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Emigrate A MILLION DEGREES

Alternative Metal, Vertigo/Universal (11 Songs / VÖ: 30.11.)

6/ 7
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Allen Spekulationen zum Trotz steht jetzt also definitiv fest: Das neue Rammstein-Album kommt frühestens Anfang 2019. Wäre es anders, hätte ihr Gitarrist Richard Z. Kruspe die Veröffentlichung des dritten Albums A MILLION DEGREES seines Nebenprojekts Emigrate wohl verschieben müssen, da hausinterne Konkurrenz vom Management der Berliner Marketing-Profis nicht geduldet wird. So aber kann er seine neue Scheibe rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft präsentieren und deren Sisyphus-ähnliche Entstehungsgeschichte doch noch zu einem guten Ende bringen.

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Begonnen hatten die Arbeiten nämlich bereits 2015, bevor ein Wasserschaden in Kruspes Studio einen Großteil der Aufnahmen zerstörte, sodass das Prozedere bekanntlich noch einmal von vorne eingeleitet werden musste. Ende 2017 waren die Songs endlich im Kasten, 2018 wurde die Scheibe gemischt. Zwar klingt auch dieser Zeitplan nicht gerade nach blindem Aktionismus, aber angesichts seines berüchtigten Perfektionismus’ hätte man beim Rammstein-Klampfer durchaus mit noch längerer Produktionsdauer rechnen können.

Apropos Perfektionismus: Wie schon auf den beiden ersten Emigrate-Veröffentlichungen EMIGRATE (2007) und SILENT SO LONG (2014) überzeugt Kruspe elf neue Stücke lang auf allen Ebenen. Das fängt beim hochwertigen Songwriting an, das nach dem orientalisch angehauchten Opener ‘War’ nur einmal und nur kurz auf das teutonisch exakte Rammstein-Riffing zurückgreift (und zwar im besten Track des Albums, genannt ‘1234’, mit Gastsänger Ben Kowalewicz von Billy Talent), ansonsten aber auf internationale Sounds mit stilistisch farbenfroher Ausrichtung setzt, mitunter sogar bis an die Grenze zur Pop-Musik (Beispiele: ‘One Million Degrees’, das gewagte U2-Lookalike ‘You Are So Beautiful’ und auch ‘Lead You On’ mit der Französin Margaux Bossieux).

Darüber hinaus durchzieht viele Songs eine Art – nennen wir es mal so – britisches Wave/Gothic-Flair, mit The Sisters Of Mercy-meets-The Cure-Appeal und Querverweisen von Joy Division über Siouxsie And The Banshees bis hin zu Talking Heads (obschon die amerikanisch waren). Die spektakulärsten Gäste auf A MILLION DEGREES sind Rammstein-Kollege Till Lindemann in ‘Let’s Go’ und Cardinal Copia (Ghost) in ‘I’m Not Afraid’, überraschenderweise zwei eher etwas schwächere Nummern. Aber auch sie ändern nichts am durchweg überzeugenden Gesamteindruck einer Scheibe, die Kruspe abermals als glänzenden Musiker, profunden Song-Schreiber, Sänger (!) und Produzenten ausweist. Respekt und verdienter Soundcheck-Sieg!

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