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Festivalreport: Sweden Rock 2016

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Freitag

Nach einer wohlverdienten Abkühlung im Meer beginnt der Konzert-Freitag mit einer der größten Überraschungen des Festivals: Die britischen Doom-Psychedeliker von Uncle Acid & The Deadbeats. Auf Platte gebannt hatte der Vierer aus Cambridge schon immer seinen ganz eigenen schrulligen Charme. Die Hippie-Produktion verwaschen analog, die Stimmlage irgendwo zwischen Ozzy Osbourne und den Beatles auf Helium und die Crime Wave-Attitüde einfach nur liebenswert schräg. Doch live entfachen diese Herren bei mörderischem Sound eine Riff-Wand, die kreisende Nacken einfach nur zerbersten lässt. Dieser unfassbare Druck, der von der Black Sabbath-lastigen Gitarrenarbeit ausgeht und sich mit den pochenden Drums und dem vibrierend warmen Bass zu einem pulsierenden Ungetüm auftut, entlädt sich dank Oldschool-Headbangern wie ‘Waiting For Blood’, ‘Death’s Door’ oder ‘Melody Lane’ inmitten des Publikums und äußert sich im kollektiven Haupthaarschütteln, frei nach den unentwegt bangenden Vorbildern auf der Bühne. Einziger Wermutstropfen: Uncle Acid & The Deadbeats hätten auf der gemütlichen Sweden Stage wesentlich mehr Zeugen dieser 75-minütigen Machtdemonstration verdient gehabt.

Die Rückkehr der Hellacoptas

Wie auch schon das Jahr zuvor die Backyard Babies, braut sich auf dem diesjährigen Sweden Rock Festival erneut eine legendäre Reunion einer der Mitbegründer – wenn nicht sogar der Urväter – der Scandinavian Rock-Bewegung zusammen: Die Rede ist natürlich von The Hellacopters, der Band, die sich einst aus dem Entombed-Drummer Nicke Andersson und den Roadies Andreas Tyrone Svensson aka Dregen, Robert Eriksson und Kenny Håkansson zusammengefunden hatte, um mit ihrem Erstling SUPERSHITTY TO THE MAX der damaligen Rockszene einen gehörigen Garage Punk-Arschtritt zu verpassen. Und eben dieses Album nehmen sich die Gründungsmitglieder plus Keyboarder Anders Lindström zur Brust, würzen es mit einigen B-Seiten, die zu jener Zeit ebenfalls irgendwann einmal in irgendwelchen versifften Proberäumen eingerotzt wurden, so wie die just veröffentlichte Single ‘My Mephistophelean Creed’ und fertig ist der Triumphzug. So zumindest die Theorie. In der Praxis sieht das leider etwas anders aus.

Natürlich beherrschen die Schweden ihr Handwerk auch noch nach acht Jahren der Hellas-Abstinenz, der High Energy Rock-Wind weht pausenlos durch jeden angeschlagenen Ton, jede gesungene Strophe und jedes posierte Solo. Irgendwie wird man aber das Gefühl dennoch nicht los, dass Bandleader Nicke Andersson mit dieser Art von Musik schon längst abgeschlossen hat und nur um seines Freundes Dregen Willen, der sich wiederum unübersehbar die Seele aus dem Leib rockt, mit an Bord ist. Das Debüt spiegelt eben nur die frühe Punk-Phase der Hellacopters-Ära wider. Von der hatte man sich bereits ab dem Drittling GRANDE ROCK, spätestens aber mit der Millenium-Überscheibe HIGH VISIBILITY deutlich gelöst. Und auch Anderssons jetzige Hauptkapelle Imperial State Electric hat sich mehrheitlich dem Rock n‘ Roll und Power Pop der 60er und 70er verpflichtet. Da stellt sich die Frage, ob die volle Packung Hellacopters nicht doch die bessere Lösung gewesen wäre – Original-Line-Up hin oder her. Und wenn schon nur die musikalisch limitierte Punkdröhnung, dann doch bitte mit so genialen Nummern wie ‘You Are Nothin’, ‘Hey!’ oder ‘Soulseller’.

Twisted Sister & Satyricon

Zum 40sten sagen Twisted Sister „Fuck It“ und „Goodbye“ gleichermaßen. „Fuck It“ weil es sich die Herren um Frontsau und Hobby-Pöbler Dee Snider nochmal so richtig beweisen wollen und „Goodbye“ weil es das vermeintlich letzte Mal sein soll, wie der Sänger auch mit nettem Seitenhieb in Richtung Scorpions, Judas Priest und Co. eindringlich versichert. Man wolle eben nicht so heuchlerisch sein wie die Kollegen. Ist angekommen, Herr Snider. Wir sprechen uns in ein paar Jahren nochmal. Wenn man die Herren in ihren Post-Fünfzigern dann aber als Freitags-Headliner so performen sieht, hört man fast seine innere Stimme flüstern: „Ach, bleibt doch noch ein bisschen länger“. Denn während sich die Instrumentalfraktion meist vornehm zurückhält und auch die Schminke vergangener Tage deutlich weniger geworden ist, liefern sie präzise Vorarbeit für den ständig umherzappelnden Frontmann. Was Dee Snider mit seinen 61 Jahren noch aufs Parkett legt, ist wirklich beachtlich. Top trainiert und immer mit der nötigen Schippe Verrücktheit versehen, singt er sich trotz mit enormem Energielevel gekonnt durchs Set. ‘Burn In Hell’, ‘The Fire Still Burns’ oder ‘I Wanna Rock’ werden von ihm mit jeder Faser seines Körpers gelebt und von seinem Charisma getragen. Bei all der Euphorie kann Snider aber auch ernst: ‘The Price’ wird mit eindringlichen Worten dem völlig unerwartet verstorbenen Schlagzeuger AJ Pero gewidmet. Trommel-Söldner Mike Portnoy hilft aus und verrichtet sein Werk wie immer makellos. Schnell noch zu ‘We’re Not Gonna Take It‘ mitgegrölt und dann die letzten Songs der norwegischen Black Metal-Pioniere Satyricon aufgeschnappt. Sollte es das allerdings von Twisted Sister wirklich endgültig gewesen sein, kann man nur den Hut ziehen – ein würdiger Abgang.

An der Aufführung des wegweisenden Werks NEMESIS DIVINA ist man natürlich dank der durchgeknallten Schwestern knapp vorbeigeschlittert, pünktlich zum genialen ‘Phoenix’, das dem Gesangsmonster Sivert Høyem auf den Leib geschneidert wurde, lässt sich aber schnell erahnen, dass diese ebenfalls umwerfend gewesen sein muss. Druckvoll und mit schwarzmetallischer Hingabe gehen Satyr, Frost und der Rest Truppe in Nebelschwaden und stimmigem Lichtspiel zu Werke. Mit dem mächtigen Stampfer ‘K.I.N.G.’ ist dann aber leider auch hier schon Schluss.


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