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Callejon-Tourstory: Keine Zukunft ohne Kampf

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Klein fingen die Düsseldorfer Callejon an, sie nahmen jeden Jugendclub Deutschlands in Beschlag. In diese altbekannte Atmosphäre wollen sie jetzt ihr neues Album BLITZKREUZ transportieren: Zurück zu den Wurzeln. Dass sie mittlerweile weit von diesen entfernt sind, ahnen die Jungs beim Tour-Start in Köln selbst noch nicht.

Donnerstag, 14.6. – Köln: Luxor

In der Domstadt beginnt Callejons viertägige Reise namens „Willkommen in der Sackgasse“. Mittags um eins treffen die sichtlich angeschlagenen Jungs mit dem Nightliner am Klub ein. Wo sich die „Furchtbar“ an die „Tankstelle“ reiht, da liegt das Luxor. In den letzten beiden Tagen wurde ausgiebig geprobt, nicht nur spieltechnisch. Beim Bühnenaufbau hievt die Crew einige erleuchtende Erscheinungen auf das Podest, dessen Funktionen vorher genau inspiziert wurden. Sänger Bastian „BastiBasti“ Sobtzick klärt auf: „Wir testen hier viel für die Shows im Herbst. Zum ersten Mal benutze ich In-Ear-Monitore auf der Bühne.“

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Kurz nach Einlass nehmen pubertierende Mädchen bereits den Wellenbrecher in Beschlag. Als WassBass dann auflegen, fragen sich die Fans, ob sie hier falsch sind. Aber langsam kommen sie in den Groove – Nico von K.I.Z. vermittelt: „Wir sind gekommen, um Sarah Connor zu töten.“ Die Meute feiert ‘Sex auf Toilette’ mit lautstarken „Geil, geil, geil!“-Rufen. Callejon haben sich derweil warmgesprungen und -getrunken, damit der Knaller ‘Porn From Spain’ auch wirklich zündet. Nach zwei Riffs zieht der erste Circle Pit seine Bahnen. Stagedives folgen auf dem Fuße – oder besser gesagt Kopfe. Das lässt sich Nico nicht nehmen, kommt noch mal hoch und reimt seine Verse.

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Freitag, 15.6. –  München: 59:1

Der Tag der Albumveröffentlichung! Ab heute steht BLITZKREUZ in den Läden. Was auch heißt, dass die Promoarbeit ruft. Da Nico nachts auf seinen Geburtstag angestoßen hat, fängt der Freitag jedoch nicht so feierlich an. Der Trailer hat kein Schloss und steht mitten auf einer Hauptstraße. Für Bassist Thorsten „Totti“ Becker ist das totaler Bus-Terror: Er besorgt schnell eine passende Verriegelung. Basti ist derweil unterwegs zum lokalen Rock-Radiosender. Nach dem sehr entspannten Interview schwelgt er in Erinnerungen: „Als ich fünf Jahre alt war, gab mir mein Vater mein erstes Mixtape. Darauf waren Metallica, Guns N’ Roses und Whitesnake. In der zweiten Klasse trug ich einen GNR-Pulli, den ich ausziehen sollte. Aber ich fühlte mich diskriminiert und wurde letztendlich nach Hause geschickt“. Danach ging es für ihn tief in die Black Metal-Szene hinein, wo er Bernie kennenlernte: Beide waren auf einem erzbischöflichen Gymnasium.

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Als ‘Porn From Spain’ erklingt, moshen sich die Verrückten einen Pit, der größer als die Bühne wird. Köln, du hast abgestunken! Hier geht’s zur Sache. Bei ‘Lass mich gehen’ tritt der Tod in die Tür: Die wohl größte Wall Of Death, die das 59:1 je gesehen hat, walzt die Masse nieder. Danach folgen Stagedives auf gesamter Breite. ‘Snake Mountain’ leitet den halsbrecherischeren Abriss ein. Was passierte noch mal danach?

Samstag, 16.6. – Berlin: Magnet

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Obwohl es aus allen Wolken schüttet, die Arbeit ruft: Der Magnet ist bereit, das Equipment zu verschlucken. Während des Aufbaus erscheint Verstärkung für WassBass: Paul Seidel von War From A Harlots Mouth unterstützt die Beats in Berlin schlagfertig mit seinem Stockschwung. Kurz geschnackt und angepackt, schon müssen Callejon zur nächsten Elektromarkt-Autogrammstunde. (…)

Obwohl zwischendurch die Bühne von strömendem Regen überschwemmt wird, bleiben die Fans standhaft, die Menge verdoppelt sich sogar. Callejon sind mehr als überwältigt. Nach zwei Stunden Fingerfeuer strahlt die Sonne wieder vom Himmel, wie ebenso die Gesichter aller Glücklichen. Auch Christoph „Kotsche“ Koterzinas Gesangslehrerin kam vorbei, um sich eine Umarmung vom Gitarristen abzuholen.

