. Sie begehen und befahren die Landschaft in „Echtzeit“. Heißt: Charaktere schweben nicht wie in anderen Spielen mit einem Schritt fünf Meter weit, sondern legen so viel Weg zurück, wie Sie es auch in echt tun würden. Zu Fuß bräuchten Sie also Tage, wenn nicht Wochen, um alles zu sehen. Mit dem Auto geht es da schon schneller – allerdings hat die Redaktion nach rund 30 Stunden Spielzeit noch immer nur knapp die Hälfte der Spielwelt aufgedeckt. Was wohl vor allem daran liegt, dass Sie ständig von Ihrem eigentlichen Ziel abgelenkt werden: Von A nach B zu fahren, endet immer entweder beim Frisör, im Tattoo-Studio, in einer Werkstatt, bei einem „kleinen Verbrechen“, bei einem spannenden Gespräch zwischen Passanten, in einer detailreich gestalteten Nebenstraße oder – was auch sonst – mit einer ungeplanten Verfolgungsjagd mit der Polizei.

Die Stadt führt ein ausgeprägtes Eigenleben: Nicht immer hat eine Polizeisirene etwas mit Ihnen zu tun, nicht immer sind Schüsse in der Umgebung auf Sie gemünzt. Unfälle passieren in Los Santos regelmäßig – auch ohne Ihr Zutun. Folgen Sie doch mal einem Polizeiwagen, dann geraten Sie vielleicht in eine Schießerei in einem Gangsterviertel oder beobachten einen Raubzug anderer Krimineller. Vorsicht ist trotzdem geboten: Wenn Sie sich einmischen, kann es sein, dass die Cops Sie ganz schnell auf die Fahndungsliste setzen.

Die Spielwelt: Details

„GTA 5“ ist mit mehr als 200 Millionen US-Dollar Entwicklungsbudget eines der teuersten Spiele bislang. Das merken Sie als Spieler sofort, denn die Entwickler überlassen nichts dem Zufall: Wenn Sie im Auto sitzen und jemanden anrufen, hält Ihr Charakter während des gesamten Gesprächs das Telefon am Ohr. Haben Sie Passagiere im Auto, unterbrechen die das Gespräch, wenn Sie einen Unfall bauen. Auch sonst reagieren Mitfahrer auf Ihr Fahrverhalten, ebenso die anderen Verkehrsteilnehmer.

Klauen Sie ein Auto, müssen Sie damit rechnen, dass der bestohlene Fahrer Ihnen folgt und versucht, seine Karre zurückzuholen. Möglich also, dass man Sie zwei Kreuzungen weiter plötzlich aus dem gerade gestohlenen Fahrzeug zieht und verprügelt. Ebenso ungehalten reagieren manche Fahrer, wenn Sie sie rammen, ihnen hinten drauffahren oder die Vorfahrt nehmen. Rechnen Sie mit Schießereien, wenn Sie dem falschen Einwohner das Auto schrotten.

Zu Fuß gibt es fast noch mehr zu bestaunen als im Auto: Bewegliche Gegenstände wie Hüte, Brillen, Kaffeebecher fliegen durch die Gegend, wenn Sie jemanden anrempeln, verprügeln oder mit gezogener Waffe erschrecken. Einige Passanten reagieren aggressiv, wenn Sie zu dicht vorbeilaufen. Shop-Besitzer sind sich nicht zu schade, Ihnen eine zu verpassen, wenn Sie Tische oder Mobiliar umwerfen oder zerstören.

Die Grafik: Wie geht das bitte, Rockstar?

Die Erwartungen waren hoch. Die ersten Trailer versprachen ein detailreiches Ambiente, eine extrem weite Sicht über die Stadt und beeindruckende Lichteffekte. Und: Ja, so sieht „GTA 5“ auch in echt aus. Klar, ein bisschen Kantenflimmern hier und da, hin und wieder ein paar verwaschene Texturen und unter Wasser sind die Lichtkegel dann doch eindeutig programmiert.

Aber das ist Erbsenzählerei, denn Rockstar hat aus den „alten“ Konsolen den letzten Lebensfunken herausgekitzelt. Die Grafik ist beeindruckend klar, die Details der Stadt schmeicheln jedem Auge. Nicht umsonst steht man in Los Santos gern mal sinnlos herum und lässt die Umgebung auf sich wirken. Bei Nacht kommt Großstadtflair auf und Sonnenuntergänge auf dem Mount Chiliad haben garantiert mehr Atmosphäre als der gesamte Spätherbst in Deutschland.

