Betrachtet man Sannhets bisherige Alben (KNOWN FLOOD, 2013) und REVISIONIST, 2015) mit all der ihnen innewohnenden Dissonanz, ihren Blastbeats, dem Tremolopicking und der Distortion, wirkt SO NUMB zuweilen wie die Ruhe nach dem Sturm. Der dritte Langspieler des Trios aus Brooklyn, New York, legt sich wohlig warm aufs Gemüt. Halleffekte erzeugen einen atmosphärischen, weitläufigen, fast schon weltvergessenen Sound, und die Gitarrenmotive sorgen für ein Gefühl der Geborgenheit und Euphorie.
Doch diese Harmonie trügt: Auf SO NUMB geht es darum, Probleme zu verdrängen, vor ihnen zu flüchten und sich zu betäuben. Der dadurch erlangte Seelenfrieden währt jedoch nur kurz und ist lediglich eine oberflächliche Täuschung – genau wie auf dem Album. Hört und sieht man genau hin, findet man auch hier Brutalität, Verzweiflung und Dissonanz. Fast unmerklich schwelt der Bass permanent bedrohlich im Hintergrund, erlangt hin und wieder die Überhand über die melodischen Riffs, bis beide in einer Wall Of Sound mit dem dynamischen Drum-Spiel verschmelzen. Eine absolute Gefühlsachterbahn, und genau deswegen großartig.