Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Ragnarök Festival Live Bericht, Lichtenfels, 28. + 29.03.

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Damit dürfte das Festival seine Kapazitätsgrenze allerdings auch fast erreicht haben. Zu den Headlinern wird es in der Stadthalle ziemlich eng, auch wenn sich die Massen gut im Saal, auf den Rängen und an den Merch-Ständen im Foyer verteilen.

Gar nicht schön ist dagegen die Parkplatzsituation: Der Platz vor der Halle ist schnell voll mit Autos und Zelten, so dass der halbe Ort zum Park- und Campingplatz wird. Auch wenn die meisten Besucher in friedlicher Absicht unterwegs sind: die Anwohner freuen sich!

Immerhin ist Thor dem Ragnarök wohl gesonnen. Noch eine Woche vorher hätten die Besucher im Schnee zelten müssen, aber an diesem Wochenende hält doch tatsächlich der Frühling Einzug! Für die weniger hart Gesottenen stehen außerdem eine Reihe von Hotels, Gaststätten und eine vom Ragnarök bereitgestellte Schlafhalle bereit. Die echte Festival-Atmosphäre kommt natürlich auch auf: beim Anblick der Fressbuden, des Metal-Marktes im separaten Zelt, der Alkoholleichen in den Ecken und der Schlangen vor dem Klo.

Am wichtigsten bleibt aber die Musik. Für die sorgen an den beiden Tagen insgesamt 28 Bands rund um Pagan, Folk und Viking Metal – erstmals aber auch Bands, die mit dieser Szene nur wenig zu tun haben. Das garantiert dafür ein buntes Programm. Von Wikingern über Death Metaller und Gothics bis zu Schwarzheimern ist alles vertreten.


Freitag:

Für einigen Unmut sorgen am ersten Tag zwei kurzfristige Änderungen der Running Order: Nur einen Tag vor dem Festival werden Norther vorgezogen und müssen gegen halb Sechs als zweite Band auf die Bretter. Angesichts der Bekanntheit der Band seltsam, doch weder die Finnen noch die Besucher stören sich daran. Mehrere hundert Fans feiern den melodischen Death Metal ab und stimmen in Ohrwürmer wie ‘Frozen Angel’ vom aktuellen Album N ein. Petri Lindroos´ andere Band Ensiferum hätte thematisch vielleicht besser ins Billing gepasst, aber ein kleiner Plastik-Wikingerhelm soll heute auch genügen.

Für viele wirklich ärgerlich ist die Spielzeitänderung von Agalloch. Weil die Kollegen von Sworn am Flughafen ihre Instrumente verloren haben und Skyforger ihnen ihr Equipment leihen, müssen Agalloch zwei Stunden früher als geplant ran. So verpassen nicht wenige Fans die seltenen Gäste – und einen starken Auftritt obendrein! Wer zufällig doch gerade in der Halle ist, bekommt kalten Folk Black Metal zu hören, der mit monotonem Riffs und akustischen Instrumental-Parts überzeugt. Auch wenn der klare Gesang in Bathory-Manier etwas sehr schräg gerät, können Agalloch einige neue Fans gewinnen!

Skyforger dagegen haben ihre Fans schon und lassen die nach der Band rufende Menge nicht lange warten. Als die Letten die Bühne betreten, ist die Halle gut gefüllt – und das sicher nicht nur wegen den sinkenden Außentemperaturen. Vor allem, wenn in den melodischen Teilen die Flöte gezückt wird, gehen wahre Begeisterungsstürme durch das Publikum. Auf der Bühne sorgt die optisch fast nur aus Bärten bestehende Band unterdessen zusätzlich mit Dudelsack-gegen-Gitarre-Duellen für Stimmung.

Die Enttäuschung einiger Besucher, die sich auf Agalloch gefreut hatten, nun aber von Sworn überrascht werden, ist nachzuvollziehen. Doch immerhin: es hätte schlimmere Überraschungen geben können! Die norwegischen Newcomer überzeugen nämlich vollends. Trotz des jungen Alters atmen die fünf Musiker Finster Metal der alten Dissection-Schule, fesseln mit düsteren Melodien und heftig rockende Thrash-Riffs. Die Reihen haben sich nach Skyforger zwar etwas gelichtet und Sworn den späten Slot nur dem Zufall zu verdanken, doch mit ‘The Beauty Of My Funeral’ von ihrem Debütalbum THE ALLEVIATION nutzen sie ihn geschickt! Die fleißig rotierenden Schädel im Publikum sprechen Bände; der zugeworfene BH ebenfalls.

