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Festival im Katastrophengebiet: HiRock Festival 2013 – Bericht und Fotos

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Es wurde als Rock-Urlaub mit malerischem Panorama angepriesen: Das HiRock 2013 in Chiemgau. Und in der Tat, die Max-Aicher-Arena im idyllisch verschlafenen Inzell direkt am Alpenrand macht optisch mindestens genauso viel her wie das Line-Up mit Whitesnake, Toto, Journey, Survivor und vielen anderen…

Nur der Wettergott will sich an diesem Wochenende so gar nicht als Hard Rocker outen und setzt die Veranstaltung kurzerhand unter Wasser: Der zweite Festivaltag muss aufgrund der fatalen Wetterverhältnisse und teilweiser Überflutungen der Autobahnen abgesagt werden, da es den Bands unter diesen Umständen unmöglich ist anzureisen. Und auch in der Halle spielt sich die ein oder andere mittelschwere Tragödie ab. Letztendlich können aber zumindest die Show-Acts des ersten Tages über die miesen Rahmenbedingungen hinwegtrösten.

Schon Tage vor dem eigentlichen Festival-Beginn war klar, dass das HiRock in Chiemgau leider kein allzu sonniger Ausflug werden sollte. Mehrere Unwetter- und Sturmwarnungen nagen dann doch etwas an der Vorfreude. Das Festival spielt sich zwar in der überdachten Max-Aicher-Arena ab, an angenehmes Camping ist allerdings bei ständigem Dauerregen nicht zu denken. Und wer nicht gerade einen Shuttle-Bus vom Campingplatz zur Halle erwischt, darf eine Laufzeit von ca. 20 Minuten einplanen und sich sicher sein, komplett durchnässt im trockenen Innenraum der riesigen Eislaufhalle anzukommen. Wobei man bei dem Anblick des fast leeren Campingplatzes auch schnell feststellen muss, dass sich die meisten der Mid 50er-Festivalbesucher ohnehin in den örtlichen Pensionen eingenistet haben, oder erst gar nicht angereist sind. Mit knapp 5.000 Zuschauern ist die Halle somit nicht einmal zur Hälfte voll, weshalb die Bühne dann auch bereits ab der Mitte des Innenraums in die Höhe ragt. 

Den Anfang des ersten und leider auch einzigen Tages machen die jungen Schweden von H.E.A.T. Mit dem Swedish Idol-Gewinner Erik Grönwall am Mikrofon hat die Truppe ein wirkliches Talent in ihren Reihen (ganz im Gegensatz zu dem ganzen Mist den deutsche Castingshows hervorbringen). Glasklar und kraftvoll ertönt die Stimme des Sängers und auch der Sound gibt schon zu Beginn eine sehr gute Figur ab. So zocken sich die jungen Wilden dann auch 40 Minuten lang mit lässigem Posing durch ihre drei bisherigen Alben. Dass sie dabei natürlich ihren alten Vorbildern nacheifern, kann dem Publikum aus musikalischer Sicht nur recht sein. Ein amtlicher Start, den leider einige Zuschauer aufgrund der langen Schlange vor dem Einlass verpassen.

Nach diesem ordentlichen Einheizer erstmal ein kühles Bier… Denkste! Nicht einmal eine Stunde nach Beginn der Veranstaltung haben alle drei Getränkestände Probleme mit dem Biernachschub, was auf einem Festival dieser Größenordnung schon fast einem Skandal gleichkommt. Das bayrische Publikum nimmt es aber überraschenderweise recht gelassen und steigt kurzerhand auf einen Longdrink oder eine gemütliche Weinschorle um, bevor dann endlich wieder gezapft wird. Hoffnungslos überfordert waren die netten Herren und Damen an den unterbesetzten Bierständen trotzdem fast immer.

Musikalisch geht es währenddessen mit Voodoo Circle weiter. Was Gitarrenvirtuose Alex Beyrodt hier auf die Beine gestellt hat gleicht einer absoluten Huldigung an Deep Purple, Rainbow oder Whitesnake im modernen Gewand. Mit David Readman von Pink Cream 69 und Mat Sinner (Sinner, Primal Fear) gesellen sich dann noch absolute Routiniers zum Band-Line-Up. Und auch die Songs wissen zu überzeugen: Sei es der schmissige Einsteiger ‘No Solution Blues’, das atmosphärische ‘King Of Your Dreams’ oder die aktuelle Single ‘Cry For Love’, die Darbietung ist ein absoluter Augen- und Ohrenschmaus. Unangefochtenes Highlight ist aber wie immer das quasi-Deep Purple-Cover ‘Blind Man’, das mit dynamischen Wechselspielchen von Gitarren und Keyboard glänzt und einmal mehr das Können der Truppe zur Schau stellt.

