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Uncharted 4: A Thief’s End (PS4)

Action Adventure, Games, Naughty Dog / Sony

6/ 7
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Foto: Promo/Sony

Nathan Drake ist durch mit der Schatzjagd. Stattdessen ist er in den zivilen Sektor des Bergungstauchens gewechselt – hier findet man zwar kein Gold und Geschmeide auf dem Grund des Ozeans, allerdings warten an der Oberfläche auch keine bösen Buben mit Sturmgewehren um einem die Beute wieder abzunehmen. Statt der Jagd nach Reichtümern stehen jetzt Familienabende mit Ehefrau Elena im Vordergrund, der Nate hoch und heilig versprechen musste, seinen Hals nicht mehr bei gefährlichen „archäologischen“ Unternehmungen im Indiana Jones-Stil zu riskieren.

Dann taucht Nathans verschollener Bruder Sam auf, den man vor langer Zeit bei der Flucht aus einem mexikanischen Gefängnis tot glaubte und zurückließ und jetzt von einem skrupellosen Gangsterboss erpresst wird, der den legendären Piratenschatz von Henry Avery innerhalb von drei Monaten in seinem Tresor haben will. Dies zwingt das Brüderpaar auf eine abenteuerliche Reise von Italien über Schottland bis nach Madagaskar – und führt zu viel Action, Schießereien und akrobatischen Klettereinlagen.

Beeindruckende Regie

Die Regie von Uncharted 4 ist dabei auf höchsten Naughty Dog-Niveau: Die enge Beziehung zwischen Sam und Nathan wird zu Beginn behutsam durch viele ruhige Momente und Kindheits-Rückblenden inszeniert, die Vergangenheit der Brüder und ihre initale Suche nach dem Piratenschatz durch coole Szenen hinter mexikanischen Gittern gezeigt und nicht zuletzt wird die beschauliche Ehe von Nathan und Elena in herzergreifenden Bildern dokumentiert, bei denen der Held sogar für eine Runde Crash Bandicoot zum PSOne-Controller greift. Durch den langsamen Aufbau schafft Naughty Dog viel Ruhe und emotionale Nähe zu den Hauptcharakteren, bevor es in Schottland und Italien dann bleihaltig wird – hier geraden Nate, Sam und Sully nämlich erstmals an ihre Gegenspieler, denen sie mit Colt und Dynamitstange zeigen, wer hier der echte Archäologen-Held ist.

Dabei ist beeindruckend, wie es Naughty Dog abermals schafft mit der überragenden Kulisse zu begeistern. Die Lichtstimmungen auf den Klippen von Italien oder im verschneiten Schottland sind grandios, die Oberflächen knackig scharf und das Gesamtdesign atemberaubend malerisch. Es gibt dutzende Momente, in denen man einfach nur stehen bleibt und die Landschaft in ihrer ganzen Pracht bewundert, während der Wind leicht durch hohes Gras fährt oder die Wellen an den Klippen brechen. Ebenfalls klasse: Die Figuren sind hervorragend animiert und selbst so beiläufige Handlungen wie das Umhängen eines Sturmgewehres waren noch nie so flüssig und akkurat.

Schlaue Begleiter

Auch die Begleiter-KI überzeugt, denn selten ist man alleine unterwegs. Naughty Dog hat sich hier vor allem an der dynamischen Interaktion von The Last Of Us orientiert und das System weiterentwickelt – so greifen die Freunde oftmals in Handgemenge ein und hauen böse Buben um, die Nate im Klammergriff haben. Zudem kommentieren sie wie gewohnt die Aktionen, suchen nach Kletterpunkten oder helfen bei der Räuberleiter. Zwar ist hier vieles wie gewohnt gescriptet, durch die organische Interaktion zwischen den Charakteren fühlt man schnell eine emotionale Bindung zu den Begleitern. Störender sind da schon die nach wie vor nicht in die Handlung eingebetteten Schätze, die zwar glitzern an (fast) jeder Ecke herumliegen, aber keinen Bezug zu Handlung oder Spielablauf haben. Auch die Rätsel sind zwar vielseitig und versprühen Indiana Jones-Flair, letztlich bleiben sie aber dennoch simpel und ohne großen Tiefgang.

Spielmechanisch hat sich Naughty Dog ebenfalls verstärkt an The Last Of Us orientiert und bietet erstmals jederzeit ein sinnvoll funktionierendes Schleichsystem bei dem man sich vor Wachen verstecken und Patrouillen hinterrücks erledigen kann. Die Wachen reagieren in drei Aufmerksamkeitsstufen (grau, gelb, rot) und setzen Nate mit auf „rot“ mit aktiver Suche und aggressivem Vorrücken unter Druck. Das funktioniert ähnlich solide wie z.B. bei Sniper Elite, ist allerdings nicht mit reinen Stealth-Spielen wie Metal Gear Solid oder Hitman zu vergleichen, da sich viele breznlige Situationen mit Waffengewalt lösen lassen. Zudem sind einige Wachen chronisch kurzsichtig und vergessen schnell, dass ihre Kameraden niedergeschossen wurden.

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Knackige Gefechte

Doch das ist im Rahmen der Arcade-Gefechte bei Uncharted durchaus zu verschmerzen – und diese sind immerhin mit Abstand die besten der Reihe. Die Schießereien sind actionreich, explosiv und vor allem so präzise wie selten zuvor. Dabei haben die Entwickler an dem eigentlichen Deckungs-Konzept von Uncharted wenig verändert, schaffen es aber, dass sich das Zielen und der Deckungswechsel weniger behäbig anfühlen, als noch in Teil drei. Auch das Klettern, das einen gewohnt großen Anteil der Spielzeit einnimmt, wurde durch einen Kletterhaken und eine frische Schwing-Mechanik erweitert, mit der Nate mehr Bewegungsspielraum hat. Zudem stehen dem Helden in den deutlich größeren Arealen häufiger Alternativrouten zur Verfügung. Später findet Nate zudem noch einen Kletterhaken, der ähnlich funktioniert wie bei Tomb Raider,.

Mit den Jeep-Sequenzen auf Madagaskar besitzt Uncharted 4 zudem das größte und freieste Areal, das Naughty Dog bisher in seinen Spielen verarbeitet hat. Zwar ist man auch hier nicht in einer echten, offenen Welt unterwegs und kann sich im Grunde nicht verirren, das Offroad-Cruisen durch die wunderschöne Inselwelt erweckt aber dennoch den Eindruck eines weitläufigen Savannen-Ausflugs.

Fazit

Mit Uncharted 4 – A Thief’s End liefern Naughty Dog nicht ihr erzählerisches Meisterstück, denn das steht mit The Last Of Us bereits seit 2013 in den Spiele-Regalen der Republik. Das ist jedoch bei dem lockeren Ton der Indiana Jones-Action leicht zu verschmerzen. Das letzte Abenteuer von Nathan Drake ist nämlich auch sein bestes – Regie, Action, Drama, Gebiete und Kulisse sind auf einem atemberaubenden Niveau und werden von Kleinkram wie nicht in die Handlung eingebetteten Schätzen, manchmal etwas verzögerter Bewegungssteuerung, simplen Rätseln oder dem etwas flachen Schleichsystem nur minimal ausgebremst. Achso: Einen umfangreichen Mehrspieler-Modus gibt es übrigens auch!  Uncharted 4: A Thief’s End ist explosives Popcorn-Actionkino auf allerhöchstem Niveau – und für jeden PlayStation 4-Besitzer Pflicht!

 


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