Der Auftritt von Turisas kündigte sich schon lange vorher an: immer wieder blickt man in schwarz-rot geschminkte Gesichter – gerne auch mal mit Herzchen verziert. Bei den Originalen sieht das natürlich eine Nummer beeindruckender aus, Fellen und Rüstungen sei Dank. Ausgelassene Stimmung ist beim energiegeladenen „Battle Metal“ natürlich vorprogrammiert: es wird gesungen, geschunkelt und der ein oder andere kleine Moshpit eröffnet. Letzteres geht in den Augen der ernsteren Pagan-Fraktion natürlich überhaupt nicht – so wird vor der Tür ausgiebig über die Band gelästert.

Dann: Schichtwechsel. Wer bei Turisas noch draußen stand, begibt sich jetzt in die Halle, die Spaß-Paganer belagern dagegen Fress- und Bierstände. Vor der Bühne ist es folglich zwar alles andere als leer, aber doch deutlich weniger voll. Was Ernsthaftigkeit und künstlerischen Anspruch angeht, spielen Primordial nunmal in einer ganz anderen Liga. Die epischen Kompositionen fordern von der Zuhörerschaft erhöhte Aufmerksamkeit, und weder Texte noch Bühnen-Show bieten viel zu Lachen. Sänger Alan Averill tritt als angeschossener irischer Soldat auf, windet sich theatralisch im Leid eines ganzen Volkes und durchbohrt die Zuschauer mit stechendem Blick. Intensiv, düster, faszinierend – Primordial und das Publikum zelebrieren zu fortgeschrittener Stunde wahres Heidentum und skandieren gemeinsam ‘As Rome Burns’. Der Metal kommt dabei natürlich auch nicht zu kurz, so dass die ‘Coffin Ships’ über ein Meer aus Haaren schwimmen. Ein würdigerer Headliner des ersten Tages ist kaum vorstellbar.

Setlist Primordial:

‘Empire Falls’
‘Gallows Hymn’
‘Sons Of The Morrigan’
‘As Rome Burns’
‘Coffin Ships’
‘Heathen Tribes’
‘Gods To The Godless’

Samstag:

Ganze 17 Bands sollen heute das Welten-Ende besingen – die erste schon um 11 Uhr! Wie aber auch sonst soll man seine, nach einer kalten Nacht im Zelt oder Auto steifen, Glieder wieder lockern, wenn nicht mit einer gesunden Mischung aus Bratwurst, Bier, Met und Metal? Man sieht den Festival-Gängern an den Augenringen und den verfilzten Haaren deutlich an, ob sie unter freiem Himmel oder doch in einem Hotel genächtigt haben. Einige liegen am Nachmittag auch schon wieder (oder immer noch?) schlafend in ihren Autos, andere dehnen das Gelände auf nahe gelegene Parkplätze und Vorgärten aus. Zum Glück zieht es auch einige in die Halle.

Dort warten am späten Nachmittag dann Battlelore auf sie. Es finden sich allerdings weniger Fans ein, als zur selben Uhrzeit am Vortag. So richtig ziehen will der schwüllstige Gothic Metal mit Frauengesang halt nicht. Battlelore scheinen eher eine Band zum Ansehen als zum Anhören zu sein – die Sängerin zumindest punktet gut auf der Schnuckel-Skala. Aber selbst das bricht der Rest der Band wieder herunter, vor allen Dingen die Rob Halford-Parodie an der Gitarre. Ihre kleine Anhängerschaft überzeugen die Finnen trotzdem und kriegen es bei ‘We Are The Legions’ mit in die Luft gereckten Fäusten gedankt.

Helrunar ziehen anschließend schon wieder mehr Heidenvolk an. Zum räudigen, melancholischen Black Metal bangen sich die Ragnarocker die schwarze Seele aus dem Leib. ‘Älter als das Kreuz’ wird sogar begeistert mitgesungen.

