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Dark Tranquillity: Niklas Sundin über PROJECTOR (1999)

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Was bedeutete das Album hinsichtlich der musikalischen Karriere von Dark Tranquillity?

Es war auf jeden Fall ein sehr anderes Album – vor allem wenn man die Zeit betrachtet, in der es erschienen ist. PROJECTOR war das erste Album der „Melodeath“-Szene (oder wie man sie auch immer nennen möchte), das klaren Gesang in diesem Ausmaß enthielt. Und jeder Aspekt der Musik hatte sich sehr von unserem früheren Stil entfernt.

Wolltet ihr mit dieser CD ein bestimmtes Ziel erreichen oder war es „einfach ein anderes Album“?

Kein Album ist „einfach nur ein anderes Album“. Für gewöhnlich liegen zwei bis drei Jahre Arbeit zwischen jedem Album und offen gesagt wäre es die Sache nicht wert, wenn man nicht denken würde, dass jedes Album etwas Besonderes ist. Ich glaube, wir wollten die Sache einfach durchziehen und das Studio mit einem Album verlassen, das so ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Viele Elemente und Spielstile auf dem Album waren völlig neu für uns, deswegen befürchteten wir natürlich, dass wir es komplett versauen könnten.

Was fällt dir als erstes ein, wenn du heute an diese Zeit zurückdenkst?

Es war eine interessante Zeit. Ich bin mir immer noch sicher, dass wir uns aufgelöst hätten, wenn wir kein Album aufgenommen hätten, das sich so dermaßen von unserem früheren Zeug unterschieden hat. Es war eine große Erleichterung, dass wir entschieden hatten, kein weiteres Album im Stile von THE GALLERY oder THE MIND’S I und stattdessen etwas völlig anderes zu machen.

Gibt eine seltsame oder lustige Geschichte aus dieser Zeit, die du uns erzählen kannst?

Hmmm… nicht wirklich. Studioaufnahmen finden wir nicht allzu spannend. Alles ist zu 100 Prozent geschrieben und vorbereitet. Außerdem sind wir mit dieser Arbeit sehr vertraut, deswegen passieren selten irgendwelche seltsamen oder unerwarteten Dinge. Es geht mehr darum, die Musik bestmöglich aufzunehmen, als sich in eine kreative Stimmung zu versetzen. Wir sind keine Band, die wilde Partys im Studio feiert oder ihre Zeit mit etwas anderem als Arbeit verbringt. Vielleicht ist es für die Leute interessant zu wissen, dass dieses Album eine der letzten Aufnahmen des alten Fredman-Studios war, bevor es umgezogen ist…

Wie waren damals die Reaktionen auf das Album?

Die Leute waren sehr überrascht, aber die meisten unserer alten Fans haben nach einer Weile den Zugang zum Album gefunden, auch wenn sie anfangs skeptisch waren. Die Reaktionen der Medien waren super: Viele „Album des Monats“-Beiträge und unsere erste Grammy-Nominierung.

Was hätte bei diesem Album besser gemacht werden können?

So denke ich nicht. Jedes Album ist eine Dokumentation unserer Ideen und Ambitionen, die wir während der Zeit der Aufnahmen hatten – egal ob gut oder schlecht. Es wird immer viele Dinge geben, die man anders machen könnte und natürlich werden in jeder Band ständig Kompromisse gemacht. Aber wenn wir etwas ändern würden, wäre es nicht mehr dasselbe Album. Deswegen bringt es nichts, darüber nachzudenken, wie die Platte mit einem anderen Gitarrensound, einer lauteren Snare oder ähnlichem aussehen würde. Das ist alles hypothetisch. Aber um etwas dazu zu sagen: Meiner Meinung nach ist ‘Day To End’ kein guter Song, aber damals hat es sich richtig angefühlt, ihn mit auf das Album zu nehmen, um alles etwas drastischer zu machen.

Welcher Song ist deiner Meinung nach der beste auf dem Album?

Das ist schwer zu sagen. ‘On Your Time’ ist sehr komplex, deswegen entscheide ich mich für ihn. Mit ein Grund ist sicherlich die Tatsache, dass wir ihn nie live gespielt haben, deswegen langweilt er mich noch nicht. ‘ThereIn’ ist beispielsweise ein toller Song, aber wir haben ihn in den letzten zehn Jahren auf fast jeder Show gespielt, deswegen ist er für uns nicht mehr so interessant.

War es das richtige Album zur richtigen Zeit?

Jedes Album repräsentiert das, was wir als Gruppe in der jeweiligen Zeit wollten, deswegen gibt es keine „falsche“ CD. Kommerziell gesehen bin ich mir sicher, dass wir mehr Erfolg gehabt hätten, wenn wir ein Album veröffentlich hätten, das mehr wie THE GALLERY geklungen hätte als PROJECTOR und die Platte mehr live präsentiert hätten, aber das war nie wichtig. Wir mussten dieses Album einfach zu dieser Zeit machen, um unsere Motivation und Kreativität aufrecht zu erhalten. Deswegen war es auf jeden Fall richtig.

Weitere Artikel im Dark Tranquillity Special:

>>> HAVEN (2000)

>>> DAMAGE DONE (2002)

>>> Zurück zum Anfang

Offizielles Video aus PROJECTOR: ‚Therein‘

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Borknagar: Hart am Grenzbereich

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