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Lock Up: Shane Embury über NECROPOLIS TRANSPARENT

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In unserer aktuellen Juli-Ausgabe habt ihr schon gelesen, was Shane Embury über das neue Lock Up-Album NECROPOLIS TRANSPARENT denkt und was die Hintergründe dazu sind. Falls nicht, könnt ihr das Heft natürlich einzeln und innerhalb von Deutschland portofrei bestellen – wie alle anderen Hefte auch. Alle Infos dazu findet ihr unter www.metal-hammer.de/einzelheft.

Das ausführliche Gespräch folgt jetzt:

Shane, im Jahr 2009 hast du im Vorfeld des britischen “Damnation Fests”, bei dem ihr mit Lock Up als Headliner gebucht worden seid, noch verkündet, dass diese Show wohl die letzte in der Karriere der Band sein wird. Doch offensichtlich habt ihr es euch anders überlegt – 2010 seid ihr bei diversen Festivals aufgetreten, u.a. beim Party.san und dem Wacken:Open:Air. Jetzt gibt es sogar ein neues Album. Wieso habt ihr eure Meinung geändert?

Nun, als wir besagten Gig zugesagt haben, dachten wir noch, dass es besser ware, die Band zu Grabe zu tragen. Doch dann trafen wir uns, um für den Auftritt zu proben, und nach und nach stellte sich bei uns allen das Gefühl ein, dass es vielleicht eine gute Idee ware, dem Projekt noch eine weitere Chance zu geben. Hinzu kommt, dass unser Gitarrist Anton Reisenegger mit einigen Ideen für neue Lock Up-Songs ankam, die Tompa Lindberg, Nick Barker und mich total begeisterten. Also entschlossen wir uns, die Sache weiter voranzutreiben, buchten weitere Konzerte und arbeiteten an Liedern für das dritte Album.

Als du die Band 1998 mit Jesse Pintado und Nick Barker aus der Taufe gehoben hast, war das Ganze ein Spaß-Projekt für dich. Rein finanziell betrachtet, ist es das noch heute – doch haben Lock Up im Laufe der Jahre eine andere Bedeutung für dich bekommen?

Die Band war mir immer wichtig, eigentlich schon von Anfang an – ich denke auch, dass meine Persönlichkeit hier noch deutlicher zu Tage tritt als bei Napalm Death. Daher ich ärgere mich ein bisschen darüber, dass wir nicht mehr Zeit und Energie investiert haben, um Lock Up nach vorne zu bringen. Nach dem zweiten Album HATE BREEDS SUFFERING (aus dem Jahr 2002, Anm.d.A.) ging es wirklich voran, unser Zusammenspiel verbesserte sich, wir verschmolzen mehr zu einer Einheit. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir mehr Shows spielen sollen, doch irgendwie klappte das nicht, jeder war mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt. 

NECROPOLIS TRANSPARENT ist das erste Studioalbum ohne euren Gitarristen Jesse Pintado, der 2006 verstorben ist. Macht sich sein Fehlen deiner Ansicht nach in den Songs bemerkbar?

Als Person und Musiker ist Jesse natürlich nicht zu ersetzen, er hatte seinen ganz eigenen Stil. Doch wir haben in Anton Reisenegger einen Mann gefunden, der wirklich großartig Gitarre spielt und es zudem geschafft hat, den Band-Sound um einige neue Facetten zu bereichern. Wir wollten den vielen Grind- und Speed-Elementen schon länger etwas Düsteres entgegensetzen, und das haben wir nun geschafft. Daher denke ich, dass Lock Up durch ihn an Identität und Originalität gewonnen haben. Zudem ist er wirklich überaus kreativ. Wir mussten Anton oft sogar bremsen und ihn dazu überreden, sich ein paar Ideen für das nächste Album aufzusparen.

Ihr lebt alle nicht gerade ums Eck voneinander – wie schafft ihr es, dennoch ein Band-Gefühl zu entwickeln und auch mal gemeinsam zu proben?

Anton kommt nach Großbritannien, und wir treffen uns dann in Nick Barkers Proberaum, um die Song-Idee auszuarbeiten. Nick bringt sich ebenfalls stark ein, was Arrangements angeht – das war anfangs ungewohnt für mich, aber ich habe im Laufe der Zeit gemerkt, dass er ein hervorragendes Gespür dafür hat. Zu einigen Songs gibt es bereits Texte, wenn wir sie in ihrer Rohfassung aufnehmen. Die schicken wir dann an Tomas. Sollte es noch keine Lyrics geben, dann setzt er sich zu Hause in Schweden hin und überlegt sich etwas Passendes.

