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WE Interview mit Sänger Thomas Felberg

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In kompletter klanglicher Eigenregie und nicht wie zuletzt mit produktionstechnischer Unterstützung von Masters Of Reality-Guru Chris Goss eingespielt, laufen WE auf TENSION & RELEASE zu absoluter Höchstform auf. Klar gibt es immer noch genügend Rauchschwaden- Referenzen an die seligen Siebziger – und auch den gelegentlichen Kniefall vorm teutonischen Krautrock. Insgesamt jedoch haben WE nicht nur beim Songwriting einen drauf gelegt, sondern waren tonal wie thematisch bislang noch nie so stark im Hier und Jetzt verwurzelt.

„Es ist definitiv ein düstereres Album geworden,“ erläutert Sänger Thomas Felberg. „Ich meine, wir haben uns inhaltlich bereits genug im Kosmos rumgetrieben und über den Drogenschmuggel in den Siebzigern berichtet. TENSION & RELEASE ist das erste WE-Album, dass sich mit der Realität beschäftigt. Wir haben unsere kosmischen Motorräder runter gefahren und schauen uns etwas mehr auf der Erde um.“ Und hier ist eben nicht immer alles gut. Genau das beschreibt auch der Plattentitel: „Es bilden sich Spannungen auf und die müssen sich irgendwo entladen.“

Doch damit nicht genug bezüglich der absoluten Allzweck-Allgemeingültigkeit des Albumtitels. Auch im familiären Band-Alltag staut sich nach fünfzehn gemeinsamen Jahren immer wieder mal etwas auf. „Wir diskutieren viel miteinander“, so Thomas, „Zudem haben wir auch noch ein Bruderpaar in der Gruppe [Gitarrist „Don“ Andreas Dons Kirkvaag und Schlagzeuger Kristian Dons Kirkvaag, Anm. d. Verf.]. Das macht es auch nicht immer so einfach.“

Mit Jan Tariq Rui Rahman als festem Keyboarder hat die WE-Familie vor ein paar Jahren sogar noch Zuwachs bekommen. Ein Grund mehr, warum die üppigen Klanglandschaften von TENSION & RELEASE in ganz frischen Farben erstrahlen. „Da wir jetzt eine fünfköpfige Band sind, war es bei den Aufnahmen schon ein neues Band-Gefühl. Don musste sich etwas zurücknehmen und Jan Raum überlassen, aber er ist eben auch ein erstklassiger Musiker, der sich auch kompositorisch stark eingebracht hat“, erklärt Thomas. „Muss man ja auch nach vorne blicken, wenn man nicht auf der Stelle treten will.“

Davon kann im Falle TENSION & RELEASE nicht die Rede sein, reicht die Palette doch von fröhlichen Party-Krachern vom Schlage ‘(That’s Why) You’re So Fine’ bis zum abgedreht ausgedehntem Abschluss-Epos ‘Freaks In The Streets’. Und auch wenn der Rock’n’Roll sich nach Thomas Meinung inhaltlich nie zu weit mit dem politischen Zeigefinger aus dem Fenster lehnen sollte, ziehen WE diesmal den drogenversumpften Realitätsverlust ganz konkreter kritischer Wirklichkeitsbeobachtungen vor. „Der Song ‘Free Behind Bars’ handelt von der amerikanischen Botschaft in Oslo. Die Botschaft des angeblichen Landes der Freiheit muss sich hinter meterhohen Zäunen, Mauern und bewaffneten Beschützern verstecken. Das ist so paradox und nur eine der aktuellen Fragen, die wir auf dem Album aufwerfen“, so Thomas, „Ich glaube die Gegenwart sollte von der Vergangenheit lernen. Wir brauchen heutzutage wieder viel mehr Freaks, Hippies und Leute, die einfach anders denken.“

Wie wahr.

Frank Thießies
 

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