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Amenra MASS VI

Post Metal, Neurot/Cargo (6 Songs / VÖ: 20.10.)

7/ 7
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Es gibt Alben, die sind zu groß für Worte; die ausschließlich Gefühl, Empfindung, Trieb jenseits jedes Bewusstseins sind. Kaum eine andere Band kann diese Sensation des Kopfvergessens so zuverlässig heraufbeschwören wie Amenra. Auch wenn man ziemlich genau weiß, was einen nach dem zaghaft auftönenden Eröffnungs-Riff von MASS VI erwartet, bleibt einem das Herz vor freudiger Anspannung zwei Minuten lang fast komplett stehen, bevor ‘Children Of The Eye’ zum ersten Mal über einen hereinstürzt.

Wobei „freudig“ im Zusammenhang mit Amenra natürlich das falsche Wort ist. Die Belgier reißen Wunden offen, sezieren die eigenen Dämonen, ziehen den Hörer zuerst hinab in die tiefsten Abgründe, um ihn dann engelsgleich in höhere Sphären zu erheben. Bald verliert sich alles in Repetition, Reduktion und Kontrast. Drücken einen in einem Moment noch mächtige Gitarrenwände zu Boden, ist es die Spannung der Stille, die sich noch viel beschwerlicher auf die eigene Seele legt. Scheinen Colin Van Eeckhouts Schreie in einem Augenblick noch den eigenen Geist fast entzweizureißen, ist es sein fernes Flüstern, das schließlich Tränen in die Augen treibt. Kapitelhaft von Spoken Word-Tracks unterteilt, findet MASS VI in ‘A Solitary Reign’ zu voller Stärke.

Mit einem ungewöhnlich ausgefeilten Gitarrenthema und der wiederholt gesungenen Zeile „I see distance in your eyes“ erreichen Amenra die größtmögliche emotionale und musikalische Intensität. Fünf Jahre nach MASS V schafft es die Post Metal-Institution aus Gent, ihrem Narrativ einen weiteren Abschnitt hinzuzufügen, der sich nahtlos in das Gesamtwerk einfügt und doch eine ganz neue Geschichte erzählt. Dabei bleibt die Musik von Amenra das, was sie schon immer war: eine ganz eigene Form der Klangtherapie, die tongewordene Katharsis.

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