Ist es zu verantworten, das Werk eines Mannes zu verreißen, der nachweislich in die Klapse gehört? Das könnte man mit der Gegenfrage beantworten, inwiefern es gerechtfertigt ist, Platten wie diese auf die Menschheit loszulassen. Doch lassen wir die Kirche im Dorf, denn verglichen mit Timo Tolkkis letztem Auswurf, dem Opern-Desaster SAANA, ist AGE OF AQUARIUS zweifellos eine gelungene Platte.Nummern wie der Titeltrack oder “Behind the Mask” gehen gut nach vorne ab und sind – gemessen an Power-Metal Verhältnissen – absolut in Ordnung.
Dass die Scheibe als 1:1 Kopie von Stratovarius durchgeht, kann man Revolution Renaissance nicht verübeln – denn wer außer Tolkki hat sonst das Recht, so zu klingen? Offensichtlich verspürt der Meister große Sehnsucht nach dem Ex, denn sein aktueller Sänger Gus Monsanto scheint der geklonte Bruder von Timo Kotipelto zu sein. Sein soll.
Der Grund für die schlechte Benotung liegt nun in erster Linie in den Kitschbomben, die strategisch geschickt über das Album verteilt sind. Bei “Sins Of My Beloved” oder “Heart Of All” trieft der Kitsch wie klebriger Honig aus den Boxen – dagegen wirken Nightwish wie eine bodenständige Garagen-Band. Es bleibt die Frage, ob nicht einmal Stratovarius voll und ganz reichen.
Wolfgang Kuhn
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