Du bist ja nicht nur bei Napalm Death und Lock Up aktiv, sondern hast auch zig andere Betätigungsfelder: Insidious Disease, Brujeria oder Venomous Concept zum Beispiel. Wie schaffst du das eigentlich zeitlich?

Mit Venomous Concept, Brujeria und Insidious Disease trete ich nicht so oft live auf, daher hält sich das im Rahmen. Manchmal gibt es natürlich Überschneidungen, und dann wird es stressig, aber das macht mir nichts aus, ich mag das sogar. Außerdem habe ich noch ein paar andere Projekte am Start – so spiele ich u.a. in einer Achtziger-Metal-Band namens Absolute Power. Wir haben im Mai eine Platte veröffentlicht, die allerdings nur digital erhältlich ist und nicht als CD im Laden steht. Des Weiteren möchte ich in ferner Zukunft gerne eine Scheibe machen, die sehr ruhige Musik enthält und mehr in Richtung Soundtrack geht. Mal sehen, was daraus wird…

Für die meisten Fans ist dein Name aber untrennbar mit extremer Musik verbunden. Doch privat hörst du doch sicherlich nicht nur harten Sound, oder?

Nein, natürlich nicht. Ich liebe alle möglichen Arten von Musik, zum Beispiel …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, Retox, Sleepytime Gorilla Museum oder die Editors. Zu meinen Alltime-Faves zählen die Progressive-Punker Cardiacs und auch die Cocteau Twins.

Welche Qualitäten muss eine Band für dich haben, damit du in Erwägung ziehst, bei ihr einzusteigen?

Das kommt natürlich auf den Stil an. Aber wenn es sich um eine Death- oder Grind-Band handelt, dann würde ich sagen: Ein Drummer, der Beats spielt, die ich noch nie zuvor in dieser Form gehört habe, ist schon mal ein guter Anfang. Das fordert mich heraus und macht die Sache interessant. Aber auch die Atmosphäre ist wichtig – sowohl in Sachen Songs als auch in persönlicher Hinsicht. Wenn die Chemie innerhalb einer Band nicht stimmt, wird nichts draus. Eine positive Einstellung ist ebenfalls essentiell. Daher liebe ich zum Beispiel Mick Kenney von Anaal Nathrakh so sehr. Er hat selbst nach all den Jahren immer noch neue, frische Ideen und scheut sich nicht, Grenzen zu überschreiten und Regeln zu brechen.

Wenn du eine Band zusammenstellen könntest, in der du jede einzelne Position selbst besetzen darfst, wen würdest du auswählen?

Dirk Verbeuren von Soilwork an den Drums, Mick Kenney von Anaal Nathrakh an der Lead-Gitarre und Devin Townsend an der zweiten Axt. Devion darf auch noch den Background-Gesang übernehmen. Als Haupt-Vokalisten möchte ich Tim “Ripper” Owens und Elizabeth Fraser von den Cocteau Twins. Und wenn noch Platz für einen Keyboarder ist, dann bitte Rhys Fulber (Frontline Assembly, Fear Factory). Den Bass schnappe ich mir natürlich selbst. Unser Stil wäre einfach der Hammer, Blastbeats würden auf die bizarrsten, krassesten Tempowechsel treffen, die man sich vorstellen kann. Dazu könnten sich Devin und Tim Gesangsduelle liefern, während Elisabeth für die Melodien sorgt. Und Rhys und ich hätten unseren Spaß daran, einen coolen, düsteren Grund-Sound zu erschaffen. Einfach toll!

Noch mehr Lock Up bekommt ihr in unserer Juli-Ausgabe, die seit dem 15.06.2011 am Kiosk liegt – und auch noch vier fette Metallica-Poster mitbringt! Das Heft kann einzeln und innerhalb von Deutschland portofrei für 6,90 Euro per Post bestellt werden. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Einzelheft Metal Hammer 06/11“ an einzelheft@metal-hammer.de schicken.

Generell können natürlich alle Hefte auch einzeln nachbestellt werden – alle Infos dazu findet ihr unter www.metal-hammer.de/einzelheft.

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