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Maik Weicherts Kolumne: Metal gegen Pflegenotstand

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Heaven Shall Burn Maik Weichert
Heaven Shall Burn 19.03.2010 Session
Weimar – , Germany

Nun bin ich ja wirklich noch etwas zu jung, um mir Gedanken ums Altwerden zu machen, aber wenn ich den nervigen Versicherungsfutzis glauben darf, ist es trotzdem schon fast zu spät. Egal, darum soll es mir auch gar nicht gehen.

Aber wie jeder Andere stresse ich mich auch so durch den Alltag und bin immer mit allem voll eingespannt. Dann geh ich abends mal meine Oma besuchen und trete durch die Tür in so einem Altenwohnheim und bin plötzlich in einer ganz anderen, langsamen, abgekoppelten Welt. Unweigerlich wird man mit dem Gedanken konfrontiert, was denn mal wird, wenn man selber alt ist. Meine Oma, Baujahr 1909 übrigens und ostpreußisches Original, hat echt Schwein gehabt. Die Wohnstätte ist wirklich super, freundliche und kompetente Betreuer, zum Abendbrot singt eine Ordensschwester etwas mit Gitarrenbegleitung, alles ist sauber und hell – wenn man es sich leisten kann ist vom viel zitierten Pflegenotstand nichts zu spüren. Aber die meisten Leute hier haben für ihre verdiente Rente auch hart gearbeitet, das darf man nicht vergessen.

Was mich aber wirklich aufregt, sind viele Angehörige der Heimbewohner, die denken, „ach das ist das beste Heim, das man bekommen konnte, dann sind ja Oma und Opa, Mama und Papa bestens versorgt“. Als ob das Leben nur aus „satt und sauber“ besteht. Jedes Mal sehe ich die alten Leutchen im Gemeinschaftsbereich sitzen und wartend aus dem Fenster schauen, ob nicht doch mal jemand zu Besuch kommt. Die freuen sich sogar, wenn man ihnen nur mal freundlich zunickt und nach dem Befinden fragt. Selbst die Schwestern dort bemerkten schon, dass es ungewöhnlich sei, dass ein Enkel, drei bis vier Mal pro Woche vorbeischaut. Das hat mich schon verwundert und auch erschrocken. Aber man ist ja gestresst und kann morgen mal vorbeischauen…

Schon traurig, wenn die Alten in der Familie gar keine Rolle mehr spielen, nicht mehr um Rat gefragt werden und quasi neben der Familie her leben. Doch irgendwie ist die familiäre Bindung in so einer Lebenssituation natürlich auch die Rechnung die man für sein eigenes Leben bekommt. War man ein Arschloch-Opa, darf man sich auch nicht wundern, wenn im Alter die Kinder und Enkelchen nur zu Weihnachten auftauchen – man erntet quasi an Zuneigung, was man im Leben an Liebe gesät hat. Das klingt pathetisch und ist auch kein Zitat von mir, aber da ist viel Wahres dran! Meine Oma war immer lieb und cool und das bekommt sie nun zurück! Mann kann natürlich auch im Leben ordentlich und rücksichtslos Geld scheffeln und dann im Alter auf den Erbschleichereffekt bauen, aber diese Art von familiärer Zuneigung und Aufmerksamkeit ist nicht das Gleiche. Das ist eher so was wie geriatrische Prostitution.

Und wie werden in 50 Jahren, wenn ich mal in so eine Einrichtung einfahre, die Heime aussehen? Gibt’s da Internetanschluss?! (Man muss doch dann auch seine Kontakte bei altemheimVZ.net pflegen usw.) Gibt’s ein Playstation-Zimmer!? Mit was vertreibt man sich denn dann eigentlich so die Zeit? Wird der Zivi mich im Rollstuhl in die Konzerthalle zum Motörhead Konzert schieben?

Was bleibt denn von all dem Stress? Was bleibt von so einem Leben überhaupt übrig im Alter? Alles passt dann irgendwie in ein 25qm Zimmer, der Rest sind Erinnerungen und ein Stapel voll Fotoalben, bei mir dann vielleicht ein USB Stick mit Bildern. Und was ist erst, wenn einem selbst diese Erinnerungen nicht mehr bleiben oder nichts mehr sagen? Oder, was, wenn man ganz im Gegenteil sogar nur noch in seiner alten Zeit lebt und der Draht zur heutigen Welt langsam völlig verloren geht?

Ich habe gemerkt, dass in all diesen Umständen und Situationen eines beständig bleibt: die Liebe zur Musik! Egal, ob Schlaganfall, Demenz oder sonst was – sobald gesungen wird oder jemand eine Schallplatte auflegt, verändern sich die Menschen und sehen glücklicher aus. Musik scheint einen Kommunikationskanal direkt zum Herzen und zur Seele zu haben. Also werde ich, egal wie scheiße es mir geht, auch in einem kirchlichen Heim noch grinsen, wenn ich ne alte Endstille Platte durch die Boxen schroten lasse. Ich werde mich an die coolen Zeiten erinnern, die ich auf Festivals, Tourneen und Konzerten hatte. Viele meiner schönsten Erinnerungen sind direkt mit Musik verbunden und haben so das Potenzial, für immer gegenwärtig zu sein. Da können einem die vielen anderen Menschen, die keine große Liebe zur Musik haben, die einfach durch den schnelllebigen Castingshow-verseuchten und Radiochart-mäßigen Durchschnittsalltag treiben einfach nur leid tun!

Was ich sagen will ist einfach: Wir sind mit unserer Liebe zur harten Musik auf dem richtigen Weg. Es gibt im Metal zahllose Geschichten, Legenden und Klassiker! Es macht jetzt Spaß und wird auch immer so sein. Das macht die Aussicht aufs Alter doch viel weniger trübe finde ich!

 

Axel Jusseit Krefeld Germany
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