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Kiss KISSOLOGY VOL. 1: 1974 – 1977 Rezension

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Wenn Kiss sich entschließen, eine Kuh zu melken, muss die Milch hektoliterweise fließen, sonst machen sich die Herren Millionäre gar nicht erst die Hände schmutzig. Andererseits gibt es dafür dann auch die Vollbedienung – genau wie im Falle ihrer KISSOLOGY-Reihe. Drei Ausgaben wird es geben – die erste umfasst die Jahre 1974 – 1977 und bietet auf drei DVDs Konzerte, Konzerte, Konzerte.

Wer mehr erwartet, wird enttäuscht. Wer Kiss da sehen will, wo sie am besten sind, bekommt genau das: ihre Bühnen-Performance. Interessant sind die bisher nur von alten Tapes gekannten Auftritte der mittlerweile arg in die Jahre gekommenen Musiker allemal. Kiss sind jung und agil und spielen all die alten Klassiker ohne auch nur eine moderne Unterbrechung. ‘Nothing To Lose’, ‘Firehouse’, ‘Deuce’, ‘Hotter Than Hell’, ‘Strutter’ und so weiter sind alle am Start. Mehrmals sogar, denn neben diversen Konzerten mit ähnlicher Setlist werden auch viele TV-Specials und ähnliches gezeigt, in denen dann zum Beispiel zum x-ten Mal ‘Firehouse’ gespielt wird. Irgendwann nervt diese inflationäre Song-Wiederholung dann aber doch.

Das Beste an KISSOLOGY VOL. 1 ist sowieso auf DVD Drei verbannt – ein Konzert im Madison Square Garden in New York am 18. Februar 1977. Es zeigt Kiss unglaublich agil und energisch, ist atmosphärisch dicht und macht mit einer Konzentration auf sieben Songs einfach Spaß. Haken an der Sache: diese Scheibe liegt nicht allen KISSOLOGY VOL. 1 Ausgaben bei. Die dritte Disk gibt es in dieser Form nur bei manchen Editionen. Andere haben andere Gigs als Dreingabe. Der wirkliche Fan muss sich die Box also gleich drei Mal kaufen. Das nennt man Fan-Abzocke, denn etwas anderes ist es nicht. Zumal die Songs selber ohnehin schon auf den vorherigen DVDs enthalten sind.

Dass es außerdem keine Dokumentation der Kiss-Frühphase gibt, keine Hintergründe, keine Zusammenhänge, sondern allenfalls mal Schoten und Einschübe z.B. durch kleine TV-Interviews aus der Zeit, enttäuscht zusätzlich. Bauchbinden mit Song-Namen sollten ebenfalls nicht erwartet werden. Dafür werden die alten Songs im 5.1.-Sound präsentiert, was aber lächerlich ist, wenn die Original-Aufnahmen nur in Mono gemacht wurden.

Schade, wenn die eigentlich tolle Aussicht auf eine Zeitreise durch die langlebige Karriere einer der größten Rock-Bands der Welt so aufdringlich nach Geldmacherei stinkt. So zwingen Kiss ihre Fans, um bei der Milch zu bleiben, gleich den 50-Liter-Schlauch zu kaufen, obwohl nur 5 Liter gebraucht wurden. Aber Kiss-Fans sind es gewohnt, das Konto für ihre Helden arg belasten zu müssen – und einmal gekauft bekommen sie mit KISSOLOGY dann ja auch wieder viel Masse von der enthaltenen Klasse.

Tobias Gerber

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