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Running Wild: 30 Jahre MASQUERADE

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Am 30. Oktober 1995 veröffentlichte die deutsche Heavy Metal-Band Running Wild ihr neuntes Studioalbum MASQUERADE – ein Werk, das musikalisch und konzeptionell einen Wendepunkt markierte. Zum ersten Mal in der Band-Geschichte blieb die Besetzung rund um Mastermind Rolf „Rock’n’Rolf“ Kasparek über zwei Alben hinweg unverändert, was dem Album eine spürbare kreative Geschlossenheit verlieh. MASQUERADE war der Auftakt zu einer Trilogie über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, die mit THE RIVALRY (1998) und VICTORY (2000) fortgesetzt wurde.

Running Wilds Abrechnung mit der Welt

Aufgenommen wurde das Album in Hannover, wobei das Schlagzeug separat im niedersächsischen Ort Bendestorf eingespielt wurde. Die Produktion klingt kraftvoll und klar, ohne den rauen Charme der Band zu verlieren.

Inhaltlich zeigt sich MASQUERADE von Running Wilds kompromisslosester Seite: Die Texte greifen mit scharfer Feder politische, religiöse und gesellschaftliche Missstände an. Das Cover lässt dabei keinen Raum für Interpretationen: Ein Politiker, ein Geistlicher und ein Offizier sitzen maskiert gemeinsam an einem Tisch und erschaffen ein menschenähnliches Wesen. Die Botschaft ist deutlich: Macht, Manipulation und Täuschung gehen Hand in Hand.

Auch musikalisch beibt die Band ihrer Linie treu, erweitert sie aber um neue Facetten. Während sich einige Songs mit Umweltzerstörung und atomarer Bedrohung auseinandersetzen, nehmen andere religiösen Fanatismus ins Visier und warnen davor, blind irgendwelchen Werten zu folgen. Doch Running Wild wären nicht Running Wild, wenn sie nicht auch die See besingen würden: Mit einem epischen Track über den Kampf gegen das Böse auf hoher See knüpfen sie an ihre piratenlastige Frühphase an, die mit Alben wie UNDER JOLLY ROGER (1987) Kultstatus erlangte.

Limitierte Editionen und Tournee

Zur Veröffentlichung erschienen zwei Sondereditionen in edlen Holzkisten. Während die eine lediglich eine neue Verpackung bot, enthielt die andere exklusive Extras wie eine Flagge mit Band-Logo, ein Video, ein erweitertes Booklet – und eine Flasche Rum mit einem Piraten auf dem Etikett. 1996 folgte eine Tournee durch Deutschland und die Schweiz, bei der MASQUERADE live zelebriert wurde.

Charts, Kritik und Nachklang

Trotz vereinzelter Stimmen, die der Band Ideenlosigkeit unterstellten, kam das Album gut an: Platz 54 in den deutschen Album-Charts und sieben Wochen in den Top 100 – ähnlich erfolgreich wie der Vorgänger BLACK HAND INN (1994). Die Neuauflage von 1999 wurde zudem um zwei Bonustracks ergänzt, was dem Album einen zusätzlichen Reiz verleiht.

Drei Jahrzehnte später bleibt MASQUERADE ein kraftvolles Statement gegen die Masken der Macht – und ein Beweis dafür, dass Running Wild mehr sind als nur Piratenromantik.


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Nuria Hochkirchen schreibt freiberuflich unter anderem für METAL HAMMER. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.

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