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JOMSVIKING: Im Studio mit Amon Amarth

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First Kill

Johan Hegg mutiert vom gelassenen Erzähl-Opa zum blutrünstigen Bären. In Nullkommanichts prescht ein furioses Melodic Death Metal-Monster hervor. „I’m a lone man without home. I am an outlaw“, brüllt Hegg zum Mitgrölen. Erfrischend flirren epische Melodiebögen, wenn die Dramaturgie eine Ruhephase durch Gitarren-Tapping erfordert, was in einem großartigen, zweistimmigen Solo endet.

Wanderer

Ein Titel, der wie der Hammer auf den Nagel passt. Mit seinem stampfenden Groove bleibt ‘Wanderer’ minutenlang im gleichen, packenden Riffing haften. Nur sanft werden Melodien eingestreut – aber es ist stimmig, wie sie zauberhaft aus den düsteren Strukturen ausbrechen. Dabei wirken Amon Amarth nie feindselig, mehr heroisch dank epischer Melodielinien. Ihr Gespür für zwingendes Songwriting schließt in melodramatischen Clean-Gitarren.

On A Sea Of Blood

Keine Kompromisse im Kriegsgebiet: Amon Amarth entfachen ein Death Metal-Gebolze, das zu einer großen Hook führt. Mittels verspielter Harmonien gehen eigentlich schwerfällige Übergänge federleicht vorüber. Fließende Brutalität, die in einem intensiven Solo mündet, bevor die Hook fasziniert: „Out on this bloody sea, this is my prophecy.“ Ganz großer Song.

One Against All

Erhaben, doch leichtfüßig stolziert der Track an derben Death Metal-Riffs vorbei. „One Man“-Groupshouts erheben ‘One Against All’ zur Live-Granate. Dabei ist dieser Midtempo-Knaller weitaus technischer als die anderen, verliert aber nicht Amons Trademarks. Kein einziger Hänger, stringent durchgezogen, kompakt.

Raise Your Horns

Bereits der Titel spricht die Live-Qualitäten des Partyhits überhaupt an. Schleppend steigt Old School-Death Metal ein, tiefe Growls von Johan untermauern die Finsternis, dann nimmt der Track zur Hook hin Fahrt auf. Diese – relativ tief gesungen – ist wie gemacht fürs Arm-in-Arm-Liegen und Met-Verkleckern. Gregorianischer Mönchsgesang wird von der Melodiegitarre aufgenommen und zum feierwütigen Finale geleitet. Applaus, bitte.

The Way Of Vikings

Kurz aufatmen. Bläser ertönen, Johan ruft: „faster, stronger, fight“, dabei soll dieser Track auf dem Gesamtwerk eher das Schlusslicht bleiben. Doch sein Solo schraubt sich wieder windig schnell an zwei Spuren gewaltig hoch, die Hook glänzt wie jede andere mit strenger Stärke.

At Dawn’s First Light

Clean gespielte Gitarren machen den Anfang, Johan kommt mit seiner Erzählstimme in ungeahnte Tiefen, dass die Knochen bibbern. Plötzlich prescht es blitzartig los. Breakdown-artig wird der Rhythmus vor der Hook zerhackt, die Lead-Gitarre überholt pfeilschnell, dann ertönt das eindringliche „Run for your lifes“. Berechenbare Soli gibt es bei Amon nicht – es wird heftiger, als man zu träumen wagt. Süße Melodien verschmelzen im harmonischen Duett, bevor Johan wieder Wörter raunt.

One Thousand Burning Arrows

Wie die titelgebenden brennenden Pfeile regnet es warme Melodien. Eine Stimmung wie bei der Stille nach dem Untergang entsteht. Gemütliche Gitarren laden zum Wegträumen ein, Johan erzählt. Amon spielen die hohe Kunst der Harmonie und Erhabenheit voll aus, Streicher schmiegen sich an Death Metal-Gitarren. Hypnotische Weltvergessenheit.

Vengeance Is My Name

Knallhart geht’s direkt weiter, ungewohnt technische Riffs lassen daran zweifeln, dass dies hier die behäbigen Wikinger aus dem Norden sind. Die Riffs strahlen erfrischend lebhaft, flitzen davon, sind für die Luftgitarre zu Hause geschrieben. Am Ende lösen sich die Spielereien wohlwollend auf, bevor alles zurück ins derbe Death-Dickicht stürzt.

A Dream That Cannot Be

Statt kurz vorm Ende einen Lückenfüller einzuweben, folgt ein Gebretter, das die Topfpflanzen vom Fensterbrett katapultiert. Headbanging galore. Heavy Metal-Queen Doro taucht aus dem Nichts auf, nimmt nur leider etwas von der anfänglichen Wut und Kraft raus. Ihr Refrain hätte etwas knackiger kommen können, wirkt künstlich und gewöhnungsbedürftig. Wenn Doro in der Bridge aber so schrecklich-schön keift, sind alle Makel vergessen.

Back On Northern Shores

Das große Finale beginnt mit einnehmendem Tapping, dann Luftholen, als das Tempo drastisch fällt. Obligatorisch für’s bittere Ende ist die melodische Kraft, die Amon Amarth ausmacht. Flüssig zieht das Tempo wieder an, will zurück ins Tapping vom Anfang, bis ein Feuerwerk ausregnet.

Amon Amarth JOMSVIKING

Fazit

Amon Amarth haben ihr Meisterwerk erschaffen. Ein Album, das mit Vielseitigkeit und reichlich Spannungsbögen fesselt und fasziniert. Dabei herrscht nie übertriebene Arroganz oder künstlerischer Eigensinn. Stattdessen schrauben die Schweden knackige, in Symbiose aufgehende Song-Strukturen, die ihre erhabene Expertise offenlegen, ohne nach Neid haschen zu wollen. Gitarrenakrobat Andy Sneap war sowas von die richtige Wahl für diese vor Kunstfertigkeit schillernde Death Metal-Sinfonie.

Wer schon jetzt an den ersten Klängen von JOMSVIKING interessiert ist, sollte sich die METAL HAMMER-Ausgabe 04/2016 vorbestellen, die mit der weltexklusiven 7-Inch Sammler-Vinyl inklusive der Songs ‘First Kill’ und ‘At Dawns First Light’ daherkommt.


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