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Eskimo Callboy CRYSTALS

Trancecore, Airforce1/Universal 15 Songs / VÖ: erschienen

5.0/ 7
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Hasser werden hassieren. Massiv! Das ist der Teil von CRYSTALS, der am wenigsten überrascht. Davon abgesehen schaffen es Eskimo Callboy auf ihrem neuen Album regelmäßig, verblüfft aufhorchen zu lassen. An ihrem Stil haben sie natürlich wenig gedreht – warum auch? Die Mischung aus Dancefloorsounds, auf die Live-Situation getrimmten Auto-Tune-Refrains, massiven Breakdowns und wuchtiger Gewalt mit viel Ironie funktioniert offenkundig.

Die Songs, die dabei herauskommen, sind auf dem jetzt vorliegenden dritten Album schlüssiger und noch abwechslungsreicher. ‘Baby (T.U.M.H.)’ greift den ’N Sync-Hit ‘Tearing Up My Heart’ auf und ‘My Own Summer’ könnte zu Teilen aus dem Scooter-Baukasten stammen. Aber Eskimo Callboy können auch traditionell(er): Das Titelstück und ‘Monster’ grooven, rocken und sind, von einigen Samples abgesehen, kaum weniger ernster Metalcore als etwa As I Lay Dying; ‘F.D.M.D.H.’ bemüht sich sogar augenzwinkernd darum, die Deathcore-Fraktion zu überzeugen. ‘2 Fast 2 Furious’ und ‘Paradise In Hell’ sind dann wieder explodierende Party-Granaten. Vergleichsweise zahm daher kommt ausgerechnet der Gastauftritt von Deutsch-Rap-Superstar Sido im dennoch gelungenen, poppigen ‘Best Day’.

Der (im positiven Sinne) miese Humor und Sarkasmus stecken natürlich in der Band-DNS, kommen aber weniger holzhammermäßig rüber als noch in ‘Wonderbra Boulevard’ oder ‘5$ Bitchcore’. Wer seinen Metal nicht zu bierernst braucht, sondern gerne mal glitzerndes Konfetti über seinen Frühstücks-Breakdown streut, ist mit CRYSTALS fein bedient. (5/7)

Sebastian Kessler

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Metaller sind konservativ. Auf METAL HAMMER mag das vielleicht ­weniger zutreffen als auf andere, doch selbst bei uns dürfen Grenzen ­gezogen werden. Nichts gegen neuartige Spielarten, nichts gegen Core und ­Modern Metal, nichts gegen den Mix der Genres, und erst recht nichts gegen die Verwendung von Keyboard, Synthies und Electro-Anleihen – vorausgesetzt, das alles findet in Maßen statt, und der Metal steht im Vordergrund.

Doch die krude Formel „Wer auf Sabaton und Battle Beast steht, muss auch die Callboys mögen“ geht definitiv nicht auf. CRYSTALS grenzt – bei aller Sympathie für die Band – an Unhörbarkeit. Vermutlich lässt sich das Werk sogar als Metal-Album ansehen, denn die wuchtigen Riffs und Breakdowns sitzen, die Drums feuern gekonnt, und Sänger Sushi Biesler punktet mit der Aggrobrechstange. Im Vordergrund steht für den Hörer aber eben nicht die handgemachte Musik, sondern Dubstep-­Samples, überladene Partytunes und digital gebauter, technisch experimenteller Wahnsinn, der schwer zu ertragen ist. Wer das und helium­verseuchte Stimmen wie in ‘My Own Summer’ oder ‘Monster’ hören will, legt die Hits der Schlümpfe ein und „genießt“ den Zirkus unverstellt.

Doch der ­Callboy hat noch mehr zu bieten: Eine Kooperation mit Sido (‘Best Day’) zum Beispiel, der mit seinen Rap-Texten der Marke „Ich sitz im Park und mach die Arbeit eines Habichts: gar nichts“ seinen Teil zum Gesamt­kunstwerk beiträgt. Ironie, Sarkasmus und Augenzwinkern? Mag sein, doch die ­Musik macht das nicht besser. Die Konfetti-Party-Fraktion mag ­CRYSTALS nötig haben, doch im Metal gibt es – auch jenseits von bierernstem ­Konservativismus – definitiv bessere Mittel und Wege, Spaß zu haben. (2/7)

Katrin Riedl


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