Wer chronisch Trübsal bläst oder zum Lachen in den Keller geht, ist bei Chris Bay vollends deplatziert. Der Sänger/Gitarrist von Freedom Call ist für seinen lebensbejahenden, puren Optimismus versprühenden Melodic Metal berühmt und beliebt. Mit seinem ersten Soloalbum CHASING THE SUN erleichtert Bay nun erstmals sein prall gefülltes Song-Archiv von Nummern, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zu seiner Band gepasst hätten, ihm aber trotzdem am Herz liegen.
Eine völlig neue Welt öffnet sich für den ausgewiesenen Freedom Call-Fan jedoch nicht, denn auch hier verbünden sich durchweg eingängige Melodien, die einigen Schwermetallern sicher zu brav klingen dürften, mit nur moderat gehärteten Riff-Gitarren. Wer allerdings genau hinhört, entdeckt Spurenelemente von bis dato unbekannten Wave-Einflüssen (‘Move On’) mit – zumindest für Bay – ungewohnt tiefer Stimme, sein Faible für die Beatles (‘Hollywood Dancer’), The Cult/INXS (‘Misty Rain’), die bunten Siebziger Jahre (‘Radio Starlight’) oder Duran Duran (‘Bad Boyz’). Der Mann ist in seiner poppigen Ausrichtung eben konsequent und nimmt dafür billigend in Kauf, dass sein Soloalbum an anderer Stelle möglicherweise hemmungslos verrissen wird. Respekt!