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Test: Wolfenstein – The New Order

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Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in Old-School-Shootern: „Wenn du zwei Sturmgewehre nutzen kannst, nutze immer zwei Sturmgewehre!“ Denn zwei sind mehr als eins – und noch wichtiger: Zwei sind deutlich cooler als eins. Episch bewaffnet ziehen Sie in „ Wolfenstein – The New Order“ wieder mal gegen die Nazis in den Kampf. Nur dass die nun „Das Regime“ heißen.

Alles Nazis oder was?

Schon 1992 erledigte ein pixeliger William „B.J.“ Blazkowicz Wehrmachtssoldaten und irre Diktatoren. Damit dieses Mal aber auch Deutsche und Österreicher spielen dürfen, sind alle Hakenkreuze und verfassungswidrigen Symbole durch das Wolfenstein-Logo ersetzt worden. Auch sonst wurde alles getilgt, was direkt aus der Vergangenheit stammt – darunter Gesten, militärische Ränge, Befehle. Worum es hier geht, ist trotzdem jedem klar: Es ist 1960 in einer alternativen Zukunft, in der die Nazis die Weltherrschaft an sich gerissen haben. In dieser Zukunft stehen in den Metropolen der Welt irre Megabauten aus „Superbeton“, Schäferhunde wurden durch gepanzerte Roboter-Köter ersetzt und für ein bisschen „ Titanfall“-Feeling gibt es jede Menge futuristische Kampfmaschinen und Drohnen.

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Tödliches Tutorial

Aber zurück auf Anfang: Den Stargast in der Nazi-Welt von 1946 spielt immer noch der Amerikaner Blazkowicz, der so ein bisschen aussieht wie Til Schweiger auf Anabolika. Und der schon in den ersten zehn Spielminuten auf wundersame Weise gleich zwei Flugzeugabstürze überlebt (abzüglich der zehn bis zwanzig Tode, die Sie sterben, weil Sie den Sprung in das zweite Flugzeug nicht schaffen – den linken Stick nach vorn gedrückt halten und mit A respektive X abspringen). Und weil er überlebt hat, stürmt B.J. auch gleich die Regime-Burg an der Küste. Hier ist alles ein bisschen wie früher: im Schloss herumlaufen und Feinde erledigen. Nach dem ersten fiesen Zusammentreffen mit Oberbösewicht Wilhelm „ Totenkopf“ Strasse und einer spektakulären Flucht landet B.J. in einer polnischen Nervenheilanstalt. Während seines Heilungsprozesses pflegt Krankenschwester Anya ihn – und es vergehen satte 14 Jahre, bis B.J. aus seiner Schockstarre erwacht. Es ist 1960, das Regime hat mittlerweile die ganze Welt unter seine Herrschaft gebracht und stürmt nun auch die Klinik, in der Sie als B.J. dahinsiechen. Als Anyas Eltern, denen die Einrichtung gehört, vor Ihren Augen ermordet werden, reagieren Sie. Nun ist Blazkowicz wieder die Ein-Mann-Armee, die er immer war, und räumt erst mal ein bisschen auf.

Die Ein-Mann-Blazkowicz-Armee

B.J.s Alleingänge gehören zum guten Ton: Denn obwohl Sie sich im Laufe des Spiels einer Gruppe Widerständler anschließen, erledigen Sie die wichtigsten Aufträge selbst. Blazkowicz schleust sich also todesmutig in ein Vernichtungslager ein, fliegt auf den Mond, besorgt Geheimdokumente, befreit Freunde aus Gefängnissen, erkundet die Kanalisation und sammelt Spielzeugautos ein. Die Szenerie wechselt regelmäßig – gegen Ende etwas zu häufig – und lässt keine Langeweile aufkommen. Sogar in einem uralten Tempel stöbert B.J. mit seinen Mitstreitern herum, um das Regime aufzuhalten. Auch wenn klar ist, wer Sie am Ende zu einem letzten Duell herausfordert, bleibt es spannend. Gut gelungen sind in „The New Order“ nicht nur die authentischen Charaktere, die mit erstaunlich wenigen pathetischen Phrasen um sich werfen, sondern auch die Orte, an denen Sie Ihren Feldzug planen und umsetzen.

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Schade nur, dass diverse Szenen den Spielspaß mindern: Besonders der Abschnitt im Vernichtungslager reizt durch diverse geschmacklose Tabubrüche alles aus. Dennoch waltet die amerikanische Prüderie an anderer Stelle: Gewalt, Blut, Gedärme, das alles geht. Aber ein nackter Hintern oder gar expliziter Sex? Um Himmels willen, wo kämen wir denn da hin! Die Liebesbeziehung zwischen B.J. und Anya ist offensichtlich, Sex haben sie auch – zweimal. Haut sieht man dabei so gut wie gar nicht; denn wenn Anya das gemeinsame Bett verlässt, trägt sie natürlich ein Höschen. Klar: Die Zurschaustellung sekundärer Geschlechtsmerkmale haben schließlich schon mehr junge Menschen verdorben als das Enthaupten von Gegnern mit den Rotorblättern eines Hubschraubers …

