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Meinung

Saitenhieb: Keine Angst

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Rock am Ring, erster Tag, kurz nach halb neun. Die Stimmung ist prächtig: Nach einigen guten Konzerten machen Broilers vor einem idyllischen Sonnenuntergang richtig Laune und steigern die Vorfreude auf Rammstein ins Unermessliche. Doch dann passiert es:

Veranstalter Marek Lieberberg betritt mit versteinerter Miene die Bühne und bittet die Besucher zum geordneten Rückzug auf die Camping-Flächen – Terrorwarnung! Heute wissen wir, dass die „terroristische Gefährdungslage“ auf einem Schreibfehler beruhte und wohl nie eine konkrete Gefahr bestand.

Doch die Gefahr besteht. Nach vielen Anschlägen, darunter die furchtbare Tat im Pariser Bataclan beim Konzert von Eagles Of Death Metal, kommt der Terror immer näher: uns, und auch unserer Musik. Terroristen spielen mit unseren Ängsten, kreieren eine Paranoia, ein stetes Gefühl der Unsicherheit. Sie wollen uns das nehmen, was unsere Gesellschaft ausmacht: unser freies Leben und die Lust daran, diese Freiheit öffentlich auszukosten – ob auf Konzerten oder im Kino.

So wie auch am Montag vor Weihnachten: Ich hatte wenige Tage zuvor noch mit Mille über die zunehmende Bedrohung und Kreators musikalische Reaktion darauf gesprochen – und stand nun im „Zoopalast“ gegenüber des Breitscheidplatzes, um ‘Star Wars’ anzusehen. Ein ganz normaler Montagabend, eben.

Dann der Knall von draußen, rennende Menschen, Geschrei, Fluchtinstinkt; wohin, wenn da jetzt einer mit der Waffe reinrennt? Egal, wie nah man am Berliner Anschlag dran war – seine Eindrücke verfolgen uns alle: Sei es das ungläubige Tappen durch das Absperrband der Polizei oder das Bild vom Lkw mitten im Weihnachtsmarkt.

Trotzdem ist es jetzt wichtig, die Angst nicht überhand nehmen zu lassen. Denn genau darum geht es den Verursachern: Sie wollen unser Leben beeinträchtigen, uns unsere Freiheit nehmen. Situationen wie am Nürburgring oder reale Anschläge wie in Paris und Berlin wird es weiterhin geben.

Aber sparen wir uns deshalb die Besuche im Fußballstadion? Lassen wir Konzerte sausen, bleiben wir Festivals, Diskotheken und Lieblingskneipen fern? Nie im Leben! Denn das ist unser Leben, und es ist wichtiger als jemals zuvor, unser Verständnis davon zu verteidigen.

Ich habe keine Angst. Nicht vor Terror und nicht vor dem, was noch passieren kann. Und ich vertraue auf unsere Szene: Ich habe gesehen, wie 90.000 Menschen in wenigen Minuten zivilisiert den Acker räumten. Junge Leute – sicher nicht nüchtern, enttäuscht vom gestrichenen Headliner – zogen singend von dannen. Auf solche Reaktionen darf nicht nur Lieberberg stolz sein, darauf sollte die ganze Szene stolz sein.

Und damit meine ich alle Festival- und Konzertbesucher; denn selten ergab eine Unterteilung in Keep It True- und Wacken-Lager weniger Sinn als in diesen Zeiten. Wir alle sind unterschiedlich, na klar, doch wir leben für dasselbe: Wir leben für die Musik. Und die lassen wir uns von nichts und niemandem nehmen.

Eure Katrin

Dieser Artikel ist in der aktuellen METAL HAMMER-Ausgabe 08/2107 erschienen:

Die METAL HAMMER August-Ausgabe 2017: Accept vs. Blind Guardian, Hammerfall, Alice Cooper, With Full Force, Matapaloz u.v.a.

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