Nach knappem Soundcheck und Interviews legen WassBass auf. Eigentlich ein Heimspiel, denkt man. Doch die Berliner sind verhalten und reagieren nur vereinzelt auf die Beats. Zu ‘Nukleare Winterferien 3012’ raven die partyverwöhnten Großstädter dann endlich. Sollen sie auch! Herr Seidel liefert echt saubere Stockschläge ab. Basti bekommt am Ende die Besucher mit bösen Brees nochmals in den Griff. Trotzdem ein lahmes Publikum zum wohl besten Sound von WassBass auf dieser Tour. Berlin braucht eben eine Weile, um Neues in sein großes Herz zu schließen.

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Krönender Abschluss ist ‘Porn From Spain 2’, bei dem alle K.I.Z.-Mitglieder die Bühne zum Bersten bringen – Sitz-Pit inbegriffen. Bastis und Tottis DJ-Set krönt das Ganze. Besser konnte der Abend nicht werden, wie auch die ausgiebige Feierei im Anschluss. Es bleibt nur zu sagen: Kreuzberger Nächte sind lang. Sehr lang.

Sonntag, 17.6. – Hamburg: Hafenklang

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Beim Soundcheck testet Basti, was stimmlich machbar ist: Es kommt nicht viel. Aber Hamburg wäre nicht Seemannsstadt, wenn nicht ein erfahrener Kiezkumpel mit einem rettenden Kater-Vernichtungs-Gebräu um die Ecke biegen würde. „Alkoholikerhausrezept“, nennt es der Seebär und verabreicht Basti einen Tee mit viel Milch, Averna und Honig. Also nun Stimme ölen, etwas essen und ein bisschen Ruhe gönnen, während WassBass auf die Wartenden einwummsen.

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Die leuchtenden Blitzkreuze scheinen heute nicht, da die Bühne wie der Klub zu eng ist. Körper an Körper ergibt Abriss. Vor allem beim Brecher des Debüts WILLKOMMEN IM BEERDIGUNGSCAFÉ. In alter Hafenmanier wird bei ‘Bevor du gehst’ sogar geschunkelt, während die singenden Sirenen Liebesblicke auf Basti werfen. Danach stürzt sich die zähflüssige Masse aus Fans noch einmal in ‘Sommer, Liebe, Kokain’ hinein. Die Zugabe ‘Schrei nach Liebe’ und Nicos Stagedive machen es dann für alle schön. Es tropft von der Decke, als die Band sich für Autogramme und Fotos zur Verfügung stellt. Es ist halb neun, gefühlte 1000 Autogramme wurden in den letzten vier Tagen geschrieben: Callejon können sich mehr als glücklich schätzen, weil es für sie genau darum geht.

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Mehr von Callejon könnt in unserer August-Ausgabe lesen.
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Generell können natürlich alle Hefte auch einzeln nachbestellt werden – alle Infos dazu findet ihr unter www.metal-hammer.de/einzelheft.

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Schwarze Pflanzen für den grünen Daumen: Willkommen im Dschungel

So gut wie jedes obligatorische Schreibtischgrün im Großraumbüro versucht uns zu vermitteln: Zimmerpflanzen sind wichtig für das Raumklima, sie säubern die Luft. Langweiliger geht's kaum. Dass Pflanzen ernst zu nehmende Metal- oder zumindest Black-Sabbath-Fans sind, erzählt uns wiederum niemand. Außer TV-Gärtner Chris Beardshaw. Vor einigen Jahren beschallte er im Experiment Pflanzen mit unterschiedlicher Musik – die, die zu Black Sabbath wuchsen, waren schlussendlich am unempfindlichsten gegenüber Schädlingen. Die, die Cliff Richard hörten, gingen alle ein. Sabotage? Oder war uns das irgendwie schon immer klar? Die im Folgenden beschriebenen Exemplare setzen dem pflanzlichen Metal-Fan-Dasein das Krönchen auf, denn sie sind schwarz.…
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