
Ein Konzeptalbum angelehnt an Goethes ‘Faust’, jedoch mit allegorischen modernen Übertragungen, die unter anderem Silvio Berlusconi in die neue Betrachtungsperspektive miteinbeziehen? Klingt, zugegebenermaßen, gewagt bis gewollt. Dann wiederum sind Amplifier aber zum Glück auch nicht Bonfire, aus deren Beackerung von Schillers Werk THE RÄUBER (sic!) wurde oder irgendeine überambitionierte Provinz-Power Metal-Kapelle, die konzeptuell auf gewichtig macht, sondern Manchesters cleverste und faszinierendste Space Prog Rock-Band.
Gekonnt spielt das Quartett um Sänger, Gitarrist, Produzent und Artwork-Künstler Sel Balamir mit Pink Floyd’schen Farbmotiven vor dem Hintergrund an The Who gemahnenden, windmühlenschlagenden Rock-Oper-Grandezza, lässt in seinen dramatisch effektiven und zum Gros üppig angelegten Kompositionen fesselndes Songwriting nicht aus dem Auge, und seine Musikalität nie zum narzisstischen Selbstzweck verkommen. Dass darüber hinaus auch noch solch abgefahrene Bastarde herauskommen wie etwa ‘The Commotion (Big Time Party Maker)’, das Roxy Music, Bowie und Kula Shaker zusammen in den Mixer packt, schadet keineswegs.
Womit wir bei der Gretchenfrage wären. Nein, TRIPPIN’ WITH DR. FAUSTUS läuft dem fein- und vielgliedrigen Doppelalbum THE OCTOPUS (2011) als Amplifiers Opus Magnus zwar nicht den Rang ab, kommt diesem aber gefährlich näher als alle anderen Platten dazwischen.