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Mafia III (PC, Xbox One, PS4)

Action, Games, Hangar 13 / 2K

4/ 7
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Willkommen in New Bordeaux

Mafia III spielt im Jahr 1968 im fiktiven Ort New Bordeaux (Pate stand hier New Orleans). Der Spieler übernimmt die Rolle von Lincoln Clay, der gerade erst aus dem Vietnamkrieg zurückgekehrt ist und ein normales Leben führen will. Doch die Dinge kommen natürlich ganz anders und als seine Familie und Freunde vom italienischen Mob hinterhältig und brutal vor seinen Augen ermordet werden, schwört Lincoln Rache.

Lincoln Clay ist die Hauptfigur in Mafia III
Lincoln Clay ist die Hauptfigur in Mafia III

Holpriger Einstieg

Mafia III bietet einen interessanten Erzählstil, bei dem in der Zukunft immer wieder Zeugen wie in einer Dokumentation interviewt werden und auf bereits vergangene Ereignisse eingehen. Ereignisse, die dann kurze Zeit später nachgespielt werden müssen. Obgleich diese Art der Erzählung für eine fesselnde Story sorgt, wird gerade der Einstieg ins Spiel dadurch unnötig kompliziert gemacht und als Spieler könnte man sich nicht losgelöster von Lincoln und den Ereignissen in Mafia III fühlen.

Um diese Problematik in der Regie zu erläutern, werden wir im Folgenden einige Details zum Spieleinstieg verraten. Wer nicht wissen möchte, was am Anfang von Mafia III passiert, sollte zum Abschnitt „Packende und kinoreife Story“ springen!  

Ohne überhaupt zu wissen, wer genau man ist und was man gerade tut, befindet man sich mitten im Geschehen und muss mit einem Freund zusammen in einem Laster zur Zentrale der Federal Reserve fahren. Dort gibt man sich als Mitarbeiter aus, bekommt Einlass zum Tresorraum und beginnt dann damit, das Ding leer zu räumen. Der Alarm wird ausgelöst, Lincoln greift zum Maschinengewehr – und kurz bevor es zum großen Feuergefecht kommt, unterbricht das Spiel und springt ein paar Tage in die Vergangenheit zurück:Lincoln ist gerade aus Vietnam in New Bordeaux angekommen und wartet darauf, von Freunden abgeholt zu werden. Anschließend spielt man eine weitere Prolog-Mission und sobald die vorbei ist, landet man wieder im Tresorraum, wo man sich Feuergefechte liefert und anschließend von der Polizei fliehen muss.

Mafia III geizt nicht mit Gewalt, setzt diese aber auch nicht übertrieben ein.
Mafia III geizt nicht mit Gewalt, setzt diese aber auch nicht übertrieben ein.

Nach dem erfolgreichen Raubüberfall trifft sich Lincoln mit seinen Freunden und Komplizen in einer Bar, um zu feiern. Doch dann kommt der italienische Mob und eröffnet das Feuer: Lincoln fällt mit einer Platzwunde am Kopf zu Boden und muss zusehen, wie die Bar angezündet und all seine Freunde erschossen werden. Eigentlich ziemlich dramatisch! Das Problem ist: Als Spieler hat man zu diesem sehr frühen Zeitpunkt noch keinerlei Beziehung zu den anderen Figuren aufbauen können, geschweige denn ihre Namen auswendig gelernt. Das nimmt der Szene die dramatische Wirkung, denn wie soll ich um Personen trauern, die ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht richtig kennengelernt habe? Wer war das nochmal, der da grade brutal hingerichtet wird? Danny? Donny? Ach komm, auch egal!

Mafia III verschenkt hier ganz großes Potenzial, denn schließlich soll es sich bei besagter Szene um den Dreh- und Angelpunkt des Spiels handeln, der die Motivation Lincolns erklärt. Doch wenn ich nur mit den Achseln zucken kann, statt mir Tränen aus den Augen zu wischen, ist das schon mal kein gutes Zeichen für den weiteren Handlungsverlauf.

