Im Pit bei: Lacrimosa

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Ein dunkler Schleier legt sich über die Sachsen-Anhaltinische Landeshauptstadt. Die Bewohner verriegeln ihre Tore, Katzen verziehen sich in ihre Schlupflöcher und die Straßen spuken vor Einsamkeit – die Gothen kommen. Ach so, wir haben 2012 und sitzen nicht in Oberhausen. Klischeemodus aus!

Lacrimosa sind eine der letzten großen Überbleibsel der Hochphase der Gothic-Szene Ende der 90er Jahre. Zumindest was Deutschland betrifft. Während hier die Schwarze Szene seit Jahren stagniert und die Kids vermehrt auf Pseudo-Gothic-Techno stehen, haben Lacrimosa im Ausland immer noch Superstarstatus.

Kein Wunder also, dass Lacrimosa an diesem Dienstag erstmalig nach sieben Jahren wieder in Magdeburg aufspielen. Für manchen Gast schon sieben Jahre zu viel, denn offenbar hört die Welt hinter der Stadtgrenze auf: „Die waren fast zehn Jahre weg vom Fenster, jetzt kommen sie wieder her. Auf einmal. Die brauchen bestimmt Geld.“ Ähm, genau.

Als besonderes Special zum aktuellen Album REVOLUTION hat sich der Wahlschweizer Tilo Wolff etwas besonderes ausgedacht: Keine Vorband, dafür drei Stunden Lacrimosa pur – mit einer knapp 30-minütigen Pause, in der der Frontmann sich unter seine Fans gesellt.

Wer immer noch glaubt, dass Tilo Wolff auf der Bühne den Klischee-Trauerklos mimt, hat entweder unsere Lacrimosa-Story im aktuellen Heft nicht gelesen oder in den vergangenen 20 Jahren nicht aufgepasst. Grinsen, rockend und tänzelnd schwingt der Fronter über Bühne. Er lacht, trauert und leidet bei Klassikern wie ‘Schakal’ oder ‘Alles Lüge’ und neuen Songs wie ‘Feuerzeug’ (bei dem sich Tilo persönlich ans Klavier setzt) oder ‘Irgendein Arsch ist immer unterwegs’.

Leider macht der Sound der üppigen Liederflut einen Strich durch die Rechnung. Stimme zu laut, Instrumente zu leise – nicht schön. So ist der verwöhnte Fan wirklich froh als ‘ Stolzes Herz’ vorbei ist und die Pause zur Soundverbesserung genutzt werden kann.

Richtig gut wird der Klang jedoch nicht mehr an diesem Abend. Schade. Auch kann man kritisieren, dass die Setlist zu viele Songs des unscheinbaren ECHOS-Album enthält und dafür Hits wie ‘Kabinett der Sinne’, ‘Vermächtnis der Sonne’, ‘Halt mich’ oder ‘Siehst du mich im Licht’ geopfert werden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Die nächste Tour kommt ja bald, vielleicht auch in Magdeburg.

Und hier die Setlist:

Lacrimosa Theme
Ich bin der brennende Komet
Malina
Schakal
Mandira Nabula
Feuerzeug
Lichtgestalt
If The World
Alles Lüge
Tränen der Sehnsucht
Alleine zu zweit
Irgendein Arsch ist immer unterwegs
Ein Hauch von Menschlichkeit
A Prayer For Your Heart
Apart
Stolzes Herz
– – –
Refugium
Ich verlasse heute dein Herz
Am Ende stehen wir zwei
Weil du Hilfe brauchst
Not Every Pain Hurts
Ohne dich ist alles nichts
Rote Sinfonie
Revolution
– – –
Der Morgen danach
Feuer
– – –
Copycat

Hier könnt ihr euch an ‘Revolution’ aus Dresden erfreuen:

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