Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Saitenhieb: Darf der das?

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Liebe Rocker!

Mille über alles! Mit Kreator hat Herr Petrozza von Anfang an ausschließlich knallharte metallische Qualität abgeliefert. Der 48-jährige Musiker steht für Glaubwürdigkeit, Integrität und Riffs aus purem Stahl. Aktuell stellt sich jedoch die Frage, ob sich der Essener diesen gehobenen, elitären Status gerade selbst zunichte­macht. Hineingezogen in dieses kleine Dilemma wurde Mille vom schweizerischen Interpreten Dagobert, der sich selbst als „Schnulzen­sänger aus den Bergen“ betitelt. Und dieser Dagobert hat nun für den 20. März seine neue Platte AFRIKA angekündigt (metal-hammer.de berichtete) – mit Gastbeiträgen unter anderem von… Na? Ihr ahnt es bereits. Genau: Mille Petrozza. Der deutsche Thrash-Papst ließ sich offenbar von einem nach Berlin ausgewanderten Schlagerbarden, der bereits im ‘ZDF Fernsehgarten’ aufgetreten ist, vor den Karren spannen. Betätigt hat sich der Kreator-Mastermind allem Anschein nach als Studiomusiker und spielte die Gitarrenspuren für Dagoberts Lied ‘Wir leben aneinander vorbei’ ein, wodurch der Facettenreichtum des Albums gen Scorpions erweitert worden sein soll.

Darf Mille das? Genießt der unbestechliche, stets authentische und ­seriöse Metal-Malocher jetzt etwa Narrenfreiheit? Sollen wir mal einen Praktikanten hinschicken, der ihn das selbst fragt? Lieber nicht, Welpenschutz geht vor – Petrozza würde unserem Abgesandten bestimmt etwas husten aka mal so richtig auf den Kopf scheißen! Und womit? Mit seinem gottgegebenen Recht! Mille darf (fast) alles. Wenn er sich zu seinen spärlichen Tantiemen, Merchandise-Einnahmen und Livegagen noch ein leicht verdientes, zusätzliches Taschengeld einfahren will, dann bitte. Wenn er Gefallen an einer anderen Musikrichtung neben Metal findet und ihm dieser sonische Ausflug den Kopf freipustet sowie Spaß bereitet, dann bitte. Wenn er diesen Dagobert vielleicht sogar persönlich kennt, richtig gut mit ihm kann und sein Studioeinsatz ein Freundschaftsdienst war, dann erst recht.

Davon abgesehen: Wer hat hier eigentlich das Schlageretikett ins Spiel gebracht? Denn Dagobert ist nur auf den ersten, flüchtigen Blick dem Schlager zuzuordnen. Erstens hat das renommierte Hamburger Label Buback (unter anderem Deichkind, Tocotronic und Jan Delay) den Liedermacher unter Vertrag genommen. Zweitens klingen die Songs von Dagobert sowohl textlich als auch musikalisch ganz und gar nicht nach Schlager, sondern eher nach Chanson für Indie-Nasen (ob das besser ist?).Wer sich selbst ein Bild machen will, kann sich gerne die Videos vom charmant-grüblerischen ‘Ich bin zu jung’ oder dem dunklen Liebeslied ­ ‘Morgens um halb vier’ reinziehen. Alle ahnungslosen Hater halten also besser ihren Mund.

Euer Lothar

 

 

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Saitenhieb: Ich hasse „Female Fronted“

Liebe Metalheads, man sollte ja meinen, dass man sich als Gesellschaft weiterentwickelt: über Missstände aufklärt, Ungerechtigkeiten aufdeckt, den Status quo verändert. Vor allem dafür sind Subkulturen wie unsere da! Anzuprangern, um einen Unterschied herbeizuführen und die Welt (zumindest in unserem kleinen Kosmos) etwas besser zu machen. Aber nicht immer ist jeder Versuch, einen Wandel herbeizuführen, sinnvoll. So wird mir, wenn es um die sogenannte Genre-Bezeichnung „Female Fronted“ geht, einfach nur schlecht. Wir alle kennen sie: die Playlists, die Themenabende, die Best Ofs. Irgendwann muss sich jemand (vermutlich ein Mann) gedacht haben, es wäre eine gute Idee, Bands mit Frontfrau eine…
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