Linda meint: „Ich lasse mich von den Grafik-Motzern nicht beeinflussen. Klar, hier und da ist nicht alles so flüssig und glasklar, wie man es sich im Idealfall wünscht. Aber was ist der ,Idealfall’? Die Realität? ,GTA 5’ ist ein Detail-Monster, das auf veralteten Konsolen läuft. Der Sprung von ,GTA 4’ ist enorm. Das und alle ,Krass, das sieht ja geil aus!’-Kommentare von Zuschauern reichen als Antwort wohl aus.“

Missionen: Keine Spoiler

Schießen, Autofahren, Bomben legen – wie abwechslungsreich können Missionen da wohl sein? Sie werden sich wundern. Vor allem die Hauptmissionen der Geschichte rund um Trevor, Michael und Franklin lassen kein Auge trocken. Die ersten paar Aufträge erledigen Sie mit Franklin, später kommt Michael dazu, schließlich der irre Trevor. Dann geht es erst richtig los: Zu dritt erledigen Sie die ganz großen Nummern.

Vor jedem großen Coup entscheiden Sie, wie Sie ihn ausführen wollen – es gibt diverse Optionen. Je nachdem, für welchen Weg Sie sich entscheiden, besorgen Sie sich die passenden Fahrzeuge oder Utensilien: Müllwagen, Overalls, Masken, Betäubungsgas – Sie kümmern sich um alles selbst, stellen Fluchtfahrzeuge an eigens gewählten Orten auf, heuern Helfer für die Mission an.

Bei jeder großen Mission schießt das Adrenalin in die Höhe: Sie arbeiten oft unter Zeitdruck, unvorhergesehene Zwischenfälle erschweren den Auftrag und wenn Sie nicht flink genug zwischen den Charakteren wechseln, ist die Mission schneller vorbei, als Sie „Scharfschützen“ sagen können.

Ja, „GTA 5“ ist zum Teil knüppelschwer. Aber nie unfair: Ist eine Mission gescheitert, starten Sie nicht ganz von vorn, sondern an einem Checkpoint, der Sie oft aufatmen lässt. Scheitern Sie immer wieder, lässt sich der Part sogar überspringen. Die Geschichte geht weiter – und Sie haben die Möglichkeit, jede Mission später noch mal zu spielen. Das Spiel belohnt Schnelligkeit und besondere Leistungen – für bestandene Missionen gibt es Bronze-, Silber- und Goldmedaillen. Langzeitmotivation: gerettet!

Nebenmissionen: Keine Spoiler!

Rechnen Sie damit, dass Sie in Los Santos nicht sofort den Überblick über das Geschehen haben. Den wollen Sie auch gar nicht, denn „GTA 5“ lebt davon, dass Sie an jeder Straßenecke etwas tun können. Neben den Hauptmissionen, die mit farbigen Buchstaben auf der Karte markiert sind und die Sie jederzeit starten können, indem Sie sich dorthin begeben, gibt es zahlreiche Nebenmissionen.

Jeder der drei Spielcharaktere bekommt eigene besondere Aufträge, die sich hinter den farbigen Fragezeichen auf der Karte verbergen. „Freaks und Freunde“ nennt sich der Menüpunkt – und das ist nicht untertrieben: Nebenmissionen sind höchst unterhaltsam. Wundern Sie sich einfach über gar nichts – auch nicht über Aliens.

Aber Moment, das war’s? Garantiert nicht: Auf Ihrem Weg durch die Stadt kann alles passieren. Immer mal wieder tauchen Aufträge auf, die im Eigenleben von Los Santos entstehen. Wenn Sie schnell reagieren, können Sie helfen: Holen Sie einem Jugendlichen das gestohlene Fahrrad zurück, bringen Sie einer Passantin die geklaute Handtasche wieder oder fahren Sie einen heillos betrunkenen Typen nach Hause. Gute Taten, die Ihr Karma wiederherstellen – die sich aber auch auszahlen können. Manch ein Passant meldet sich womöglich noch mal bei Ihnen, wenn Sie gar nicht damit rechnen. Und das kann sich auszahlen …

Computer Bild SpieleDie Steuerung: Autofahren!

Es geht nichts über Autofahren in „GTA 5“. Und das ist noch besser als in sämtlichen Vorgängern: Jedes Fahrzeug fährt sich anders – ob Sportwagen, Lkw oder Fahrrad, Sie spüren einen deutlichen Unterschied im Verhalten und in der Steuerung. Je nach Untergrund, auf dem Sie fahren, passt sich auch die Vibration Ihres Controllers an. Fahren Sie Ihre Karre zu Schrott, merken Sie das ebenfalls schnell: Geplatzte Reifen, schleifende Fahrzeugteile, eine fehlende Motorhaube oder eine zerstörte Radachse wirken sich deutlich auf Fahrverhalten und Vibration aus.