Nach den ersten beiden “Newcomern” steht nun die erste altgediente Legende auf dem Plan, wenn auch unter neuem Namen. Die Rede ist von den irischen Hard Rock-Veteranen Thin Lizzy, die kürzlich als Black Star Riders ihr Debütalbum ALL HELL BREAKS LOOSE veröffentlicht haben. Gut, im Prinzip ist mit Gitarrist-Scott Gorham nur noch ein wirkliches Originalmitglied am Start, letztlich spielt das aber keine Rolle, wenn man sich ansieht, was die Herren hier auf die Bühne zaubern. Egal ob neue Songs wie ‘Bound For Glory’ und ‘Kingdom Of The Lost’ oder alte Lizzy-Hits der Marke ‘Jailbreak’, ‘Waiting For An Alibi’ und dem obligatorischen Rausschmeißer ‘The Boys Are Back In Town’, die Riders verströmen zu jeder Sekunde den Geist Phil Lynotts. Das liegt zum großen Teil auch an Ricky Warwick, der mit seiner Gesangsleistung der charismatischen Intonation des 1986 verstorbenen Frontmanns sehr nahe kommt und ihr gleichzeitig neues Leben einhaucht. Die eher selten gehörten Stücke ‘Massacre’ und ‘ Emerald’ unterstreichen dann den Siegeszug der Thin Lizzy-Reinkarnation nur noch zusätzlich und machen klar: Hier hat gerade ein heimlicher Headliner die Bühne verlassen.

Danach geht es mit Europe ein bisschen gediegener zur Sache. Auch die Schweden sind bei Weitem nicht mehr die Jüngsten, was man ihnen auch durchaus ansieht. Musikalisch hingegen liefern sie nach wie vor eine saubere Leistung ab, wenn auch nicht mit so viel Elan wie ihre Vorgänger des heutigen Tages. Das schlägt sich dann allerdings leider etwas in der Stimmung nieder. Das Energie-Level der Black Star Riders erreichen sie einfach nicht, weshalb sie vom Publikum folglich auch nicht ganz so frenetisch bejubelt werden. Die Band-Klassiker ‘Rock The Night’ und ‘The Final Countdown’ zünden aber natürlich noch genauso wie 1986 und haben nichts von ihrem hymnenhaften Charakter eingebüßt. Ein mehr als versöhnlicher Abschluss.

Eine merklich längere Umbaupause später steht endlich David Coverdale mit Whitesnake auf der Bühne, die aus “produktionstechnischen Gründen” ihren Slot mit Journey getauscht haben. Bei den Briten steht natürlich jeder Auftritt ganz im Zeichen der Liebe. Schaut man sich die Songtitel und Lyrics an, scheint sie mit die einzige Inspirationsquelle von Herrn Coverdale zu sein. Ohne Probleme könnte er wohl eine Setlist auf die Beine stellen, die ausschließlich aus “Love”-Songs besteht. Mit ‘Give Me All You Love’ geht die Truppe dann auch gleich in die Vollen, wobei sich bei ihrem Frontmann immer häufiger die Frage stellt, inwieweit er nun live singt oder nicht. Es wäre sicherlich nicht das erste Mal, das Playback-Gerüchte um Coverdale auftauchen. Fakt ist jedoch: Die Töne sitzen und auch der Rest der Band gibt sich sehr agil. Die mit Hits gespickte Setlist wird im Laufe des Abends dann noch mit einem schönen Gitarrenduell von Doug Aldrich und Reb Beach, sowie einem ausgedehnten Drum-Solo von Tommy Aldrige aufgelockert. Nicht wirklich zwingend, aber dennoch nett anzusehen. Ansonsten dürfen natürlich Klassiker wie ‘Is This Love’, ‘Fool For Your Loving’ oder ‘Here I Go Again’ in keiner Show der weißen Schlange fehlen. Flankiert werden die Gassenhauer von aktuellen Songs aus dem FOREVERMORE-Album, wovon vor allem das Titelstück Gänsehaut-Atmosphäre aufkommen lässt. Nach 90 Minuten findet der gefeierte Auftritt mit ‘Still Of The Night’ ein würdiges Ende.

Da hat es Journey nicht ganz einfach, als abschließende Band des Tages die Stimmung hochzuhalten. Diese Aufgabe sollten sie aber ebenfalls mit Bravur meistern, was nicht zuletzt dem Hitfeuerwerk und der superben Gesangsleistung des philippinischen Neuzugangs Arnel Pineda geschuldet ist. Dieser wurde von der Band 2007 auf Youtube entdeckt, als er noch bei einer Journey-Tribute-Band sang. Optisch setzt sich der kleine Wirbelwind doch sichtlich von seinen in die Jahre gekommen Kollegen ab, dies verleiht dem Auftritt aber eine angenehme Frische. ‘Seperate Ways (Worlds Apart)’, ‘Only The Young’ oder ‘Faithfully’ singt Pineda aber mindestens genauso gefühlvoll wie seine Vorgänger. Wie bei allen zuvor aufgetretenen Genre-Legenden setzen sich allerdings auch bei Journey die Band-Klassiker gegenüber neueren Songs durch, will heißen ‘Wheel In The Sky’ und der Rausschmeißer ‘Don’t Stop Believin’ zählen nicht nur zu den Höhepunkten der Band sondern auch zu den magischsten Momenten des gesamten Tages.

Was bleibt also als Fazit hängen? Klar, zunächst einmal ein fader Beigeschmack aufgrund des Komplettausfalls des zweiten Tages, wofür die Fans wohl noch eine Entschädigung erwarten dürften. Mit Toto, Survivor, Rick Springfield und FM wäre sicherlich auch dieser Tag ein Fest für alle junggebliebenen Rocker geworden. Darüber hinaus kann man sicherlich auch noch die anfänglichen Bierprobleme, das etwas magere Essensangebot, lediglich einen Toiletten-Raum sowie einen mickrigen Eingangsbereich bemängeln, letztendlich entschädigten aber die Bands voll und ganz und ließen so über die großen und kleinen logistischen Macken des Festivals großzügig hinwegsehen.

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METAL HAMMER PARADISE 2024: Alle Infos zum Festival

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