Packende und kinoreife Story

Doch zum Glück gibt sich nur der Einstieg erzählerisch holprig, danach gewinnt die Handlung und auch das Spiel an Fahrt und die ersten zähen Stunden mit Mafia III scheinen schnell vergessen zu sein. Ohnespoilern zu wollen: die Geschichte und auch die Art und Weise, wie sie erzählt wird, ist auf einem sehr hohen Niveau. 

Die Klasse von Mafia I erreicht die Story rund um Lincoln Clay zwar nicht, sie liegt aber in etwa auf Augenhöhe mit Mafia II. Bei den Zwischensequenzen hat man oftmals das Gefühl, einen Kinofilm anzuschauen, denn nicht nur die Sprachausgabe (getestet haben wir die englische Version) ist hervorragend, gleiches gilt auch für die Mimik und Animationen.

Sehr realistisch ist auch das Setting, denn das New Orleans der 60er Jahre wurde von Mafia III vorzüglich eingefangen und auch die Rassenproblematik in den USA der 60er Jahre wurde gut und natürlich in die Spielgeschichte eingefügt, ohne aufgesetzt zu wirken. Das ist erschreckend, bietet aber ein gutes Bild der damaligen Verhältnisse. Die Spielgrafik und sonstige Technik hinterlässt aber leider keinen so guten Eindruck.

Wiedersehen mit Vito Scaletta
Wiedersehen mit Vito Scaletta

Technische Fehler und Gameplay-Makel

Aus Gameplay-Sicht weiß Mafia III zu überzeugen, allerdings ist es auch häufig monoton, wenn man immer und immer wieder die gleichen Missionen absolvieren muss, um die verschiedenen Bezirke von New Bordeaux einzunehmen. Anschließend sitzt man mit seinen Verbündeten, darunter auch Vito Scaletta aus Mafia II, an einem Tisch und führt Verhandlungen darüber, wie die Gebiete untereinander aufgeteilt werden. Doch was auf dem Papier interessant klingt, ist im Spiel eher lästig und müßig.

Lästig sind auch die technischen Probleme, die Mafia III sowohl auf Konsole als auch auf dem PC hat: Da wäre zum einen die Beleuchtung, die vor allem tagsüber im Auto störend auffällt, da es quasi alle 30 Sekunden einen Wechsel zwischen strahlendem Sonnenschein und dunklen Schatten gibt. Hier scheint es fast so, als ob sich das Wetter zu schnell ändert und nicht synchron mit der Spielgeschwindigkeit ist.

Überhaupt sieht der Himmel einfach nicht mehr zeitgemäß aus: Wolken sind matschig und haben eine niedrige Auflösung, das über sechs Jahre alte Mafia II sieht hier um Längen besser aus. Vor allem auf dem PC wirkt das gesamte Spiel unscharf. Zum Release hatte die Version für Computer auch noch einen unnötigen Framerate-Lock auf 30 fps, der aber zum Glück inzwischen via 1,1 GB großem Patch entfernt wurde. Etliche andere Probleme wie zu niedrig aufgelöste Texturen und fehlerhaftes Clipping existieren aber immer noch und 2K muss dringend noch weitere Patches nachliefern, um Mafia III auszubessern.

Der Himmel sieht leider wirklich so schlecht aus wie auf diesem Screenshot mit maximalen Details.
Der Himmel sieht leider wirklich so schlecht aus wie auf diesem Screenshot mit maximalen Details.

KI-Aussetzer

Probleme bereitet aber auch die KI, die stellenweise einfach zu dumm reagiert, manchmal aber auch zu gut ist. Ein Beispiel: Wenn Lincoln in Mafia III ein Auto stiehlt und ein Passant dies beobachtet, rennt dieser zur nächsten Telefonzelle, um die Polizei zu alarmieren. Lincoln muss den Passanten aufhalten und bewusstlos schlagen, damit die Polizei nicht gerufen werden kann.

In unserem Test kam es jedoch mehrmals vor, dass von Mauern oder Büschen verdeckte Passanten die Verbrechen von Lincoln gesehen haben, was schlicht und ergreifend gar nicht möglich sein kann, da ihre Sicht hätte versperrt sein müssen. Und wenn Lincoln dann einen dieser Passanten einholt und außer Gefecht setzt, ist es dem Spiel egal, ob mehrere Menschen das beobachten oder nicht – die KI tut einfach so, als sei nichts geschehen und der Spieler muss keine weiteren Konsequenzen fürchten.

