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Sonne, Schweiß und Staub: So heiß war Rock im Park 2014

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Während sich Rock am Ring zum anstehenden 30-jährigen Jubiläum einen neuen Standort suchen muss, bleibt bei Rock im Park alles beim Alten. Und das ist auch gut so, denn das Zeppelinfeld in Nürnberg ist im Vergleich zum Nürburgring zwar kleiner, im Vergleich aber deutlich breiter aufgestellt, was zwar die brütende Hitze nicht wirklich erträglicher macht, aber die Sicht auf die Centerstage doch erheblich verbessert und angenehmer gestaltet. Und zu sehen gibt es dieses Jahr für den eingefleischten Metalhead mehr als genug.

Rock im Park 2014: Der Freitag

Am Freitag zeigen Alter Bridge beispielsweise, dass sie mit zum Besten gehören, was der moderne Alternative Metal zu bieten hat. Nach den längeren Ausflügen bei Slash bzw. als Solokünstler merkt man den beiden wiedervereinten Hauptprotagonisten Kennedy/Tremonti die Spielfreude zu jeder Sekunde an. Die trockenen Riffs gepaart mit der einzigartigen Röhre des Sängers bestimmen das druckvolle Soundgewand und sorgen bereits schon jetzt für ausgelassene Stimmung. Mit Hits wie ‘Metalingus‘ oder ‘Isolation‘ setzen die Amis sogar noch das berühmte Tüpfelchen auf dem i.

Ein mehr als dickes Ausrufezeichen setzen auch Avenged Sevenfold. Mit dem Erfolgsalbum HAIL TO THE KING wurden sie nicht selten als „Metallica 2.0“ umschrieben, der Co-Headliner-Slot direkt vor den Königen des Thrash Metal passt also wie die Faust aufs Auge. Die Ähnlichkeiten zu Hetfield und Co. bei Songs wie ‘Shepherd Of Fire‘ sind natürlich nicht von der Hand zu weisen, wirklich stören tut das an diesem Abend allerdings keinen. Ganz im Gegenteil: Das aktuelle Song-Material ergänzt die alten Metalcore-Wurzeln des Quintetts bestens. Kein Wunder also, dass nicht nur Songs wie ‘Bat Country‘ oder  ‘Nightmare‘ zünden, sondern auch reihenweise Flammensäulen und sogar Pyro-Raketen empor geschossen werden, die man sonst nur von Metallica selbst kennt. Wer sich schon immer gefragt hat, wer denn letztendlich in die Fußstapfen der ganz Großen treten könnte, der hat nach dem Rausschmeißer ‘Unholy Confessions‘ vielleicht seine Antwort schon gefunden.

Bleibt nur noch zu klären, ob Metallica selbst mit der starken Konkurrenz des ersten Festivaltages mithalten kann. Um es kurz zu machen: Sie können. Für die diesjährige Tour hat der Vierer kurzerhand seine Fans bestimmen lassen, welche Songs gezockt werden. Und so darf sich dann auch niemand beschweren, wenn ‘Enter Sandman‘ oder ‘Nothing Else Matters‘ zum gefühlt tausendsten Mal angestimmt werden. Einzig und allein das superbe Cover zu ‘Whiskey In The Jar‘ kann beim heutigen Set als Rarität betitelt werden, der Rest ist klassisches Best-Of-Programm, das allerdings nahezu makellos dargeboten wird. Egal ob das MASTER OF PUPPETS-Trio bestehend aus ‘Battery‘ dem Titelstück und ‘Welcome Home (Sanitarium)‘ zu Beginn oder der laserlicht durchzogenen Kriegs-Ballade ‘One‘, jeder Song wird vom Publikum dankend angenommen und teilweise sogar von übereifrigen Fans auf der Bühne angesagt. Lediglich das neue Stück ‘Lords Of Summer‘ wirkt künstlich zusammengeschustert und in die Länge gezogen. Summa Summarum steht dennoch ein mehr als würdiger Auftritt, auch wenn sich eingefleischte Metallica-Fans vielleicht doch die eine oder andere Überraschung mehr erhofft haben.

Rock im Park 2014: Der Samstag

Am Samstag heißt es für Freunde der brutaleren Kost dann erst einmal ab zur Clubstage. Dort warten mit Architects und Suicide Silence zwei Bands, die beide auf ihre Art absolut keine Gefangenen machen. Gehen die Engländer von Architects noch etwas vertrackter und variabler zur Sache, legen Suicide Silence in Sachen Mosh-Pits noch eineSchippe drauf und feuern eine Abrissbirne nach der anderen ab. Besonders Hernan Hermida macht dabei gesanglich eine fast schon beängstigend starke Figur und ist zweifellos ein würdiger Nachfolger für den verstorbenen Publikumsliebling Mitch Lucker. Zum Abschluss darf dessen Lebensphilosophie in Form von ‘You Only Live Once‘ aber natürlich nicht fehlen. Beide Daumen nach oben!

