Dass der gute Glenn Hughes nun schon Mitte Siebzig erreicht hat, sieht, hört und merkt man der britischen Legende gar nicht an. Zwar kann er – wenig überraschend – stimmlich nicht mehr ganz an seine hoch gesungenen Deep Purple-Tage anschließen, aber der Mann ist einfach rundum unermüdlich. Kaum war er bei der allseits aktiven Supergroup The Dead Daisies aus der Tür spaziert, reanimierte er Black Country Communion. Und die brauchen keine fünf Minuten lang mal nicht auf Tour zu sein, da kloppt Hughes schon ein neues Soloalbum raus. Wohlgemerkt: Das erste seit 2016, also eigentlich schon längst überfällig. Mit seinem neuesten Werk zeigt er sich in einem eleganten Limbo zwischen modernem Rock und oldschooligem Hard Rock. Los geht’s mit ‘Voice In My Head’, das fast symbolisch für diese Symbiose steht: erdige, fast schon dem Stoner Rock entliehene Riffs treffen auf schneidende Breaks und mit Wah-Wah verfunkte Passagen. Ähnlich bleibt es in ‘My Alibi’, das auch stark auf schwere Riffs setzt, während ‘Chosen’ ruhigere Töne aufweist. Eine modern-verträumte Halbballade, die auch Hughes’ starkes Bassspiel vorführt. Schnelle, gut gesetzte Rhythmen, die weit mehr bieten als nur das Fundament des Songs. Highlight der Platte ist allerdings das kiloschwere ‘The Lost Parade’. Hier macht der Tausendsassa mit seinem Gitarristen Soren Andersen seinem Kumpel Tony Iommi Konkurrenz – und haut nebenbei noch den kraftvollsten Schrei der ganzen Platte raus. CHOSEN darf definitiv von jedem genossen werden, der die Karriere des Musikers verfolgt – aber auch von jenen, die nur seine großen Projekte kennen.
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