Vorsicht: Rein numerisch gesehen führt der Band-Name personell genauso schnell aufs Glatteis wie das prominente Verwandtschaftsverhältnis von Sänger/Gitarrist Seb Byford musikalisch. Das Trio um den Twen-Sohn von Saxon-Frontlegende Biff hat mit Hard Rock oder metallischer Erbverwaltung nämlich herzlich wenig am Hut. Vielmehr orientiert man sich – Grunge-geschult – an modernerem und sympathisch verquerem Alternative Rock von Queens Of The Stone Age bis zu (frühen) Radiohead und wartet darüber hinaus mit einem herrlich angepunkten Pub-Proleten-Charme auf, der eher in der Ecke Sex Pistols, Sleaford Mods oder Oasis zu verorten ist.
🛒 LOST ART OF CONVERSATION bei AmazonWenn Seb und Band, wie etwa in ‘Gimme Something’, so klingen, als würden sich die Kinks, John Lydon und die Vines einen musikalischen Schlagabtausch in der Londoner Gosse liefern, während Zaungast Bobby Gillespie noch darüber nachdenkt, ob er den Produzenten-Job nun annehmen soll oder nicht, hat das alles verdammt viel Charme und geizt nicht mit ungestümen Rock-Reizen – von den überraschenden wie immer wieder coolen Saxofoneinsätzen ganz zu schweigen. Naked Six kochen mit diesem überdurchschnittlichen Debüt jedenfalls ihr ganz eigenes Süppchen und könnten damit sogar für eine potenzielle neue Welle angepunkter britischer Alternative Rock-Bands eine Art Pionierleistung vollbringen. Für metallische Puristen und Traditionalisten hingegen dürfte dieser doch deutlich weit vom Stamm gefallene Apfel vermutlich schwerer zu verdauen sein.