Zunächst scharen sich im Berliner K17 allerdings nur wenige Menschen, um die Vorgruppe No Heart Country zu begutachten. Schade eigentlich, schließlich zockt das Bielefelder Trio um den an Farin Urlaub erinnernden Sänger/Gitarristen Daniel Flöttmann eine zwar unaufgeregte, aber angenehm schrammlig-dunkle Post Punk-Mischung. Höhepunkte: Die interessante Alternation zwischen klarer und verzerrter Stimme über zwei Mikros sowie ‘Not Your Enemy’, ein herzzerreißender Song über Freundschaft. An Auftreten und Ausstrahlung auf der Bühne darf das um Jung-Bassist Lukas Flöttmann verstärkte Trio noch arbeiten; davon abgesehen erlebt Berlin 35 groovende Minuten, die mit Applaus und vereinzeltem Jubel belohnt werden.
Antimatter
Große Gesten zeigt im Anschluss Antimatter-Kopf Mick Moss, der zu ‘Firewalking’ mal die Hände zum stillen Gebet faltet, mal die Augen dahinter versteckt und mal durch das gleißende, toll inszenierte Licht watet. Live zeigen sich die Engländer aggressiver als auf Platte, natürlich kommen aber auch die typischen atmosphärischen Momente sowie Schwelgen in emotionaler Ergriffenheit nicht zu kurz.
Musikalisch gelingt der Sprung vom eben erschienenen THE JUDAS TABLE (‘Black Eyed Man’) hin zu älterem Material (‘The Last Laugh’) problemlos – die gut 120 Anwesenden lassen sich langsam, aber sicher von den aus Musik und Gefühl gesponnenen Wogen mitreißen und mal zum Tanzen, mal zum Headbangen bewegen – für letzteres eignet sich das neue ‘Can Of Worms’, das mit aufbrausenden Eruptionen einschlägt. Zwei interessante, wenn auch ruhigere Intermezzi stellen dagegen ‘Gagging Order’ von Moss’ Nebenprojekt Sleeping Pulse sowie das Pink Floyd-Cover ‘Welcome To The Machine’ dar.
Und während die Saitenfraktion ‘Leaving Eden’ laut mitsingt, verharrt Mick Moss – der über alle Maßen glaubhafte Protagonist – erst mit geschlossenen Augen, ringt sich dann aber zu einem Lächeln durch und bedankt sich für 15 Jahre Unterstützung und die weiterhin steigende Aufmerksamkeit. Wie sehr Antimatter diese verdienen, zeigt das große Finale mit dem wohl persönlichsten neuen ‘Stillborn Empires’, das nach 105 Minuten letzte Bewegungen aus der Meute kitzelt und einen wunderbaren Schlusspunkt setzt – oft sind es eben die kleinen Konzerte, die die größten Emotionen zutage fördern.