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Just Cause 3: Hochexplosiver Blödsinn

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Gelassen steht der Superagent auf dem Dach des Sportwagens. Dass der mit Höchstgeschwindigkeit über eine klapprige Piste rauscht, stört ihn nicht im Geringsten – im Gegensatz zu den grimmigen Soldaten am Rande der Fahrbahn, die das Feuer eröffnen. Bevor ihn die tödlichen Kugeln erreichen, zieht sich der Agent in voller Fahrt mit einem Greifhaken weit nach oben zur Spitze eines Sendeturmes – und feuert mit einem Granatwerfer auf die hoffnungslos überforderten Gegner. Während die Verstärkung der Soldaten eintrudelt, zückt der Agent erneut den Haken. Zwei- bis dreimal angelegt, und schon sind seine Gegner in einem Netz aus Stahlseilen gefangen. Der Einzelkämpfer zieht einmal kräftig, und die verhedderte Truppe saust kopfüber in Richtung eines Gastanks. Als sie den erreichen, drückt er auf einen Knopf, eine heftige Explosion sprengt den Tank – und katapultiert die Soldaten trudelnd ins Nirgendwo.

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Over-the-Top-Actionfest

Diese Szene aus „Just Cause 3“ klingt für Sie hanebüchen? Unrealistisch? Einfach nur dämlich? Gut! Denn genau so soll’s sein. „Wie viel Blödsinn steckt in ,Just Cause 3‘, in Prozent?“, wurde Avalanche-Studios-Chef Christofer Sundberg einmal gefragt. „70 Prozent“, antwortete der Schwede. Eine ehrliche Antwort – und eine fürs moderne Actionspielsegment wahrscheinlich höchst seltene. Denn Krawallgames von heute sind realistisch, düster und dramatisch. Selbst der futuristische Ego-Shooter „Call of Duty – Advanced Warfare“ drückt seinem virtuellen Krieg einen betont ernsten Stempel auf. „Just Cause“ jedoch schert sich von jeher einen feuchten Kehricht darum. Seit dem ersten Teil der Open-World-Sandbox-Saga feiern Sundberg und sein Team ein Overthe- Top-Actionfest ohne Sinn und Verstand. „Just Cause 3“ – das größtenteils im neu gegründeten New Yorker Studio entsteht – macht da keine Ausnahme.

Besetzte Idylle

Dabei erscheint die Geschichte von „Just Cause 3“ auf den ersten Blick ernst: Superagent Rico Rodriguez kehrt nach langer Zeit in seine Heimat – den Inselstaat Medici – zurück und findet eine handfeste Diktatur vor. Graffiti und Propaganda- Poster zieren die Mauern der armseligen Dörfer, Statuen des Unterdrückers General Di Ravello stehen unterm blauen Himmel. Das kann natürlich nicht angehen, ein Umsturz muss her. Und dass der nicht auf diplomatischem Wege verläuft, weiß jeder „Just Cause“-Fan. Zur Befreiung der diesmal mediterranen Insel nutzt Rico ein umfangreiches Waffenarsenal: Von Pistolen über Doppel-MPs bis zum Raketenwerfer ist alles dabei. Besonders Sprengwaffen reißen wirkungsvoll Löcher in den Propagandaapparat.

Nur Herumballern wird jedoch schnell langweilig – und mit komplexen, mehrstufigen Missionen wie in „GTA 5“ brauchen Sie in „Just Cause 3“ nicht zu rechnen. Die Kreativität liegt im Kampf selbst – und ihr Motor ist der berüchtigte Greifhaken. Mit dem ziehen Sie sich nicht nur blitzschnell jede Anhöhe und jedes Gebäude hinauf, sondern verknüpfen feindliche Soldaten mit jedwedem Gegenstand – etwa einem Helikopter oder dem erwähnten Gastank. Per Schultertaste erhöhen Sie die Spannung und schauen zu, wie der Unglückliche hinfort- oder entzweigerissen wird. In „Just Cause 3“ verbinden Sie bis zu fünf Elemente gleichzeitig. So ergeben sich in Kombination mit Waffen, der Umgebung und der ambitionierten Physik- Engine beinahe unbegrenzte Möglichkeiten, selbst mit absurden Bedrohungen fertig zu werden. Ergänzt wird das sinnvolle Tool durch zwei weitere: den optimierten Fallschirm und den brandneuen Fluganzug. So katapultieren Sie sich nahtlos in die Luft, gleiten in die Attacke – oder auch in Sicherheit, wenn mal die Luft brennt.