Selbst wenn das Autofahren wunderbar klappt, brauchen Sie vermutlich etwas länger, um sich an die Steuerung von Flugzeugen und Hubschraubern zu gewöhnen. Die ist so anspruchsvoll, dass sie einem Flugsimulator in nicht viel nachsteht. Geben Sie also nicht gleich auf, wenn Sie statt auf der Landebahn auszurollen im Waldstück nebenan draufgehen.

Abzüge in der B-Note gibt es in Sachen Faustkämpfe: Eine ordentliche Schlägerei in einem Stripclub oder in einem Drogenumschlagsviertel macht nicht immer Spaß. Oft steht Ihr Charakter mit dem Rücken zum Ziel, dreht und wendet sich hilflos und schlägt behäbig immer wieder daneben. Auch die Schießereien könnten einen Tick flüssiger laufen – erst mit verbessertem Fadenkreuz (lässt sich in den Spieleinstellungen umstellen) visieren Sie Gegner etwas einfacher an. Mit der Shooter-Mechanik muss man erst warm werden, Spielspaßminderung gibt das aber keine.

Freizeit: Alles, was Sie ausprobieren müssen

Nach und nach schalten Sie mit Ihrem Fortschritt in der Hauptmission neue Aktivitäten frei: Tennis, Yoga, Shopping, Stripclubs, alles, was Spaß macht eben. Das meiste geht relativ gut von der Hand. Sogar Yoga-Übungen, verpackt in einer Art Minigame, sind gerade herausfordernd genug, um nicht zu langweilig zu sein. Für Action-Liebhaber ist diese Art der Freizeitgestaltung allerdings keine Option; Off-Road-Rennen mit dem Quad oder ein Triathlon durch Los Santos bieten da schon mehr Aufregung und steigern gleichzeitig die Ausdauer und sportlichen Fähigkeiten Ihres Charakters.

Wie es mit der Langzeitmotivation für die Freizeitaktivitäten aussieht, ließ sich in den ersten 30 Spielstunden nicht einschätzen – möglicherweise verlieren die Hobbys an Relevanz, sobald alle Charaktere genug Ausdauer angesammelt haben, um bei einem Flucht-Sprint erfolgreich abzuhauen. Besuche im Stripclub hingegen könnten auch im späteren Spielverlauf noch Spaß machen.

Hier ist allerdings ein klein wenig Kritik nötig: Wer die leicht bekleideten Damen im Striplokal abschleppen will, muss sich ein etwas eintöniges Minispiel geben. Schaut der Türsteher gerade nicht hin, machen Sie der Dame beim Tanz Komplimente und legen Ihre Hände auf ihre Hüfte. Leider hat jeder Charakter nur etwa fünf Sätze auf Lager (Männer halt …), die nach zehn Minuten ausgenudelt sind. Und das Betatschen der halbnackten Lady ist auch keine Erfüllung. Zumal: Ist die Sympathie-Leiste der Stripperin voll, ist das noch immer keine Garantie, dass sie Sie mit zu sich nimmt.

Stimmt sie zu, treffen Sie sie am Hinterausgang des Stripschuppens. Ein Auto sollten Sie dabei haben, denn zu Fuß geht die Dame nicht mit. Die Redaktion hat bisher nicht herausgefunden, was zu Hause bei der Stripperin passiert. Aber ein bisschen was wollen Sie sicher auch selbst noch herausfinden …

Fazit: GTA 5

„GTA 5“ ist derzeit DAS Spiel. Ein Stundenfresser im „Skyrim“-Stil in einer lebendigen, authentischen Umgebung. Alle Funktionen stehen für sich, „GTA“ ist Renn-, Sport-, Strategiespiel, Shooter, MMO in einem. Selbst wenn Sie 30 Stunden gespielt, nicht mal die Hälfte gesehen, nicht mal ein Drittel erlebt haben, können Sie es kaum erwarten, nach Hause zu gehen und weiterzuspielen. Klar: Man muss das Gangster-Ambiente mögen und den Schimpfwort-Zähler ausschalten, aber spätestens dann ist es das Spiel des Jahres.

Erscheinungstermin „Grand Theft Auto 5“: 17. September 2013 für Playstation 3 und Xbox 360.

Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de

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