Bei Buckcherry wird dann eine kleine Verschnaufpause eingelegt, um die erhitzten Gemüter etwas abzukühlen. Wirkliche Einbußen in Sachen Unterhaltungswert sind aber auch hier nicht zu verzeichnen. Zu gut sind Sänger Josh Todd und seine Band aufgelegt. Ähnlich wie Myles Kennedy am Abend zuvor besitzt nämlich auch er ein dermaßen charismatisches Gesangsorgan, dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzuhören. Hinzu kommen noch sleazige Rock-Nummern der Marke ‘Next 2 You‘ oder ‘Crazy Bitch‘ und die Party-Stimmung ist perfekt.

Um 22 Uhr betreten die Okkult-Rocker Ghost die Bühne. Der Schauwert der jungen Schweden war dank ihrer ausgefallenen Kluft schon immer enorm, mittlerweile haben ihre düsteren Zeremonien aber sogar noch mehr an Anziehungskraft hinzugewonnen. Das gesamte Bühnenbild ist Horror-Theater in Perfektion und wo sich die namenlosen Ghouls früher eher in Zurückhaltung geübt haben, gehen sie nun energischer denn je ans Werk. Mittelpunkt des Geschehens ist und bleibt aber natürlich immer noch Papa Emeritus II. Das schräge Papst-Kostüm mitsamt der anmutenden Bewegungen lassen keinen Zweifel daran, wer hier das Oberhaupt ist. Spätestens beim Überhit ‘Ritual‘ haben Ghost dann die Gemeinde fest in ihrer Hand und lassen sie bis zu den abschließenden Chören von ‘Monstrance Clock‘ nicht mehr los. “Come together, together as one. Come together, for Lucifer’s son“… eines der Highlights des Tages.

Mastodon spielen sich daraufhin in einen wahren Rausch und liefern ein gnadenloses Sludge-Geballer, das allerdings etwas zu sehr am übersteuerten Sound leidet. Angenehm ist dagegen die Songauswahl: Gleich vier Stücke vom Klassiker-Album LEVIATHAN werden zum Besten gegeben, darunter auch ‘Hearts Alive‘ und ‘Megalodon‘. Daneben gibt es noch die zwei bereits bekannten Stücke ‘Chimes At Midnight‘ und ‘High Road‘ des kommenden Album zu hören, die definitiv Lust auf mehr machen. Verabschieden tun sich die vier verrückten Amis mit dem herrlich melancholischen ‘The Sparrow‘.

Als wäre das nicht schon genug, gibt sich mit Anthrax dann noch eine absolute Thrash-Legende die Ehre. So ganz will der Funke zu später Stunde zwar nicht mehr überspringen, Laune machen die zeitlosen Granaten wie ‘Indians‘ oder  ‘I Am The Law‘ aber allemal. Als kleines Schmankerl zockt die Truppe um Gitarrist Scott Ian sogar noch das AC/DC-Cover ‘T.N.T.‘, womit sie die ausharrenden Fans ein letztes Mal mobilisieren und auf ihre Seite ziehen können. Nach ‘Antisocial‘ ist dann aber auch für die abgehärtetsten unter den Feierwütigen endgültig Schicht im Schacht. Ein ordentlicher Rausschmiss.

Rock im Park 2014: Der Sonntag

In Sachen Metal ist am Festival-Sonntag definitiv die Alternastage der “place to be“. Aber der Reihe nach: Kvelertak stürmen die Bühne und untermauern wiedermal ihren Status als bärenstarke Live-Band. Schreihals Erlend Hjelvik gibt zusammen mit seinen drei Gitarristen die Marschrichtung vor, und die lautet: Rocken als gäbe es keinen Morgen. Bei über 30 Grad ist das alles andere als selbstverständlich, die durchgeknallten Norweger zeigen sich von solch tropischen Temperaturen allerdings gänzlich unbeeindruckt. Und so feiert die Meute zu Songs wie ‘Månelyst‘, ‘Blodtørst‘ und natürlich der hauseigenen Bandhymne ‘Kvelertak‘.

