
Dass selbst Produzentenguru Dave Cobb (Rival Sons, Jason Isbell) nicht aus jeder Band stets das Beste herauszuholen vermag und sein Name zwangsläufig ein hervorragendes Albumresultat garantiert, hatte zuletzt das eher mediokre Ergebnis seiner Zusammenarbeit mit den belgischen The Sore Losers demonstriert. Ganz anders verhält es sich jedoch bei der erstmaligen Kollaboration mit All Them Witches auf deren viertem Album: Klanglich hat der in Nashville basierten Band die Essenz ihres bisherigen Schaffens niemand zuvor so eindringlich entlockt wie Cobb.
Zwischen feingliedrigem Psychedelic-, Blues- und US-amerikanischem Roots-Sound, aber auch deutlich grobkörnigen Gitarren-Feedbacks, streckenweise an Lou Reed gemahnendem Sprech-gesangstoizismus oder knarziger Selbstdekonstruktion oszillierend, erinnert SLEEPING THROUGH THE WAR an ein Südstaaten-Jamboree, zu dem auch Jon Spencer Blues Explosion und The Jesus And Mary Chain geladen wurden. Hinter jeder Song-Gabelung eine andere potenzielle Wendung oder Horizont-erweiterung, können hier abgelegene Appalachen-Pfade sogar in noch weit fernöstlichere Gefilde führen und im Vorbeigehen The Doors (‘Alabaster’) grüßen. Und wenn am Ende Sänger/Bassist Charles Michael Parks mit Mundharmonika im Talking Blues ‘Guess I’ll Go Live On The Internet’ ebendiese alternative Existenzform lakonisch proklamiert, stehen sich die altbewährt-analoge und aktuelle digitale Welt reflektierend und komplementierend gegenüber.