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Larger than life: Musik mit Charakteren = unkaputtbar

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Eine Lausommernacht im Juli 2011. Die noch eher unbekannten Kellermensch aus Dänemark spielen im Berliner Comet Club. Es ist eines der intensivsten Konzerte des Jahres. Trotz diverser Sound-Probleme und nur mäßigem Zuschauer-Andrang.

Warum?

Weil die sechsköpfige Band (plus Live-Violinist) außer genialen Songs noch etwas hat, das vielen Bands momentan abgeht: Charaktere. Auf der Bühne stehen Typen, nicht einfach nur Instrumente-Bediener. Jeder einzelne ist sein eigener Headliner:

– der manische Sänger, der in all seiner Verzweiflung noch wütet und seine Texte nicht singt, sondern durchlebt.
– der kleine Gitarrist mit den starren wasserblauen Augen, dessen Halbakustische fast größer wirkt, als er selber.
– der riesige Schlacksbassist, der unbeteiligt auf das Geschehen herabblickt und dabei George Michael noch heterosexuell wirken lässt.
– der karge Violinist, der allein mit seinem verschlossen harten Gesicht mehr Geschichten erzählt, als manche Bands.

Wie viel dieser Bühnen-Charaktere nun Show ist, und wie viel absolut ehrliches Selbst, sei dahin gestellt. Fakt ist, dass Kellermensch nicht die Ersten sind, die einen Teil ihrer Live-Faszination daraus beziehen, Typen auf der Bühne stehen zu haben. Charaktere mit Ecken und Kanten. Was wären denn:

Metallica ohne James Hetfield?
Motörhead ohne Lemmy?
Slayer ohne Kerry King?
Iron Maiden ohne Bruce Dickinson?
Volbeat ohne Michael Poulsen?
Manowar ohne Joey DeMaio?
Rammstein ohne Till Lindemann?
Morbid Angel ohne David Vincent?
Nirvana ohne Kurt Cobain?
Oder auch The Doors ohne Jim Morrison?

Von Normalität und angepasster Stromlinienform ist jeder von uns tagein, tagaus schon genug umgeben. Spätestens beim emotionalen Befreiungsschlag „Konzert“ wollen wir mehr. Wollen wir Menschen sehen und bewundern, die eben anders sind als die Norm, mutiger sind als wir, eigener sind als der Rest.

Es gibt viele Bands mit guten Songs, die live aber kaum überzeugen, weil keine Ausstrahlung rüberkommt. Schlecht.

Es gibt viele Bands mit kantigen Typen auf der Bühne, die aber leider nur zweitklassige Songs spielen. Schlecht.

Manche Bands haben dann auch weder Songs noch Typen – vollkommen überflüssig. Und manche Bands haben beides. Das sind die Bands, die die Magie der Musik am Leben erhalten. Die Bands, wegen denen auch Fans in ihren 50ern noch feuchte Augen bekommen, wenn es endlich mal wieder zu einem Konzert gehen

Ob Kellermensch es mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Post Rock, Folk und Indie so weit schaffen, bleibt abzuwarten. Dass sie die Songs und die Ausstrahlung dazu haben, ist spätestens den Berlinern seit dem 19.07.2011 klar. Hier bekommt so schnell keine Band großen Applaus. Kellermensch schallt es noch klatschend hinterher, als die Musiker schon den Saal verlassen haben, die schwere Verbindungstür aus Eisen zugefallen und das Licht angegangen ist.

Bitte mehr von solchen Bands. Egal, welchen Stil sie nun spielen. Dann kann auch keine Krise der Welt unser Musik etwas anhaben. Dann ist Musik mehr als ein Produkt. Sie bleibt Herzensangelegenheit.

Kellermensch – ‘Moribund Town’:

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