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Festivalreport: Sweden Rock 2016

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Samstag

Raised Fist, die Hardcore Band aus dem schwedischen Luleå, machen ihrem Namen alle Ehre und kommen am frühen Samstagmittag bei strahlendem Sonnenschein einem einzigen glühenden Faustschlag aus der Hölle gleich. Nach geschlagenen 23 Jahren, die sie nun schon wüten, ist es höchste Zeit, nun endlich auch das Sweden Rock zum ersten Mal unter Beschuss zu nehmen. Unter dem Einsatz von Flammen und dem umherwirbelnden Shouter Hagman kommt die Show schon zu Beginn mächtig ins Rollen. Ihre Songs treffen sofort ins Schwarze – wie ein herftiger Schlag ins Gemächt und Gesicht zugleich. Insbesondere, als Hagman das Publikum zum Mittagessen einlädt und eine deftige Wall Of Death serviert. Nach einer emotionalen Ansage zu Ehren des erst kürzlich verstorbenen Schlagzeugers Oskar Karlsson, die unter tosendem Beifall von den Fans gewürdigt wird, liefern die Schweden bis zum bitten Ende mit dem gnadenlosen ‘Chaos, Flow’ oder dem Rausschmeißer ‘Friends & Traitors’ ab.

The Hooters am frühen Nachmittag zu erleben, ist immer wieder aufs Neue Balsam für die Seele und sowieso nie verkehrt. Die Ursympathen aus Pennsylvania schaffen es wie kaum eine andere Rockband vergangener Tage auf charmanteste Art und Weise den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Allen voran Gründungsmitglied Eric Bazilian. Es gibt so gut wie nichts, was dieser Mann nicht beherrscht: Gitarre, Mandoline, Saxophon, Melodica, Keyboard sind nur ein kleiner Auszug aus seiner Instrumentalpalette. Und dann noch diese Sprachkenntnisse: Während er hierzulande des Öfteren mit deutsch gesungenen Passagen glänzt, fängt er in Sölvesborg plötzlich an auf Schwedisch zu plaudern. Respekt. Das soll die Leistung der restlichen Herren, die ebenfalls nahezu allesamt Multiinstrumentalisten vom Fach sind, in keiner Weise schmälern. Ganz im Gegenteil: In ihrer Gesamtheit agiert die Band wie ein frisch geöltes Uhrwerk, alle tragen ihren Part zur hervorragenden Stimmung bei. ‘I’m Alive’ ist Opener und stellvertretend für die gesamte Show, ‘All You Zombies’ verströmt Gänsehaut pur und das Don Henley-Cover von ‘The Boys Of Summer’ ist einfach nur zum Heulen schön. Weitere Songs herauszupicken würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, The Hooters haben bei 75 Minuten Spielzeit sowieso nur Hits im Gepäck.

Gitarrenprimus Steve Vai tut sich da auf der Hauptbühne deutlich schwerer. Seine Fähigkeiten an seinen Ibanez-Babys stehen außer Frage, bei reiner Instrumentalmusik und Zurschaustellung des Könnens, will aber einfach nicht so richtig Stimmung aufkommen. Eingeläutet mit Ausschnitten des 80er-Streifens ‘Crossroads’ betritt Vai die Bühne und lässt seine Klampfen unentwegt singen. Trotz der nicht gerade überschwänglichen aber dennoch respektvollen Reaktionen des Publikums, scheint der Saitenvirtuose vollauf zufrieden und in seinem Element zu sein. Es sei eine große Ehre für ihn hier aufzutreten. Der wie immer nahezu perfekt austarierte Sound tut sein Übriges zur makellosen Zauberei Vais, die allerdings immer auch eine gewisse klinische Aura umgibt. Vorwerfen kann man dem Meister seiner Klasse also alles in allem nicht viel, gitarrenzentrierte Instrumentalmusik ist und bleibt allerdings eine Spielart, die den Kern der breiten Festivalmasse einfach nicht trifft.

Imperial State Amazing

Am Vortag noch über The Hellacopters gemeckert, wenn auch auf sehr hohem Niveau, gibt es bei Nicke Anderssons derzeitiger Hauptband Imperial State Electric nichts zu beanstanden. Über die Jahre hinweg hat sich hier ein Bandgefüge entwickelt, bei dem alle Teile nahtlos ineinander greifen. Sei es das nahezu synchrone Gitarrenposing des Gespanns Andersson/Egge, die teilweise dreistimmig gesungenen Refrains, oder der fliegende Instrumentenwechsel bei ‘Reptile Brain’ – Die Herren unterhalten hervorragend. Welcher Song der bislang vier Alben abgefeuert wird, erscheint hier fast zweitrangig: Imperial State Electric machen aus jedem Lied eine kleine Party, deren Energie sich unmittelbar auf das tanzende Publikum überträgt. ‘Anywhere Loud’, ‘More Than Enough Of Your Love’, oder ‘Sheltered In The Sand’ seien hier nur stellvertretend als Highlights genannt. Und wenn ‘I’ll Let You Down’ noch das unwiderstehliche Black Diamond-Intro vorausgeht und Dregen tatkräftige Gitarren-Unterstützung bei ‘Throwing Stones’ liefert, ist sowieso schon alles gesagt. Imperial State Electric liefern wie immer ab.

Neuer Heavy Metal, alter Heavy Metal

Ob der Headliner-Status der schwedischen Überflieger Sabaton nun gerechtfertigt ist oder nicht, sei mal dahingestellt, ihren unaufhaltsamen Siegeszug der letzten Jahre muss man allerdings neidlos anerkennen. Und so machen sich die Kriegsmetaller auf, um das Sweden Rock Festival gebührend zum Abschluss zu bringen und standesgemäß in Schutt und Asche zu legen. Folgt man der Show, die mit pompösen Panzern und exzessiver Unterstützung von Flammen- und Pyro-Artillerie vor übermächtiger Waffengewalt nur so strotzt, kann man sich auch sicher sein, dass Sabaton das ausgegebene Missionsziel auch anstandslos erreichen – Tonnenweise Munition in Form von ‘Ghost Division’ oder ‘Resist And Bite’ haben die Herren um Frontsoldat Joakim Brodén ohnehin mit an Bord. Und so kann man dann auch ruhigen Gewissens das Schlachtfeld verlassen und sich neuen Aufträgen widmen. In diesem Fall stehen die NWOBHM-Veteranen von Demon auf dem Plan, die im Zelt die ‘Night Of The Demon’ ausrufen. Die Briten wissen nämlich ebenfalls, wie man Songsalven der Kategorie ‘Into The Nightmare’ oder ‘Sign Of The Madman’ zielsicher abfeuert, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen. Hier sind einzig und allein die oldschooligen Klassiker und die starke Gesangleistung von Dave Hill verantwortlich für die ausgelassene Stimmung. Und so ergreift einem dann auch beim Verlassen des Zeltes und dem Bestaunen des finalen Sabaton-Feuerwerks die wohlige Erkenntnis, mal wieder eines der besten Festivals in Europa miterlebt zu haben.


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