Am 11.08.2011 starb mit ex. Warrant-Sänger Jani Lane ein Musiker, der wie wenige andere im unaufhörlich siechenden Sunset Strips gefangen war. Ein Nachruf.
So schockierend wie für manche Hörer alles ist, was nicht wie das metallisch-musikalische Äquivalent eines Massakers klingt, bohrt sich die Nachricht von Jani Lanes überraschendem Tod in das Herz der Hair Metal-Gemeinde. Wenn es jemanden gab, der in der Poser-Rolle unfreiwillig gefangen war wie ein tragischer Clown, dann Jani Lane.
Ein glühender Anhänger des Liedguts der großen Gesten und mit Queen, Boston, Foreigner, Cheap Trick und den Eagles bestens geschult, war Lane nach Warrants großem Debüt-Durchbruch mit DIRTY ROTTEN FILTHY STINKING RICH (1989) Zeit seines verbleibenden Lebens in der verengenden Sackgasse des unaufhörlich siechenden Sunset Strips gefangen. CHERRY PIE (1990) – beziehungsweise vielmehr der Titelsong jenes zweiten Warrant Albums – wurde ihm zum Verhängnis und Fluch, egal wie erwachsen, ernsthaft, emotional und ebenbürtig eingängig die restlichen Songs waren, die auf Augenhöhe mit den Altvorderen des melodischen Rock standen.
Da konnte das famose DOG EAT DOG (1992) auch noch so weitergehend kompositorisch emanzipatorisch sein, das Ende des pompösen Pop Metal zu Anfang der Neunziger war längst besiegelt, und Lane und Warrant zu einer Fußabtreter-Note des dominanten medialen Härte- und Grunge-Geschmackdiktats degradiert. Mit Warrant machte Lane noch zwei wenigstens veritable Alben (ULTRAPHOBIC (1995), BELLY TO BELLY (1996)), dann war 2004 endgültig Schluss.
Es wurde stiller um den einstigen Posterboy – Alkohol, Drogen und physische Aufgeschwemmtheit, die Zeichen einer gescheiterten Glam Rock-Gestalt, sichtbarer. Solo-Karrieren-Ambitionen BACK DOWN TO ONE (2003) scheiterten genauso wie – bis auf ein paar gemeinsame Gigs – der Warrant Reunion-Versuch 2008. Selbst dem Saints Of The Underground All-Star-Projekt mit Gitarrist Keri Kelli (Alice Cooper) und der letzten Ratt-Rhythmussektion aus Robbie Crane und Bobby Blotzer, haftete das Stigma der Abgehalftertheit an. Ihr LOVE THE SIN, HATE THE SINNER (2008) ließ den Genius-Glanz vermissen, mit dem Lane bislang seinen musikalischen Output lackiert hatte.
Am 11.08.2011 verstarb John Kennedy „Jani Lane“ Oswald als Vater von vier Kindern in einem Hotel in Los Angeles im Alter von 47 Jahren an den bislang ungeklärter Todesursache jenseits der bitter nagenden Unterbewertung.
Die Rockwelt hat in ihm nicht eine der größten Stimmen, aber sicherlich einen der begnadetsten Songschreiber des Melodic Rock verloren. Und das bislang offiziell unveröffentlichte, Spätneunziger-Soloalbum JABBERWOCKY wird über den illegal durchgesickerten Demo-Status wohl nur noch posthum die Popularität erlangen, die es seit jeher verdient hat.
R.I.P Jani Lane. Gibt es einen Glam-Gott und Ha(i)rd Rock-Himmel ist dir ein Ehrenplatz mit ewiger Kirschkuchen-Quarantäne sicher.
„Now the lights are going out,
Along the boulevard
Memories come rushing back and makes it pretty hard
I’ve got nowhere left to go
And no one really cares
I don’t know what to do
But I’m never giving up on you.“
(‘Heaven’, Warrant)
Kniefall.
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