Zugegeben: Politisch motivierte Bands können echt anstrengend sein, wenn ihre Botschaft die musikalischen Inhalte zur Seite drückt. Ich gestehe außerdem: Brüllende Frauen machen mich immer nervös (wahrscheinlich eine postnatale Erscheinung eines jahrelang übernächtigten Familienvaters). Wieso ich mit dem neuen Otep-Album trotzdem bestens zurechtkomme? Einerseits, weil ich auf KULT 45 die durchgereckte Faust erkenne, die mich an Rage Against The Machine so beeindruckt hat, und andererseits, weil Frontfrau (diese Bezeichnung trifft hier mal hundertprozentig zu) Otep Shamaya nicht nur authentisch agiert, sondern ihre Stimme auch überaus abwechslungsreich einsetzt.
Die aktuelle Weltlage, Nazis, Trump und homophobe Arschgeigen scheinen der 38-Jährigen ein ganzes Munitionsarsenal geliefert zu haben, welches sie wortgewaltig kurz und klein hackt. Dazu gibt es rhythmisch akzentuierten Modern Metal zu hören, der auf dem New- und Rap Metal der Neunziger Jahre basiert, aber zeitgeistig in Szene gesetzt wird. Manchmal übertreibt es KULT 45 mit dem erhobenen Zeigefinger, denn nicht jede politische Attacke besitzt hohes musikalisches Potenzial, aber: Im Gesamteindruck ist das eine hochwertig groovende, meinungsstarke Protestbewegung.
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