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Saitenhieb: Früher war alles besser?

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Liebe Rocker!

in meinem Alter klingt man beim monatlichen Metal-Stammtisch mitunter wie ein greiser Mann, der vom Krieg erzählt. Egal, ob es sich um Ticket- oder Merch-Preise („Das ist doch absoluter Wucher!“), fehlende Hingabe an das Produkt („Wir haben uns früher zwei Wochen am Stück mit einer Platte auseinandergesetzt und jede Textzeile auswendig gelernt!“), den unverwechselbaren Klang analoger Produktionen („Heutzutage klingen doch alle Bands gleich. Allein der getriggerte Drumsound kotzt komplett an!“) – irgendwie lautet der Tenor stets: „Früher war alles besser!“

Wenn man mal die romantische Verklärung der Vergangenheit beiseitelässt (in der Sozialpsychologie spricht man von „Retro-Romantik“) und versucht, sich wirklich auf das zu besinnen, was damals passiert ist, lassen sich auch zahlreiche Punkte finden, die eher ungeil waren. Beispiel: Die Verfügbarkeit von Bands und Alben. Nur, weil die neue Scheibe am Vortag bei ‘Headbangers Ball’ angekündigt wurde, war das noch lange keine Garantie dafür, dass man diese auf dem bayerischen Land auch wirklich bekommen hat. Heute – ein Klick, garantiertes Lieferdatum beziehungsweise direkter Download, fertig.

War es wirklich besser?

Oder: Das berüchtigte Mixtape, die Urform der heutigen Playlist. Natürlich hat man sich mit liebevoller Kleinarbeit seinen eigenen Sampler zusammengeschustert – es kann mir aber keiner erzählen, dass es ein großartiges Erlebnis war, wenn diese eine verkackte Stelle auf der LP immer wieder gesprungen ist und selbst der legendäre Ein-Pfennig-Trick auf der Nadel nicht funktionierte. Kratzer sind auf digitalen Alben eher selten zu finden, und diese sind zudem permanent auf Abruf verfügbar. Selbst auf dem Dixi-Klo in Wacken beim Kacken. Und: Dass Bands heutzutage in der Lage sind, Alben dank Computer-Technik in einer Abstellkammer aufzunehmen, mag die Hardliner frösteln lassen, erhöht aber die Chancen für Newcomer, denen es nicht vergönnt ist, über ein hohes Budget zu verfügen.

Ergo: Es wachsen – trotz der Verkaufsflaute im Vergleich zu früher– viel mehr neue Kapellen nach. Diese Liste ließ sich noch um einige Punkte erweitern (wie geil hätte ich es in den Achtzigern und Neunzigern gefunden, wenn ich dank Social Media täglich Neuigkeiten von meinen Idolen hätte erhaschen können anstatt irgendwann erst zu Weihnachten die A YEAR AND A HALF IN THE LIFE OF METALLICA-VHS geschenkt zu bekommen!) – sprich: Die Fassade der angeblich „guten alten Zeit“ bröckelt. Unsere Eltern und Großeltern haben das ja schon damals behauptet: „Früher war alles besser!“ Wenn man das konsequent durchdenkt, landet man irgendwann in der Steinzeit. Und da war wirklich nicht alles besser: Es gab keine Stromgitarren.

Euer

Matthias

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Saitenhieb: Ich hasse „Female Fronted“

Liebe Metalheads, man sollte ja meinen, dass man sich als Gesellschaft weiterentwickelt: über Missstände aufklärt, Ungerechtigkeiten aufdeckt, den Status quo verändert. Vor allem dafür sind Subkulturen wie unsere da! Anzuprangern, um einen Unterschied herbeizuführen und die Welt (zumindest in unserem kleinen Kosmos) etwas besser zu machen. Aber nicht immer ist jeder Versuch, einen Wandel herbeizuführen, sinnvoll. So wird mir, wenn es um die sogenannte Genre-Bezeichnung „Female Fronted“ geht, einfach nur schlecht. Wir alle kennen sie: die Playlists, die Themenabende, die Best Ofs. Irgendwann muss sich jemand (vermutlich ein Mann) gedacht haben, es wäre eine gute Idee, Bands mit Frontfrau eine…
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