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Prisoners Crime Drama Thriller

Tobis 159 Minuten / 10. Oktober 2013

6.0/ 7
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Foto: Tobis

Keller Dover (Hugh Jackman) trägt Vollbart, ist Handwerker und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Er hat ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt und zwei Kinder gezeugt. Er ist liebender Ehemann, beschützender Vater, das Oberhaupt der Familie. An Thanksgiving fährt er mit seinem Sohn in den Wald um ein Reh zu schießen, aber bevor das Tier einem reichhaltigen Festessen mit den Nachbarn zum Opfer fällt, wird selbstverständlich ein Ave Maria gesprochen. Religion und Sicherheit sind die wichtigsten Bestandteile im Leben von Keller Dover, doch von beiden wird er sich schon sehr bald verabschieden.

Nämlich dann, als seine Tochter Anna und deren Freundin Eliza spurlos verschwinden, offensichtlich sogar entführt wurden. Detective Loki (Jake Gyllenhaal) wird auf den Fall angesetzt und tatsächlich ist auch schnell ein erster Verdächtiger gefunden. Der seltsam abwesende, zerstreute Alex Jones (Paul Dano) muss allerdings nach 48 Stunden in Gewahrsam mangels fehlender Beweise wieder freigelassen werden. Sehr zum Ärger des verzweifelten Keller Dover. Rasend vor Wut greift er zum für ihn einzig logischen Mittel – Selbstjustiz.

Auf dem Filmplakat zu ,Prisoners‘ prangen die zwei konträren Gesichter der Geschichte: Jackman und Gyllenhaal, Dover und Loki, Religion und Moral. Auf der einen Seite der rasende Familienvater, wütend, dass er seine Tochter nicht beschützen konnte und das staatliche System einen mutmaßlichen Entführer wieder auf freien Fuß setzt, der doch augenscheinlich zur Rechenschaft gezogen werden muss. Auf der anderen Seite der introvertierte Detective, besonnen und auf der Suche nach logischen Schlussfolgerungen. In einem kongenialen Duell sind beide Charaktere Gefangene ihrer Prinzipien und konfrontieren auch den Zuschauer mit Fragen und Gewissensbissen: Auge um Auge, Zahn um Zahn? Was tun, wenn das eigene Kind entführt wird? Heiligt der Zweck die Mittel?

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Regisseur Denis Villeneuve bringt seine Figuren mehrmals bis an den Rand der Verzweiflung, was dank der beiden brillierenden Hauptdarsteller allerdings niemals ins Overacting kippt oder an Authentizität zweifeln lässt. Besonders Jake Gyllenhaal, etwas aufgedunsen, mit schmierigen Haaren und rätselhaften Tattoos,  liefert nach ,Brokeback Mountain‘ und ,Zodiac‘ die vielleicht beste Performance seiner Karriere ab. Selbst die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt, beispielsweise mit Terrence Howard und der wunderbaren Viola Davis, welche das Nachbarehepaar mit bravour verkörpern und Melissa Leo wurde für ihre Rolle mal wieder fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Einzig der talentierte Paul Dano muss bei seinen nächsten Angeboten aufpassen, dass er nicht gänzlich in die Schublade des verqueren Sonderlings abrutscht.

So viel schauspielerische Klasse reicht oft schon aus, einen Film alleine zu tragen. Doch das düstere Originaldrehbuch von Aaron Guzikowski zieht durch einen intensiven Spannungsbogen, intelligent eingestreute Details und die mysteriöse Ambivalenz aller Figuren die Qualität von ‘Prisoners’ weiter nach oben. Roger Deakins, einer der besten Kameramänner der Welt (,No Country for Old Men‘, ,Skyfall‘, ,Fargo‘), gibt diesem Film den letzten Schliff und macht somit aus einem guten Thriller einen sehr guten, der im Stile von ‘Sieben’ die Zuschauer ihre Fingernägel in den Sitz krallen lässt. Einziger Wermutstropfen sind eine Handvoll Logikfehler und das leider etwas zu konventionelle Ende, bei dem Regisseur Denis Villeneuve den Täter seine Motive schlicht und ergreifend erklären lässt. Das wirkt zu einfach und passt nicht zur ansonsten tadellos durchkomponierten Darstellungsweise.

Verschmerzen lässt sich das dennoch allemal. Trotz zweieinhalb Stunden Laufzeit ist ,Prisoners‘ zu keiner Sekunde langweilig, vielmehr ist er durch seine dramaturgische Finesse einer der besten Thriller dieses Kinojahres.


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