Sängerin Jutta Weinhold gehört seit Mitte der Achtziger zum deutschen Metal-Establishment. Neben Zed Yago veröffentlichte sie unter anderem mit Velvet Viper bis 1992 zwei Alben. Ein Vierteljahrhundert später holt sie die Band wieder aus der Versenkung – und geht stilistisch sogar noch einen Schritt weiter zurück. Während VELVET VIPER (1990) und THE 4TH QUEST FOR FANTASY (1992) Power Metal-Züge trugen, bezieht das Comeback-Album RESPICE FINEM seine Einflüsse größtenteils aus der NWOBHM-Ära. Speziell Iron Maiden bieten für eine Vielzahl der Riffs die Vorlage, und das ergibt durchaus Sinn – denn in diesen Passagen kommt die seit jeher stark dramatische, erzählerische Note von Weinhold wunderbar zum Tragen.
Das verhindert allerdings nicht, dass RESPICE FINEM mitunter ganz schön angestaubt klingt. Es fehlt an schöpferischer Wucht, manches fällt zu erwartungsgemäß aus, wenngleich alle musikalischen Vorgaben des Genres erfüllt werden. Ein Pluspunkt ist die klare und dennoch kraftvolle Produktion von Kai Hansen (unter anderem Helloween, Gamma Ray), welche RESPICE FINEM zumindest in Teilen einen zeitgeistigen Glanz verleiht. Für Traditionalisten, die hohen Wert auf pathetisch-melodiösen Heavy Metal legen, ist diese Wiederauferstehung sicher einen Testlauf wert.