Wenn Szene-Urgesteine ein neues Album vorlegen, wird des Öfteren befürchtet, dass das Ganze etwas angestaubt und bieder klingen könnte – mitunter nicht ganz zu Unrecht. ACCU§ER ist das genaue Gegenteil, wirbelt mit seinen schnittigen Strukturen ordentlich Staub auf und wirkt zu jedem Moment frisch, energiegeladen und mitreißend. Und – jetzt kommen wir zur Hauptattraktion der zwölften Accu§er-Scheibe: Die Soli des zurückgekehrten Lead-Gitarristen René Schütz gehören zum Besten, was man in diesem Bereich 2020 präsentiert bekommt. Denn so rasant die Lieder auch davongaloppieren, Schütz kontert sie im Instrumentalteil mit so viel Liebe zur Melodie, dass man unter dem Kopfhörer entzückt an die ­großen Vorbilder Scorpions, Iron Maiden oder Gary Moore denkt.

Dazu drückt die Produktion mächtig und verleiht dem Material einen sehr zeitgeistigen Anstrich. Im Prinzip findet ACCU§ER einen Mittelwert zwischen der frühen, rasanten Old School-Thrash-Phase der Deutschen und den Groove-betonten, Pantera-lastigen Neunziger Jahren. Dieser Mix überzeugt auf voller Linie. Qualitativ stellt ACCU§ER das beste Werk in der Geschichte dieser Band dar (auch wenn es zwei, drei Lieder gibt, die nicht vollends zünden). Wer auf die letzten Testament-Alben und erwähnte Königssoli steht, muss hier reinhören.

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