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Metal-Clubs: Das Helvete in Oberhausen öffnet die Höllentore

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Mit dem Bus oder einem Wegbier in der Hand zu Fuß vom Oberhausener Hauptbahnhof zu erreichen, befindet sich das Helvete in einem ehemaligen Brauereigebäude. Wo heute im Kneipenbereich zwei Billardtische platziert sind, standen früher noch kupferne Kessel, in denen das feuchte Gold hergestellt wurde. Darts wird auch gespielt, es gibt eine große Theke und jede Menge Sitzgelegenheiten. Von der urigen Kneipe aus geht es die Treppe hoch in die Raucherzone, oder eben die Treppe runter in den „Action-Bereich“. Hier findet sich der Club mit Tanzfläche zum gepflegten Abzappeln, die Tiki-Lounge für Cocktail-Freunde und der Bühnenbereich für die regelmäßig stattfindenden Konzerte, wo von Heavy Metal- bis Grindcore-Bands bereits Unmengen an (Underground-)Szenegrößen auf der Bühne gestanden sind.

Harte Arbeit

Vor acht Jahren setzte sich Gregor „Predi“ Woitzik, der uns exklusiv nicht verrät, wie er vor zwanzig Jahren zu seinem Spitznamen gekommen ist, in den Kopf, einen Metal-Laden zu eröffnen, der genau das bieten sollte, was ihm in anderen Locations fehlte. Nämlich die Unterteilbarkeit in Kneipen- und Party- beziehungsweise Konzertzone. Solch fixe Ideen haben sicher viele junge Leute, aber: Wie kommt man mit Mitte Zwanzig an das nötige Budget, um solch eine große Location einzurichten? „Der Laden ist auf unbestimmte Zeit gepachtet. Ich habe 2005 mit kleinen Konzerten im Ruhrgebiet angefangen. Dazu kam 2006, 2007 und 2008 das Ultima Ratio Festival, welches alle Male komplett ausverkauft war. Somit hatte ich irgendwann aus­reichend Geld zusammen. Ganz so einfach war das allerdings nicht, es spielte auch viel Glück mit. Dass alles so gut klappen wird, hätte ich niemals gedacht“, erklärt der mittlerweile 34-jährige Chef. Obwohl im Helvete der Fokus oftmals auf Konzerten der härteren Gangart liegt, steht der Club auch für Vielfalt. „Am besten besucht waren zum Beispiel ­Alestorm.

Freedom Call waren 2015 das Highlight für mich. Da die meisten Bands, die bei uns spielen, ein bisschen härter sind, war es schön zu sehen, dass auch so eine Band gut ankommt“, bricht er eine Lanze für den Heavy Metal, ohne zu vergessen, auch eine Anekdote aus dem Black Metal-Bereich zu erzählen: „Es passieren öfter obskure Geschichten. Jene, die ich gerne erzähle, ist die, als Denial Of God zum ersten Mal im Helvete gespielt haben. Natürlich flogen Maden, Gedärm et cetera ins Publikum. Das war schon sehr eklig, und die Lüftung stand danach auf Dauerbetrieb. Im Publikum war eine kleine Band, die zwei Wochen später im Helvete spielen sollte. Jene sammelte alles schön ein und packte es in eine Tüte. Bei dem Auftritt mit fünf weiteren Bands sollten sie als Opener spielen. Nach dem Intro holte die Band dann das Zeug aus der Tüte und warf es ins Publikum. Bei dem grässlichen Gestank flohen alle Gäste und das Konzerte musste abgebrochen werden. Ich glaube, die Band hat danach erst mal den Keller gewischt.“ Und der Legende nach von den anderen Gruppen, die trotz teils langer Anreise nicht mehr spielen durften, noch schön Linksrechts kassiert.
Schlecht für griesgrämige Black-Metaller ist allerdings, dass im Helvete auch Humor nicht verpönt ist. Was nutzt der schönste Keller, wenn er bereits von lachenden Normalmetallern bevölkert wird? So gibt es neben den Metal-Partys (bei denen die verschiedensten Genres bedient werden) auch mal „Karaoke Nacht – Singen für Bier“ oder die berühmt-berüchtigte „Bravo Hits Party“ – wer DJ Benne schon mal erlebt hat, weiß, wie nah Genie und Wahnsinn oder Roxette und Slayer beieinanderliegen können. „‘Karaoke für Bier’ ist fast eine richtige Metal-Party, nur dass die Gäste sich ihr Bier verdienen können. Ich finde, ein wenig Abwechslung hat noch keinem geschadet. Und offensichtlich funktioniert es ziemlich gut. Die Schaum-Party beispielsweise kommt jedes Jahr super an. Hauptsache, die Gäste haben Spaß“, fasst Predi den allgemein lockeren Gustus im Helvete zusammen. Das Helvete oder die Helvete? Das hält hier jeder so, wie er meint. Und während im Ruhrpott und der Umgebung wohl 90 Prozent aller Leute die Betonung auf die zweite Silbe legen, souffliert eine junge, nur wenigen Redakteuren bekannte Dame aus Norwegen, dass die Betonung eigentlich auf der ersten Silbe liegen muss. Wieder höllisch was gelernt

Infos zum Helvete

Eröffnungsdatum: 1.12.2007

Kapazität: 560 (300 Club + 200 Kneipe + 60 Tiki-Lounge)

Riff-Disco:  Jedes Wochenende mit Variationen bei den Genres, ab 19 Uhr

Adresse: Friedrich-Karl-Str. 63, 46045 Oberhausen

Website: www.helvete.de

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