Opeth hatten und haben es dagegen nie wirklich leicht auf den beiden Zwillingsfestivals. Zu ausufernd und progressiv sind die meisten ihrer Songs für das partyhungrige Volk. Dies schmälert die eigentliche Genialität ihres Auftritts aber keineswegs. Nach dem Einstieg mit ‘The Devil’s Orchard‘ ist Mastermind Mikael Åkerfeldt wiedermal zu kleineren Scherzchen aufgelegt und begrüßt das Publikum mit einem trockenen „Hallo, wir sind Opeth aus Düsseldorf“. Danach ist aber Schluss mit lustig, als die Death-Doom-Walze ‘Heir Apparent‘ ertönt. Und obwohl das Set nur aus insgesamt fünf Stücken besteht, decken die Schweden nahezu sämtliche Facetten ihres Schaffens ab. Selbst die Herzschmerz-Ballade ‘Hope Leaves‘ wird zum Besten gegeben. Das Grande Finale wartet dann mit Opeth “at its best“ auf: Ein meisterlich gespieltes ‘Deliverance‘ und ‘Blackwater Park‘ runden die Show ab. Und so lautet das Fazit am Ende wieder einmal: Opeth sind sicher kein Publikumsmagnet bei Rock im Park, doch für Diejenigen, die die Band zu schätzen wissen, war dieser kurze Auftritt ein echter Ohrenschmaus.

Ein weiteres unangefochtenes Highlight des gesamten Festivals steht mit Heaven Shall Burn auf dem Plan. Unglaublich was die fünf Thüringer da aus sich und vor allem aus den Fans herausholen. Schon beim Intro-Song ‘Die Stürme Rufen Dich‘ herrscht dank des ohrenbetäubenden Sounds Krieg vor der Alternastage. Auch die Bühnenbanner sind allesamt im endzeitlichen Kriegsszenario gehalten, was die musikalische Ausrichtung der Truppe äußerst gelungen untermalt. Was folgt ist ein Hit nach dem anderen: ‘Voice Of The Voiceless‘, ‘Godiva‘, ‘Black Tears’ und und und… die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden, genauso wie die ständig tobenden Mosh- und neuerdings auch Ruder-Pits. Das schindet selbst Eindruck bei Sänger Marcus Bischoff, der nicht daran vorbeikommt, den Fans mehrmals seinen tiefsten Respekt auszusprechen. ‘Endzeit‘ und ‘Trespassing The Shores Of Your World‘ bilden nach einer knappen Stunde das Ende der wohl brutalsten Schlacht, die Rock im Park dieses Jahr gesehen hat.

Da haben sogar die mächtigen Slayer Schwierigkeiten mitzuhalten. Unterm Strich gelingt ihnen dieses Vorhaben aber vor allem dank ihrer ewigen Klassiker im zweiten Abschnitt des Sets. Auch wenn Kerry King und seine Arbeitskollegen schon lange nicht mehr die agilsten Bühnenvertreter sind, gehen ‘South Of Heaven‘, ‘Seasons In The Abyss‘ und ‘Raining Blood‘ runter wie Öl. Allerdings wird man bis auf das sympathische Dauergrinsen von Exodus-Axtschwinger Gary Holt das Gefühl nicht los, dass Slayer anno 2014 nur noch “business as usual“ ist. Auf der Bühne zieht jeder sein eigenes Ding durch, man würdigt sich nahezu keines Blickes. Ein funktionierendes Bandgespann sieht definitiv anders aus, glücklicherweise funktionieren dafür aber die Songs südlich des Himmels nach wie vor bestens. Mit der Jeff Hanneman-Huldigung ‘Angel Of Death‘ verabschieden sich die vier Schlächter dann in den wohlverdienten Feierabend.

Aus musikalischer Sicht kann Rob Zombie dem Niveau der Vorgänger-Bands leider nicht mehr ganz standhalten. Dafür setzt die “Zombie-Horror-Picture-Show“ zumindest optisch einige Reize. Angefangen von ‘We’re An American Band‘, über die White Zombie-Songs ‘More Human Than Human‘ und ‘Thunder Kiss ‘65‘ bis hin zum Rausschmeißer ‘Dragula‘ bietet die Band Horror-Industrial pur. Das Ganze macht Spaß, keine Frage, insgesamt bleibt die Show aber dennoch hinter Slayer und Konsorten.

Rock im Park 2014: Der Montag

Am letzten Rock im Park-Tag darf wieder auf der Centerstage gefeiert werden. Black Stone Cherry zocken passend zur erbarmungslosen Sonne ordentlich groovenden Southern Rock, bevor Trivium die Bühne mit ‘Brave The Storm‘ unter Beschlag nehmen. Nachdem Frontmann Matt Heavy erst kürzlich in den USA aufgrund von Stimmproblemen einige Shows absagen musste, scheint er immer noch nicht ganz regeneriert zu sein. Gitarrist Corey und Basser Paolo helfen aber aus, wo es nur geht. Die Instrumental-Fraktion drischt bei Songs wie ‘Black‘ oder der lange nicht gehörten Thrash-Granate ‘Anthem (We Are The Fire)‘ ohnehin alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt. Neben ‘Dying In Your Arms‘ hätten die Herren aber gerne noch ein paar mehr Songs von ASCENDANCY spielen können. ‘Down From The Sky‘ und ‘In Waves‘ stimmen dennoch mehr als versöhnlich.

