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Tops und Flops

Manowar in Berlin: Wie königlich sind die Kings Of Metal heute noch?

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„Peinliche Affen“ oder „die größte Band der Welt“? Nicht nur auf unserer Facebook-Seite finden sich zum Thema Manowar gespaltene Meinungen – auch in der Redaktion wird gestritten, welchen Status die amerikanischen True Metaller heute noch innehaben. Ein Besuch beim Konzert im Berliner Tempodrom lässt sowohl positive als auch negative Rückschlüsse zu:

Flops:

  • Die Ticketpreise: Wer an der Abendkasse ein Sitzplatzticket erwerben wollte, musste in Berlin ganze 95 Euro hinlegen; Stehplätze waren nur unwesentlich billiger. Das sind astronomische Dimensionen (Shirts übrigens ab 35 Euro), die Manowar selbst zwar als gerechtfertigt ansehen („Schaut euch unsere Bühne an – dann seht ihr, wohin eure Kohle fließt!“), für den durchschnittlichen Metal-Fan aber schwer zu stemmen sind. Zumal…
  • … die komplette Show nur anderthalb (in Zahlen: 1,5) Stunden dauerte: Keine Vorband (worüber sich kaum jemand wundert), eine strikt eingehaltene Spielzeit von 20:15 bis 21:45 Uhr, die allerdings auch DeMaios Gequatsche, ein Basssolo und weitere Einlagen beinhaltete. Abendfüllende Unterhaltung sieht anders aus, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht.
  • Die Setlist: Manowar verfügen über so viele Hits, dass die Setlist eigentlich platzen müsste. Leider zockten die Amis ein gemischtes Programm, das auch Rohrkrepierer wie ‘The Lord Of Steel’ enthielt. Kein Wunder, dass sich im weiten Rund vor allem bei neueren Stücken ein Stimmungsabfall bemerkbar machte. Da wäre noch mehr gegangen!
  • Die Ansprachen: Joey DeMaio ließ es sich erneut nicht nehmen, Wagner als den ersten Metaller überhaupt darzustellen, Deutschland minutenlang auf unglaubwürdige Weise über den grünen Klee zu loben, über Metal-Magazine zu schimpfen („Damit wische ich mir meinen Arsch ab!“) und den bestaussehendsten Damen den üblichen Schwachsinn zu erzählen: „Du siehst heiß aus, Baby, aber wenn dein Freund Manowar-Fan ist, fi**e ich dich nicht – denn er ist mein ‘Brother Of Metal’!“ Das war vielleicht in den Achtziger Jahren cool, hat mittlerweile aber an Originalität eingebüßt und sollte auch Übermachos zu denken geben.
  • Das Posertum: Manowar nehmen sich ernst. Sehr ernst. Das kann man cool oder sehr albern finden. Mittlerweile geht die Sache jedoch soweit, dass keine Fotografen mehr akkreditiert werden – möglicherweise, um peinliche (?) Live-Bilder zu vermeiden. Angemessen oder lächerlich? Entscheidet selbst.

Tops:

  • Die großen Hits: ‘Kings Of Metal’, ‘Hail And Kill’ und ‘Warriors Of The World United’ live zu hören macht glücklich: Ein ganzes Rund singt vereint die Worte, die alle Metaller im Blut haben, hunderte Menschen ballen gleichzeitig die Fäuste und brüllen die magischen Zeilen in den Ring. Gänsehaut ohne Ende und ein Gefühl, das ein Lächeln aufs Gesicht zaubert!
  • Die Stimme: Man kann über Eric Adams denken, wie man will – doch im Moment zeigt sich der Sänger in Form und ruft eine gute stimmliche Leistung ab, welche die Hits gebührend veredelt und ihm in diesem Alter kaum mehr zuzutrauen war. Respekt – immerhin ist der Mann schon über 60!
  • Die Optik: Eine Bühne wie ein Tempel, eindrucksvolle Videoanimationen, Spielereien mit Dampf und Feuer; dazu glänzendes Leder und (großteils) gestählte Muskeln – Manowar mögen Poser sein, optisch kann man ihnen jedoch nicht vorwerfen, ihr Konzept zu vernachlässigen oder sich gehen zu lassen: Ein wenig mehr Bewegung auf der Bühne hätte nicht geschadet und Hardcore-Fans mögen barbusige Frauen und Motorräder vermissen, doch die optische Präsentation stimmte und machte Eindruck.
  • Die Emotionalität: Für ergreifende Momente sorgte die Gruppe mit dem Gedenken an ihre verstorbenen „Fallen Brothers“ zum Gitarrensolo von Karl Logan – im Moment aktueller denn je. Dementsprechend laut und intensiv brandete der Jubel auf, als u.a. Ronnie James Dio, Lemmy Kilmister und Christopher Lee auf der Videoleinwand im Hintergrund vorbeizogen.
  • Der Party-Faktor: Auch wenn das Berliner Tempodrom nicht ganz ausverkauft war, kann man von einer Bombenstimmung sprechen: Der Innenraum platzte aus allen Nähten, in den vorderen Reihen flogen durchgehend die Haare und auf den Rängen tanzten und grölten die Fans mit. Eine Band wie Manowar vereint Generationen und bringt unterschiedlichste Menschen auf den kleinsten (oder größten?) gemeinsamen Nenner: Heavy Metal. Danke dafür, Manowar!

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Heavy Metal in der DDR: Der Weg nach oben

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