Es folgt die vielleicht größte Überraschung des Festivals. Eine zierliche blonde Frau betritt die Bühne, im mittelalterlichen Kleid und mit Fell behangen. Mit kraftvoller Stimme intoniert sie russischen Gesang – um dann in bester Angela Gossow-Manier beeindruckend zu Growlen! Maria Mascha Arichipowa von Arkona hat die vielleicht dicksten Eier des Festivals! Mit Hummeln im Hintern springt sie auf der Bühne umher und heizt ihren Band-Kollegen wie auch dem Publikum ein. Der melodische Death Metal mit russischen Folk-Elementen und Lailalai-Mitsingeinlagen reißt vom ersten bis zum letzten Ton mit. In der vordersten Reihe wird gleich eine Russland-Flagge gezückt, drum herum mitgegrölt und gehüpft. Die Band sollte man im Auge behalten!

So sauber der Start bei Arkona lief, so sehr geht er bei Menhir nach hinten los. Wegen technischer Probleme unterbricht die Band den ersten Song und lässt das Intro nochmal laufen. Danach legt sie aber um so fetter los und wird ordentlich abgefeiert. Mit ‘Einherjer’, ‘Des Kriegers Gesicht’ und ‘Wotans Runenlied’ lassen sie die Herzen der Fans höher schlagen, die in die Refrains mit einstimmen, die Hörner gen Himmel strecken und zu den ruhigeren Violinen-Klängen schwelgen.

„Wir entschuldigen uns wie üblich für die Verzögerung“, leitet Asis Nasseri den Auftritt von Haggard ein. Kein Wunder – 20 Minuten Umbaupause sind für 13 Musiker sehr knapp bemessen. Dafür hagelt es schon beim Soundcheck Applaus, und als der bunte Haufen die Bühne füllt, kennt die Begeisterung kein Halten mehr! Kunststück, bei einem Opener wie ‘The Day As Heaven Wept’ vom Debüt und einem derart fetten, transparenten Sound! Die Stimmung steigert sich im Lauf des Auftritts beinahe zur Euphorie, und auf der Bühne herrscht beste Laune: Die Band-Mitglieder scherzen, schneiden Grimassen und haben eine Menge zu Lachen. Vor allem Sopranistin Susanne Ehlers steckt mit ihrer Fröhlichkeit an und zieht die Aufmerksamkeit zusätzlich mit sexy Tanz- und Headbang-Einlagen auf sich. Um so schwerer trifft die Ansage, dass wegen der langen Umbaupause zwei Songs gestrichen werden müssen. Durch einen mächtigen „Zugabe!“-Chor lässt sich immerhin noch eine weitere Nummer herausschlagen.

Setlist Haggard:

‘The Day As Heaven Wept’
‘Per Aspera Ad Astra’
‘The Observer’
‘In A Pale Moon´s Shadow’
‘Herr Mannelig’
‘Awaking The Centuries’
‘Eppur Si Muove’

Nach so viel Bombast wird es Zeit für das Kontrastprogramm. Es dürfte zwar niemanden geben, der die schier ununterbrochen tourenden Unleashed bisher noch nicht gesehen hat – trotzdem macht der ebenso eingängige wie stumpfe Death Metal der sympathischen Schweden immer wieder Spaß! ‘Don´t Want To Be Born’, ‘Midvinterblodt’ oder ‘Winterland’ kann man schon beim ersten Hören mitgrölen und auch nach dem dutzendsten Mal noch darauf abgehen. Tolle Death Metal-Vollbedienung, zu der Köpfe abgeschraubt werden und sogar in kleinen Grüppchen gemosht wird. Aber bei Unleashed darf man das auch – sie sind ja kein richtiger Pagan Metal.

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Zum Weltherztag: Album-Cover mit Herz

Manchmal rutscht es in die Hose, öfter liegt es auf der Zunge. Manche haben es am rechten Fleck, andere schütten es aus: das Herz. Seit jeher genießt es eine enorme Symbolik: Wir schreiben ihm die Liebe zu, das vielleicht größte aller Gefühle. Kein Wunder, denn ohne sein Herz wäre kein Mensch lebensfähig. Über gebrochene und schwere Herzen, Liebende und Personen, die ihren Herzen folgen, gibt es unendlich viele Lieder. Doch Album-Cover, die ein Herz zeigen, gibt es – zumindest im Heavy Metal – nur wenige. Vielleicht empfinden viele Künstlerinnen und Künstler die Symbolik des Herzens als zu starr, zu unantastbar.…
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