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Im Sarg bei: The 69 Eyes + The Fright

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>>> Großansicht der Galerie aus Hamburg

Ein trister Montagabend und eine völlig überbeheizte Konzert-Location geben die Rahmenbedingungen für das heutige Treiben vor: Die finnischen The 69 Eyes steigen ein ums andere Mal aus ihren Schönheitssärgen, um dem Berliner Publikum das Blut aus den Adern zu saugen. Zwar ist der Kleidungsstil der Fans erwartungsgemäß alles andere als farbenfroh (und ja, der Schreiber dieses Berichts tanzt mit einem dunkelblauen Pullover schon ordentlich aus der Reihe), vom 16-jährigen Vampir-Chic bis hin zum Mid-50er-Normalo-Ehepaar findet sich jedoch eine überraschend bunte Mischung an Hobby-Schwarzträgern im kuschelig gefüllten FritzClub des Postbahnhofs ein.

Pünktlich um 21Uhr eröffnen The Fright dann den Abend und schlagen optisch wie auch musikalisch in eine ähnliche Kerbe wie ihre finnischen Kollegen. Mit einem leichten Horror Punk-Einschlag rockt sich das deutsche Quartett in ordentlicher Sleaze Metal-Manier durch das gut 40-minütige Set. Die unverkennbaren Parallelen zu The 69 Eyes scheinen auch am Publikum nicht spurlos vorbeizugehen, denn nach und nach erspielt sich die Truppe mit Songs wie ‘Cemetery Of Hearts’ oder der aktuellen Single ‘666 Full Speed Ahead’ die Gunst der Anwesenden. Abschließend wird noch ein Cover des Danzig-Klassikers ‘Mother’ zum Besten gegeben, bei dem dann auch die älteren Semester die Hüften schwingen lassen. Der beachtliche Applaus gibt der Band recht: Für den Anheizer-Slot der Helsinki Vampires erweisen sich The Fright als absolut richtige Wahl.

Nach einer längeren Umbaupause heißt es dann endlich „The 69 Eyes zu ihren Diensten”. Mit ‘Love Runs Away’, dem Opener des neuen Albums X, stürmt der Fünfer auf die Bühne. Das Posen haben die Herren um Obervampir Jyrki 69 nicht verlernt. Wie gewohnt prügelt Schlagzeuger Jussi 69 auf sein Drum-Kit ein, als gäbe es kein Morgen, die Saitenfraktion beschränkt ihren Bewegungsradius dagegen eher auf ein Minimum. Aber warum auch bewegen, wenn man eine obercoole Sonnenbrille trägt? Alles in allem hat man die Band jedenfalls durchaus schon mal tighter agierend gesehen.

Das ließe sich aber alles noch verkraften, wenn da nicht diese Soundprobleme wären: Über die gesamte Spielzeit von 90 Minuten ist die Rhythmusgitarre fast nur über die Monitorboxen auf der Bühne zu vernehmen. Dieser Umstand nimmt den eingängigen Songs der finnischen Truppe ordentlich Wind aus den Segeln. Sonstige Selbstläufer wie ‘Betty Blue’, ‘Dance d’Amour’ oder ‘Gothic Girl’ machen mit einer (hörbaren) Gitarre eben nur halb so viel Spaß und so verkommt Gitarrist Timo leider zur überflüssigen Witzfigur auf der Bühne. Zudem hält es der Tontechniker anscheinend auch nicht für nötig, dieses Problem in den Griff zu bekommen und dreht einfach die komplette Band lauter.

Unter diesen Voraussetzungen will der Funke dann auch nicht so recht überspringen, auch wenn die Stimmung keinesfalls schlecht ist. Von einem frenetischen Abfeiern der Band kann aber ebenso wenig die Rede sein, obwohl die Setlist der Finnen eigentlich keine Wünsche offenlässt. Klar, das Hauptaugenmerk liegt auf dem aktuellen Output, das mit ganzen sechs Songs bedacht wird, ansonsten werden aber ab dem 2000er Werk BLESSED BE alle Scheiben der Gothic Rocker berücksichtigt. Da darf  ‘Dead Girls Are Easy’ genauso wenig fehlen wie ‘Feel Berlin’, dem umjubeltsten Stück des heutigen Abends (warum wohl?).

Im Zugabenteil holt die Band mit dem Dreierpack ‘The Chair’, ‘Brandon Lee’ und ‘Lost Boys’ dann auch noch die letzten heißen Eisen aus dem Ofen hervor, um anschließend ihre Anhänger endgültig in die Nacht zu entlassen. Zwar sind The 69 Eyes mit klaren Abzügen für die schwächelnde Performance und dem miesen Sound noch lange nicht “verloren”, vollends überzeugen konnten sie heute aber leider auch nicht.

Fotos (>>> Galerie) und Setlist stammen vom Konzert in Hamburg.

Setlist

Love Runs Away
Dead N Gone
Gothic Girl
Tonight
Perfekt Skin
I Know What You Did Last Summer
Betty Blue
Dead Girls Are Easy
Borderline
Dance D’Amour
Feel Berlin
Red
Never Say Die
Devils

Zugabe:

The Chair
Brandon Lee
Lost Boys

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Heavy Metal in der DDR: Der Weg nach oben

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