Genug Raum zum Toben

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Das Hinauf und Hinab ist essenziell für „Just Cause 3“. „Genau deshalb haben wir den Mittelmeerraum gewählt“, verrät Game Design Lead Francesco Antolini. „Überall sind Klippen, überall Vertikalen“. Zusätzlich gibt’s riesige Höhlensysteme und hohe Türme – also genug Raum, um sich auszutoben. Bisher ist die Action jedoch noch etwas chaotisch, da Sie meist nur Sekunden haben, um mit Haken und Waffe zu zielen. Vielleicht spendiert Avalanche dem Spiel ja noch eine Zeitlupe oder eine automatische Fixierung aus der Luft?

Ziemlich intuitiv funktioniert das Zusammenspiel der drei Gadgets aber bei der Fortbewegung: Nutzen Sie nicht die Schnellreise oder eines der vielen Fahrzeuge, um große Distanzen zu überbrücken, ist die Katapultier-Schweb-und-Gleit-Methode eine spaßige und zügige Angelegenheit. Zudem beherrscht Rico einige wahnwitzige Luftmanöver wie einen Purzelbaum in der Luft. Die sollen aber nur Laune machen und haben keinen besonderen Zweck. Von oben genießen Sie dann die Aussicht, denn auf Medici blühen grünes Gras und wunderschöne purpurne Blumenmeere vor dem Hintergrund der rauen Gebirge in der Ferne. Ladebildschirme gibt’s abseits der Schnellreise dank ausgereifter Streaming-Technologie gar nicht, auch die Auflösung ist deutlich höher als beim Vorgänger. Eine technische Offenbarung ist „Just Cause 3“ aber bisher nicht – bis auf die fulminanten, teils haushohen Explosionen und den satten Sound, der jeden Subwoofer so richtig fordert.

Fette Waffen in Chop Shops

Aber Schönheit ist eh Nebensache – schließlich geht’s Avalanche primär um Spaß durch Zerstörung. Wie die voranschreitet, haben Sie jetzt stets im Blick, denn die etwas irritierende Prozentanzeige des Vorgängers löst ein übersichtliches Icon-System ab. Erreichen Sie ein feindliches Areal, das Sie in Grund und Boden sprengen können – etwa eine Festung –, zeigt der Bildschirmrand entsprechende Symbole für Kaputtbares wie Propaganda-Lautsprecher, Versorgungsdepots oder Funktürme. Sind alle verschwunden, haben Sie Ihren Job gemacht. „Befreien“ Sie auf diese Weise ein Dorf, schalten Sie in der örtlichen Kirche den Priester frei. Hängen Ihnen zu viele Feinde im Nacken, erlöst Sie der Geistliche, und es herrscht wieder Ruhe – quasi das Pendant zur Werkstatt von „GTA“. In den Dörfern finden Sie außerdem Läden, über die Sie an wesentlich stärkere Waffen gelangen – wohlgemerkt zu einem viel erschwinglicheren Preis als zuvor. In diesen sogenannten Chop Shops kaufen Sie Krawallbüchsen wie die Wrath Gun: Dieser Raketenwerfer feuert acht Schwarmraketen auf vorher anvisierte Einzelziele, allerdings nicht direkt. Vielmehr schnappen Sie sich Leuchtfeuer, die nach Betätigung Rebellen auf den Plan rufen. Die werfen die gewünschte Ware dann einfach ab – ein irritierender Umweg, dessen Sinn sich bislang nicht so recht erschließt.

Prognose: Just Cause 3

Avalanche verfeinert bisher lediglich die Spielmechanik des Vorgängers. „Warum auch an funktionierenden Systemen herumwerkeln, die jeder gut findet?“, meint Christofer Sundberg. Die Erweiterung des Enterhakens sorgt für mehr kreative, der neue Wingsuit für Bewegungsfreiheit. Die Welt ist etwas größer und schöner, die Explosionen sind fetter. Trotzdem müssen die Schweden aufpassen, dass Rico nicht die Puste ausgeht, denn selbst die knalligste Action ermüdet irgendwann. So bleibt abzuwarten, was die Inselwelt Medici an Missionen bieten wird.

Erscheinungstermin „Just Cause 3“: 2015 für PC, PS4 und Xbox One.

Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de

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