Solche kleinen Aussetzer sind während des gesamten Spielverlaufs immer wieder zu beobachten und sind in der Summe doch störend, da sie einem aus dem Spielgeschehen reißen und die Illusion einer realen Welt zunichte gemacht wird.

Beispiel für den Totalausfall der KI: Hier haben sich einfach mal grundlos zwei Boote gerammt (Bild wurde von uns aufgehellt)
Beispiel für den Totalausfall der KI: Hier haben sich einfach mal grundlos zwei Boote gerammt (Bild wurde von uns aufgehellt)

Aufdringliche Hilfestellungen

Neu in Mafia III sind auch die interaktiven Wegweiser und Hilfestellungen, die einem das Spiel gibt: Die Minikarte aus dem Vorgänger, die in der rechten unteren Ecke des Bildschirms die aktuelle Route anzeigt, gibt es auch in Mafia III. Neu sind aber interaktive Wegweiser, die an Kreuzungen selbst die Richtung vorgeben und dem Spieler zeigen, ob man jetzt abbiegen muss oder geradeaus weiterfahren kann. Das mag für Einsteiger nett sein, jedoch wird der Spieler dadurch auch zu sehr an die Hand genommen und eine Option zum Deaktivieren dieser interaktiven Wegweiser existiert leider nicht. Gleiches gilt auch für die Warndreiecke, die über den Köpfen von NPCs eingeblendet werden, sobald diese ein Verbrechen beobachtet haben.

Rechts: Ein interaktives Schild gibt die Richtung vor. Links: Entfernung bis zum Ziel.
Rechts: Ein interaktives Schild gibt die Richtung vor. Links: Entfernung bis zum Ziel.

Arcade-Fahrphysik

Was sich hingegen einstellen lässt ist die Fahrphysik, als Spieler hat man hier die Möglichkeit zwischen der arcadelastigen Standardeinstellungen und dem Modus „Simulation“. In der Praxis gibt es hier aber so gut wie keinen Unterschied und die Fahrphysik ist weit von Mafia I und II entfernt und erinnert mehr an GTA oder Funracer wie Blur. Tankstellen müssen ebenfalls nicht mehr aufgesucht werden, denn den Vehikeln in Mafia III geht niemals der Sprit aus.

Body-Shops zum Umlackieren oder Reparieren von Fahrzeugen sucht man in New Bordeaux leider auch vergebens. Das ist schade, leidet darunter doch der Realismus. Immerhin waren gerade die vielen kleinen Details der Vorgänger, die der Spielwelt ein echtes und lebendiges Gefühl gegeben haben. Dafür gibt es in Mafia III aber deutlich mehr Nebenmissionen, was eine willkommene Abwechslung zum zweiten Teil ist, wo man neben der Haupt-Story sonst eigentlich nicht viel zu tun hatte.

Das Pausen-Menü zeigt die Spielkarte und nächste Missionen
Das Pausen-Menü zeigt die Spielkarte und nächste Missionen

Fazit

Unterm Strich ist Mafia III ein gutes und unterhaltsames Spiel. Sicher, das Gameplay ist stellenweise monoton, die gute Story entschädigt aber dafür, denn auch wenn sich viele Missionen ähneln, so wollte ich doch immer wissen, wie die Geschichte weitergeht und Langeweile kam zu keinem Zeitpunkt richtig auf. Punktabzüge gibt es aber aufgrund der nicht ausschaltbaren Hilfen und den vielen Fehlern und Bugs, die das Spiel derzeit noch plagt. Und das nicht nur auf dem PC, auch Xbox One und PlayStation 4 sind davon betroffen. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung kann daher zum aktuellen Stand (wenige Tage nach Release des Spiels) nicht ausgesprochen werden. Wer keine Lust hat, sich mit den Bugs zu arrangieren, sollte noch einige Wochen und Patches abwarten, dann sollte das Spiel rund laufen und die gröbsten Schnitzer beseitigt sein. Allen anderen erwartet mit Mafia III eine packende und kinoreife Story, dessen Gesamtpaket jedoch nicht die Klasse und Qualität der beiden Vorgänger erreicht.

FIFA 17 (PS4, PC, Xbox One)

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