30 Jahre Master Of Puppets

Master Of Puppets: Track By Track des Metallica-Meisterwerks (Teil 1)

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1986 gehört zu den besten Jahrgängen in der Geschichte des Heavy Metal. Nicht zuletzt dank eines Albums, das vier Jungs Anfang zwanzig veröffentlichen und ohne Single-Auskopplung oder Radiounterstützung zum Aushängeschild der Thrash-Szene avanciert: schnell, episch, melodisch, bretthart und von einer kompositorischen Virtuosität, die man Musikern dieses Alters kaum zutraut. Acht Lieder. 31 Jahre. 

‘Battery’

Welch ein Opener für solch ein grandioses Meisterwerk! ‘Battery’ gibt von Beginn an die forsche Marschrichtung der Scheibe vor. Sie lautet: der generellen Dramaturgie von RIDE THE LIGHTNING folgen, textlich und stilistisch jedoch die einzelnen Ideen noch stärker ausfeilen. ‘Battery’ startet deshalb – ebenso wie zwei Jahre zuvor das wüste ‘Fight Fire With Fire’ – mit Akustikgitarren (diesmal ist der Part etwas stärker spanisch angehaucht) und leitet übergangslos in ein raffiniertes, zweistimmiges Gitarren-Hook mit anschließendem Thrash Metal-Riff-Inferno über. „Lashing out the action, returning the reaction, weak are ripped and torn away“ formuliert Komponist James Hetfield (Co-Autor ist Lars Ulrich) seine erbarmungslosen Hasstiraden gegen eine allzu konformistische Welt, in der Manipulation und Hinterlist die dominierenden Übel sind. Dazu bearbeitet Ulrich nicht nur seine Snare wie ein Berserker, sondern trommelt sich durchgehend die Seele aus dem Leib. Besser hätte man in diese Kultscheibe nicht starten können.

„Wir hatten damals keinen Schimmer, welchen Einfluss dieses Album einmal haben würde.“ (Kirk Hammett)

‘Master Of Puppets’

Ganz geklärt ist bis heute nicht, weshalb sich Metallica in ‘Master Of ­Puppets’ ausgerechnet des Problems der Drogensucht annehmen. Ist Dave Mustaine, von dem man sich 1983 im Streit getrennt hatte, der (späte) Anlass? Dass Hetfield die Geschichte aus Sicht der Droge und nicht etwa aus der eines Abhängigen erzählt, gehört ebenfalls zur perfiden Logik der gesamten Scheibe. Wie schon bei RIDE THE LIGHTNING platzieren Metallica auch diesmal den Titel-Track an die zweite Position des Albums und zeigen sich stilistisch ungemein variantenreich. Dem thrashigen Beginn der Nummer folgt ein langer, epischer Instrumental-Part mit wunderbar zweistimmigen Lead-Gitarren, dann folgt die Wiederaufnahme des Gesangs über stampfenden Powerchords, und an­schließend ein wildes Gitarrensolo. ‘Master Of Puppets’ ist mit 8:32 Minuten der längste Track dieser Scheibe und einer der größten Metallica-Klassiker.

‘The Thing That Should Not Be’

Basierend auf dem H.P. Lovecraft-Fantasy-/Horrorschmöker ‘Dagon’ stellt dieser Song die Inspirationsfortsetzung zu ‘The Call Of Ktulu’ von RIDE THE LIGHTNING dar. In ‘Dagon’ steht der Begriff „The thing that should not be“ als Synonym für das Böse – dementsprechend düster legt Hammett sein Riffing an. Mit dieser Nummer zeigen sich Metallica als Meister eines experimentellen Thrash Metal, der auch progressive Querverweise zulässt und in Stimmung sowie Härtegrad mehrfach variiert. Erwähnenswert ist noch das abgedrehte Gitarrensolo im Mittelteil, das wie aus dem Nichts explodiert – und ebenso abrupt wieder abbricht. Schlagzeuger Lars Ulrich ist für seine Verhältnisse erstaunlich diszipliniert und sorgt lediglich dafür, dass die stampfenden Riffs von Hammett und Hetfield auch in den Drumgrooves ihren Widerhall finden.

‘Welcome Home (Sanitarium)’

Zusammen mit ‘Battery’ und ‘Master Of Puppets’ der dritte Klassiker dieser außergewöhnlichen Scheibe. Inszeniert als konzeptioneller Gegenentwurf zu ‘Fade To Black’ vom Vorgänger­album ist ‘Welcome Home (Sanitarium)’ offenkundig vom Jack Nicholson-Kinoknüller ‘Einer flog über das Kuckucksnest’ inspiriert. Das erwähnte Sanatorium ist also eher eine Irrenanstalt (politisch korrekt sollte man es wohl besser „Psychiatrische Klinik“ nennen). Angesichts des „irren“ Solos im letzten Drittel des Tracks kommt einem dennoch durchaus der archaische Begriff für Geistesheilstätten in den Sinn. ‘Welcome Home (Sanitarium)’ ist die reifste Nummer dieser Scheibe und weist erstmals auf jene kompositorische Erfolgsformel hin, die man fünf Jahre später auf dem schwarzen Album zuhauf finden kann und die ­Metallica endgültig zu Superstars macht.

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Das Heft kann einzeln und innerhalb von Deutschland für 7,90 Euro (inkl. Porto) per Post bestellt werden. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Einzelheft Metal Hammer 02/16“ an einzelheft@metal-hammer.deschicken.
Generell können natürlich alle Hefte auch einzeln nachbestellt werden – alle Infos dazu findet ihr unter www.metal-hammer.de/einzelheft.

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Pantera nahmen angeblich ein Live-Album auf

Am Wochenende kam es während eines Konzerts im First Avenue in Minnesota zu einer ziemlich überraschenden Ankündigung aus dem Hause Pantera. Ein Teil der Überraschung bestand allerdings daraus, dass an diesem Abend nicht, wie eigentlich angesagt, eine Band namens Cowboys From Hell in der Halle spielen wird, sondern tatsächlich die reformierten Groove-Giganten Pantera. Aber das war noch nicht alles. Haben Pantera ein Live-Album eingespielt? Laut dem Komiker Craig Gass, der als Supportact mit einem Stand-up-Set auftrat, sollte die gestrige Aufführung tatsächlich eine Live-Album-Aufnahme-Session für Pantera sein. Und zwar die erste ihrer Art, denn Pantera hätten nie ein Live-Album herausgebracht. Damit…
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