Schießen nach alter Schule

Erfreulicherweise starten Sie im Versteck des Widerstands nicht gleich mit stumpfer Ballerei. Sie laufen Botengänge, stehen herum und hören Ihren Mitstreitern zu, schwimmen durch schmutziges Wasser. Sobald Sie dann eine Waffe in der Hand haben, ist alles wieder so ein bisschen wie früher: Zielen, schießen, weiterlaufen – mehr nicht. Munition, Power-ups und Medi-Packs liegen auf dem Boden oder stecken in Kisten. Wer will, sucht auch mal Deckung oder schleicht sich von hinten an einen Gegner heran und zückt oder wirft das Messer. In Sachen Old School machen die Entwickler alles richtig: Sie müssen in „Wolfenstein“ keine tausend Waffenmenüs durchklicken, fünfzehn Waffentypen freispielen, die sechste Zielfernrohrverbesserung von irgendwelchen Credits kaufen. Sie wechseln Ihre Waffen auf die einfachste und beste aller Arten: von einer zu zweien gleichzeitig. Die entschlackte, aber absolut funktionierende Mechanik macht Spaß. Sie wissen in „Wolfenstein“ immer sofort, was Sie tun müssen. Ob Sie es aber meistern, liegt allein an Ihrem Können.

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Granaten für den Weltfrieden

Okay, die Waffenauswahl ist insgesamt eher begrenzt. Und anfangs ist es noch ein wenig ungewohnt, die eigenen Vorlieben in Sachen Kampftaktik so gar nicht ausbauen zu können. Je häufiger Sie aber in Ihrer Technik agieren (viel schleichen, rennen et cetera), desto mehr Verbesserungen spielen Sie – ganz automatisch – frei. Sie brauchen sich um nicht viel mehr als Ihre ausgewählten Waffen, die Munition zu Ihren Füßen und den einen oder anderen Rüstungsbonus (ebenfalls zu Ihren Füßen) zu kümmern. Und wem ein ordentlicher Zoom beim Scharfschützengewehr schmerzlich fehlt, der lässt sich in den meisten Fällen von einer elegant geworfenen Granate besänftigen. Auch das Schleichsystem ist einfach gehalten – und funktioniert. Zugegeben: In „Wolfenstein“ sind die Gegner nicht die Klügsten, aber es handelt sich letztlich immer noch um Nazis; da hat auch niemand etwas anderes erwartet. Immerhin stolpern die Jungs, wenn Sie ihnen ins Bein schießen und versuchen auch mal, aus der Horizontalen weiter auf Sie zu feuern.

Hier ist nichts schlauchig

Wenn Sie „Schlauchlevel“ hören, steigen Sie gedanklich schon aus? Dafür gibt es in diesem Fall keinen Grund. „Wolfenstein“ setzt nicht krampfhaft auf Open-World. Trotzdem werden Sie nie das Gefühl haben, sich in einer abgesperrten Region zu bewegen: Karten und Gebiete sind verschachtelt, mit Geheimgängen, Treppen und mehreren Ebenen versehen, sodass Sie immer mal wieder die Orientierung verlieren. Aber nie lange und nie richtig – denn wer der eigenen Logik folgt, stellt fest, dass es von Anfang an nur einen Weg gab. Schlauchig fühlt sich hier gar nichts an – verloren gehen Sie trotzdem nicht. Sammelgegenstände, für die es sich lohnt, die Bereiche ausgiebig zu erkunden, peppen das Konzept auf. Später lassen sich damit etwa zusätzliche Spielmodi, Schwierigkeitsgrade und Retro-Karten freischalten. Bevor Sie sich aber im höchsten Schwierigkeitsgrad auseinandernehmen lassen, probieren Sie es lieber mal etwas seichter. Auf „Normal“ kommen Sie als Shooter-Profi sicher gut klar, weniger versierte Spieler gehen lieber eine Stufe runter. Denn ja: „Wolfenstein“ ist teilweise ganz schön schwer. Oft stehen Sie einer Armee von Nazis gegenüber, die zwar nicht besonders schlau ist, aber Sie gern mal umzingelt. Auch die Bosskämpfe sind ernst zu nehmen und können schon mal bis zu 15 Minuten dauern. Apropos Dauer: Für Ihr Geld bekommen Sie vergleichsweise viel Spielzeit: 15 bis 20 Stunden Kampf gegen das Regime lohnen sich. Es gibt aber keinen Online- oder Multiplayer-Modus.

Mondgang mit Potenzial

„The New Order“ schafft es außerdem eindrucksvoll, der sonst eher eintönigen Ballerei etwas mehr Leben einzuhauchen. Nie hat man in den 15 bis 20 Spielstunden das Gefühl, immer das Gleiche zu tun. In der geheimen Widerstandsbasis warten zahlreiche Nebenmissionen, die fast nie etwas mit ausgiebigem Schusswechsel zu tun haben. Trotz des sehr unsteten und manchmal zu schnellen Erzähltempos lässt Ihnen das Spiel genug Zeit, Umgebungen zu erkunden, Sammelgegenstände aufzuspüren oder geschichtliche Hintergründe aufzudecken. Insgesamt eine angenehme Rückkehr zu Shootern, die mehr liefern als ein paar mäßig programmierte Gegner-KIs. Erfreulich realitätsnah und abwechslungsreich ist auch der Mondgang, den Sie als B.J. erleben – und hier hat sogar mal jemand nachgedacht: In Ihrem Weltraumanzug hören Sie nur Ihren eigenen Atem, Geräusche von draußen gibt es nicht. Die kurze Auseinandersetzung mit ein paar Drohnen auf Ihrem Weg in die Basis zeigt: Hier wäre Potenzial für mehr, das aber verschenkt wurde.

Erscheinungsdatum „Wolfenstein – The New Order“: 21. Mai 2014 für PC, PS3, PS4, Xbox 360 und Xbox One.

Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de

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