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Kreator: Interview mit Chef Mille

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AT THE PULSE OF KAPITULATION nennt sich die Silberscheibe, auf der sich der Auftritt des Noise-Festivals von 1990 befindet. Manch älterem Kreator-Anhänger wird die Show bekannt vorkommen: Als LIVE IN EAST BERLIN wurde die Aufnahme bereits auf VHS veröffentlicht. Kreator-Sänger, -Gitarrist und -Chef Mille Petrozza ist von der Wiederveröffentlichung trotzdem begeistert: „Viele haben ja heute gar keinen Videorekorder mehr. Und wer weiß, wie viele Bänder heute überhaupt noch existieren! Es wurde höchste Zeit, die Show in aktueller Bild- und Tonqualität zugänglich zu machen.“

Kreator waren, zusammen mit ihren Vor-Bands Tankard, Coroner und Sabbat, die erste westdeutsche Metal-Band, die nach dem Fall der Mauer, aber noch vor Auflösung der DDR, in Ostberlin spielte. Dass das Konzert unter dem Banner der Wiedervereinigung eine ganz spezielle Bedeutung erhält, war Mille damals aber noch nicht bewusst: „Wir waren damals noch jung und naiv. Jeder Auftritt war etwas ganz Besonderes – insofern war auch dieses ein ganz normales Konzert. Die Bedeutung ist uns erst viel später klar geworden.“ Ein Grund mehr, LIVE IN EAST BERLIN nun in angemessener Qualität unter das vereinigte Volk zu bringen.

Für AT THE PULSE OF KAPITULATION wurde viel Arbeitszeit in die alten Aufnahmen gesteckt. Eine Überarbeitung war nämlich dringend nötig: „Das ging schon bei der Kameraführung los“, erinnert sich Mille. „Wir hatten nur vier Kameras mit Kameramännern, die keine Ahnung hatten, wie sie uns richtig filmen sollten. Das war ein furchtbares Gewackel und Gezoome.“ Zum Glück konnten Kreator aber auf die Originalbänder zurückgreifen, diese digital überarbeiten und völlig neu zusammenschneiden. „Trotzdem haben wir diesen 90er-Jahre-Look beibehalten – das war uns wichtig.“ Der Ton hingegen ist absolut auf dem neuesten Stand – er wurde von Andy Sneap in 5.1-Surround gemixt.

Von wegen, früher sei alles besser gewesen. „Ich bin froh, heute nicht mehr unter solchen Zuständen und mit solchem Equipment arbeiten zu müssen“, lobt Mille die schöne neue Digitalwelt. Die Metal-Szene hingegen erfreute sich damals (noch) allerbester Gesundheit. „Alles war klein und übersichtlich, der Zusammenhalt war damals ein ganz anderer.“ Daher rekrutierten sich die Sicherheitsleute auf dem Konzert auch aus fleißigen Metal-Fans, die ihren Beitrag leisten wollten. Zu sehen ist das in der Dokumentation THE PAST AND NOW, die Zeitzeugen von damals und rückblickend von heute zu Wort kommen lässt.

Der andere Teil der zweistündigen DVD zeigt den Kreator-Horrorfilm HALLUCINATIVE COMAS – einen Kurzfilm zum COMA OF SOULS-Album von 1990. „HALLUCINATIVE COMAS ist sozusagen eine Serie von Video-Clips mit Rahmenhandlung. Der neue Director`s Cut von Andreas Marshall gefällt uns sehr viel besser als die alte Version!“ Die alte Version war zwar länger, wurde aber mangels Budget mit Interviews und Live-Aufnahmen der Band künstlich in die Länge gezogen. Jetzt steht die Story im Vordergrund, die Mille so zusammenfasst: „Die Handlung basiert auf dem Song ‘Terror Zone’. Die Hauptfigur Dr. Wagner erforscht die Tiefen seiner Psyche und ist bald zu grausamen Taten fähig.“

Diese grausamen Taten führen in HALLUCINATIVE COMAS zu einer kurzen Splatter-Szene – und brachte AT THE PULSE OF KAPITULATION das Prädikat „Keine Jugendfreigabe“ ein. Ergo: nur Fans, die mindestens so alt sind wie die Aufnahmen selbst, kommen in den Genuss der unzensierten DVD. Für Mille ein Reizthema: „Die Behörden haben scheinbar seit neuestem etwas gegen uns. Unsere vorherige Live-DVD wurde nach drei Jahren auf dem Markt indiziert – wegen 20 Jahre alter Texte!“

Manche Dinge waren früher dann wohl doch besser.
 

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