Der Zweitling der schwedischen Rocker Lugnet ist ein Werk, das einen zwiegespalten zurücklässt. Einerseits ist es nämlich reif, kreativ und schlichtweg gut – andererseits macht es einen inkonsequenten und irgendwie allgemein verwirrten Eindruck. Das liegt vor allem an einer Tatsache: Die Band, bei der mittlerweile Mitglieder von Angel Witch, Troubled Horse und mit Johan Solander ein gänzlich neuer Sänger beteiligt sind, kann sich offenbar nicht entscheiden, was für Musik sie eigentlich spielen will. Hard Rock der alten Schule mit Jon Lord-Gedächtnisorgel und bluesigen Gitarrensoli? Gerne! Angedoomter, Sabbathiger Riff-Rock mit Prog-Einschlägen? Auch das! Psychedelische Gitarreneffekthascherei in Überlänge? Ja, bitte! An und für sich sind das alles tolle musikalische Angelegenheiten – die Lugnet (was auf Schwedisch Ruhe bedeutet) auch definitiv beherrschen. Nur säuft das Album dadurch leider teilweise in der eigenen Ambition ab.
🛒 TALES FROM THE GREAT BEYOND bei AmazonSo wird der Hörer zum Beispiel mit ‘In Harvest Time’, einem rasanten Hüftschwinger, der auch aus dem Spätwerk einer Siebziger-Größe entstammen könnte, aufgeheizt, nur um danach mit ‘Another World’ mit durch den Phaser gejagten Stoner-Riffs und wabernder Räucherstäbchenatmosphäre abgekühlt zu werden. Beides gute Songs – aber vielleicht nicht zusammen auf einem Album. Wer über solch einen Mischmasch hinwegsehen kann, bekommt mit TALES FROM THE GREAT BEYOND definitiv ein starkes Album.
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