Überschattet von Vorwürfen von unter anderem sexueller Nötigung spielten Rammstein gestern (7.6.2023) das erste Deutschlandkonzert ihrer Tournee. Groß war die Spannung, ob und wie die Band auf die aktuellen Ereignisse reagieren würde.

Vorschnell könnte man sagen: Gar nicht. Fans und Band feierten ein Rammstein-Konzert, wie man es kennt – laut, feurig, ausgelassen. Ansagen zur aktuellen Situation gab es nicht. Aber eben doch gravierende Detailänderungen.

‘Pussy’-Verzicht

Am auffälligsten: Rammstein verzichteten darauf, ‘Pussy’ zu spielen. Das sollte als Reaktion auf die anhaltenden und heftiger werdenden Vorwürfe der sexuellen Gewalt verstanden werden – zumal mit dem Song auch das Show-Element des Riesenpenis entfiel. Mit diesem schießt Till Lindemann Schaum in die Menge. So sehr während des Konzertes die Außenwelt ausgeblendet werden konnte, wäre dieser Effekt wohl der Tropfen zu viel gewesen.

Im Detail ließ sich außerdem beobachten, dass Lindemann nicht wie üblich mehrere Minuten lang (während des ‘Deutschland Remix’, zwischen ‘Zeit’ und ‘Deutschland’) von der Bühne verschwand. Gerüchten zufolge soll es während dieses Zeitraums wiederholt zu sexuellen Handlungen mit Fans gekommen sein – beim München-Konzert war Lindemann neben der Bühne zu sehen und beobachtete von dort seine Band-Kollegen.

Wie angekündigt gab es rund um das Konzert weder groß angelegte Aftershow- und Backstage-Partys noch die berüchtigte „Row Zero“ . Auch der Pop-up-Store in der Stadt wurde „aus produktionstechnischen Gründen“ zuvor abgesagt.

Die laufende Tournee wird überschattet von Vorwürfen gegen Personen aus dem Umfeld der Band und Till Lindemann, weibliche Fans zu sexuellen Handlungen gedrängt zu haben. Auch Vorwürfe, bei privaten Backstagepartys K.O.-Tropfen oder andere Betäubungsmittel verabreicht zu haben, stehen im Raum.

Nicht vorverurteilen

Die Band selbst äußerte sich zuletzt dazu: „Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.“ An die Fans gewandt heißt es weiter: „Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne. Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit.“

Darüber hinaus soll sich die Band von der Frau, die Fans für die „Partys“ rektrutiert haben soll, getrennt und eine Anwaltskanzlei engagiert haben, um die Vorgänge in den eigenen Reihen aufzuklären, heißt es in Medienberichten.

Rammstein spielen auch am 8., 10. und 11. Juni in München, gefolgt von weiteren Terminen in Europa und Deutschland.

Liebe Fans,

METAL HAMMER steht in der Pflicht, über die Entwicklungen rund um Rammstein zu berichten. Wir verurteilen dabei nicht, sondern informieren über die aktuelle Lage. Die Vorwürfe stehen im Raum – die Band bittet um Besonnenheit und Gelegenheit, Dinge zu klären – alles Weitere entwickelt sich. In welche Richtung, ist völlig offen.

Wir bleiben unvoreingenommen dran, weil uns und euch das wichtige Thema interessiert.

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