Momentan herrscht eine gute Zeit für den Metal. Das liegt natürlich auch daran, dass zwischen Ende September und Anfang November viele verdiente Bands neue Platten veröffentlichen und damit das Qualitätsniveau naturgemäß höher ist als sonst. Doch es hat auch einen anderen, weitaus schöneren Grund: Es gibt diesmal einige Releases, bei denen man zu jeder Sekunde spürt, dass die Künstler beim Songwriting nicht einfach nur einem gewohnten Schema gefolgt sind. Und genau das macht sie glaubwürdig. Ob das nun die Ton gewordene Seelenqual von My Dying Bride, die Faustschlag-Brutalität von Anaal Nathrakh oder eben auch HONOR FOUND IN DECAY von Neurosis ist.
Dabei wartet die Oakland-Bruderschaft noch nicht einmal mit Unerwartetem auf: Das Sound-Spektrum, in welchem sich Neurosis speziell in den vergangenen zehn Jahren bewegt haben, wird lediglich um Nuancen erweitert. Mal schieben sich Space Rock-Parts zwischen die Felsbrocken (‘My Heart For Deliverance‘), mal introvertiert-sanfte Folk-Melodien. Doch im Kern bleibt ein zentrales Riff der Dreh- und Angelpunkt eines jeden Stücks, zum Beispiel in ‘Bleeding The Pigs’, das gar mit einer minutenlangen Instrumental-Wiederholung des Themas ausklingt.
Neurosis beweisen damit erneut, dass sie die unangefochtenen Könige der Repetition sind – und zwar sowohl in den brachialen als auch den zarten Momenten. Sie schaffen es, die vermeintliche Monotonie zu ihrem Vorteil zu nutzen: Scott Kelly & Co. münzen sie einfach in ein Mantra um, dessen Kraft sich niemand entziehen kann – weder der Hörer, noch sie selbst. Was dazu führt, dass HONOR FOUND IN DECAY nicht nur fantastisch wogt, (g)rollt und groovt, sondern auch zu jeder Sekunde authentisch ist.
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