Der The Offspring-Auftritt steht ganz im Zeichen von SMASH, das in Gänze gespielt wird. Auf längere Sicht gesehen, wirkt das Material allerdings Punk-typisch recht eintönig. Hinzu kommt der Umstand, dass Sänger Bryan Holland heute nicht seinen besten Tag erwischt und die gesamte Band irgendwie ausgelaugt wirkt. So muss man sich bis zu ‘Self Esteem‘ gedulden, bevor wirkliche Party-Stimmung aufkommt. Danach holt die Truppe aber nochmal alle Eisen aus dem Feuer: ‘Staring At The Sun‘, ‘Pretty Fly (For A White Guy‘) und ‘The Kids Aren’t Alright‘. Geht doch!

Zum Abschluss des Festivals darf dann die NWOBH-Legende Iron Maiden ran. Mit der Maiden England-Tour sind die Briten mittlerweile schon fast zwei Jahre auf Welttournee. Kein Wunder also, dass Bruce Dickinson ankündigt, erst wieder in ein paar Jahren in Deutschland aufzutreten. Im Vergleich zu den letztjährigen Hallen-Auftritten wurde die Setlist nur marginal verändert: Neu an Bord sind ‘Revelations‘, ‘Wrathchild‘ und ‘Sanctuary‘. Das SEVENTH SON OF A SEVENTH SON-Bühnendesign wurde dagegen komplett übernommen. Zum Leidwesen der ersten drei Songs wurden jedoch auch die bekannten Soundprobleme des Vorjahres mitgeschleppt. ‘Moonchild‘ klingt matschig und verwaschen, ‘Can I Play With Madness‘ kommt nicht ohne Texthänger aus und ‘The Prisoner‘ hat man auch schon mal sauberer gehört. Ein klassischer Fehlstart! Maiden wären allerdings nicht Maiden, wenn sie das auf sich sitzen lassen würden. Im Laufe des zweistündigen Sets bessert sich der Sound zunehmend und auch das Sextett fängt sich spätestens beim formidablen ‘The Trooper‘ wieder, sodass der Rest des Abends erfreulicherweise doch noch ein Fest für die Sinne wird. Zu den klaren Gewinnern gehören nach wie vor ‘The Number Of The Beast‘ und die Gänsehaut-Hymne ‘Fear Of The Dark‘, aber auch das ausufernde Lead-Feuerwerk ‘Phantom Of The Opera‘ und das pyro-durchzogene ‘The Seventh Son Of A Seventh Son‘ zählen zu den ganz großen Momenten des Abends. Auch Band-Maskottchen Eddie gibt es wieder einmal in allen Formen und Größen zu bestaunen, genauso wie der fast schon inflationäre Einsatz der ‘Scream For Me, Nürnberg‘-Aufforderungen des Frontmanns. Nach ‘Iron Maiden‘ geht die Truppe dann mit dem LIVE AFTER DEATH-Intro ‘Churchill’s Speech‘ zum Zugabenteil über, der mit dem schnellen ‘Aces High‘, ‘The Evil That Men Do‘ und dem punkigen ‘Sanctuary‘ nochmal glänzt. Eine längere Tour-Pause haben sich Iron Maiden damit redlich verdient. Auf bald!

Was lässt sich also zu Rock im Park 2014 sagen? Es ist zwar bei Weitem kein reines Metal-Festival, doch wenn man es geschickt anstellt, kann man auch hier Non-Stop den härteren Klängen der Musikwelt frönen. Dieses Jahr gibt es jedenfalls absolut keinen Grund zur Beschwerde.

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Bruce Dickinson: Das kann der Iron Maiden-Sänger nicht gut

Bruce Dickinson hat viele Talente. Offensichtlich kann die Iron Maiden-Stimme prächtig singen. Darüber hinaus macht sich der 65-Jährige ziemlich gut im Fechten. Und er versteht so viel von Flugzeugen, dass er sie steuern kann und eine eigene Wartungsfirma für fliegende Kisten gegründet hat. Bei all diesen Fähigkeiten drängt sich die Frage auf: Was kann die Heavy Metal-Legende eigentlich nicht? Besser unter Wasser Dem ist ein Journalist im Gespräch mit Bruce Dickinson über dessen neues Solowerk THE MANDRAKE PROJECT nachgegangen. So wurde der Brite gefragt, ob es etwas gebe, in dem er nicht gut sei oder an dem er gescheitert sei…
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