Das fünfte Gojira-Album, das erste für Roadrunner, blickt sehr nach innen. Es setzt Themen wie Freiheit, Selbstbestimmung und Verantwortung zu tonnenschweren Riffs, differenziert Argumente zu Melodien und schafft flackernde Gitarrenatmosphären. Doch auf die erste Freude folgt Ernüchterung. Joe Duplantiers Pickslides, früher eines der eleganteren Markenzeichen der vier Franzosen, sind so omnipräsent, dass es nervt: Je verzweifelter man weghört, desto zielsicherer bohren sie sich ins Hirn.
Bruder Mario Duplantier, das drahtige Drum-Tier, pflügt derweil durch. Er, dessen komplexer Groove einem sogar biblische Plagen wie Schlagzeugsoli schmackhaft machen konnte, gibt diesmal die Menschmaschine, von megacleaner Produktion abstrahiert. Am Ende bleibt ein mulmiges Gefühl: Warum, Gojira, warum? Weil ihr für das Album zu viel Zeit hattet (vier Jahre)? Weil ihr den Schlussstrich verpasst, den Wald vor Bäumen nicht gesehen habt? Klar ist L’ENFANT SAUVAGE eine Fünf-Punkte-Qualitätsarbeit – aber im Grunde Wassertreten auf Olympia-Niveau.
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