Bei Nocte Obducta weiß man nie genau, was man bekommt – sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Nach einer experimentellen Phase infolge der Dinner Auf Uranos-Episode kamen die deutschen Schwarzmaler mit MOGONTIACUM (NACHDEM DIE NACHT HERABGESUNKEN) 2016 wieder im Black Metal-Kosmos an.
Auf TOTHOLZ (EIN RAUNEN AUS DEM KLAMMWALD) knüpft die Gruppe um Marcel Breuer daran an: Der instrumentale Einstieg ‘Innsmouth Hotel’ verbreitet gänsehäutiges Gruseln und legt den Grundstein für die angriffslustige, aber stets tiefgründig-atmosphärische Raserei im Folgenden, die sich zwischen aggressiven Riff-Ausbrüchen und doomigen Passagen des Verweilens bewegt (‘Die Kirche der wachenden Kinder’, ‘Ein stählernes Lied’).
Dass sphärische Elemente und akustische Klangspielereien (‘Wiedergänger Blues’) weiter eine Rolle spielen, versteht sich von selbst und macht die Eigenständigkeit Nocte Obductas aus. Thematisch gelingt es der Band dagegen, nach vorherigem Versinken in Selbstreferenz in ihrer wunderbaren, aus Kritik und Naturmystik gewobenen Lyrik aufzugehen: Songs wie das mächtige ‘Trollgott’ oder das unheimlich eindringliche Titelbollwerk faszinieren und verzaubern, werfen zugleich Fragen und emotionales Chaos auf – und lassen den Hörer nicht mehr los.
Mit diesen Tugenden kommen Nocte Obducta endlich wieder in ihrer begeisternden Paradedisziplin an – wie lange sie dort verweilen werden, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt.